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Körper und Geist im Einklang

Typgerecht essen nach Ayurveda

Wie auch beim Yoga steht in der Lehre vom langen Leben – dem Ayurveda – der Mensch als Einheit von Körper, Geist und Seele im Mittelpunkt. Als gesund gilt, wer gut schläft, seine Nahrung gut verdaut, sich wohlfühlt und frei von Krankheiten ist.
Cornelia Höhn
20.11.2024  16:00 Uhr

Vor mehreren Tausend Jahren wurde zunächst in der altindischen Sprache Sanskrit Wissen zu einer gesunden Lebensweise, zur Förderung des Wohlbefindens und zur Heilung von Krankheiten überliefert, welches sich heutzutage auch in der westlichen Welt verbreitet hat.

Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz aus Ernährung, Bewegung, Meditation und Kräuterheilkunde verfolgt. Als wirksame medizinische Therapie ist der Ayurveda hierzulande mangels aussagefähiger Studien allerdings nicht anerkannt.

Nach ayurvedischer Auffassung wird der menschliche Körper aus drei Doshas, sieben Dhatus und drei Malas gebildet. Die Voraussetzung für Gesundheit ist, dass diese Aspekte im Gleichgewicht sind und der Stoffwechsel in Ordnung, das Agni also stark ist.

Nach der ayurvedischen Lehre ist jedem Menschen von Geburt an eine festgelegte Mischung der drei Doshas, also sein Konstitutionstyp (Prakriti), zu eigen. Das bestimmt nicht nur seinen Körperbau, die Persönlichkeit, Stärken, Schwächen, Vorlieben oder Abneigungen, sondern auch die Ernährungsbedürfnisse.

Die Bausteine des menschlichen Körpers sind dabei fünf Naturelemente:

  • Wasser → Körperflüssigkeiten
  • Feuer → Verdauung, Stoffwechsel
  • Erde → Körperstruktur
  • Luft → Bewegungsprozesse
  • Raum → Hohlorgane und -räume

Je zwei der fünf Elemente zeichnen für die Eigenschaften eines Doshas verantwortlich. In einer Person dominieren in der Regel ein bis zwei Doshas, die oder das andere sind nur schwach ausgeprägt.

Ayurvedisch ausgebildete Therapeuten bestimmen Prakriti durch körperliche Untersuchung, Pulstastung und Zungendiagnostik. Sie erfragen Ernährungsgewohnheiten, Lebensweise, Berufs- und Privatleben sowie momentane und vergangene Beschwerden oder Krankheiten. Entsprechende Fragenkataloge, die man in Büchern oder dem Internet findet, können dagegen lediglich eine grobe Einschätzung der eigenen Konstitution liefern.

Tagesablauf im Ayurveda

Die drei Doshas prägen auch einen idealen Tagesablauf, der in sechs Phasen eingeteilt wird: Wer morgens vor 6 Uhr aufsteht, dem verspricht die energiereiche Vata-Zeit, den Tag beweglich und frisch zu beginnen. Wer länger im Bett bleibt, läuft Gefahr, für die kommenden Stunden vom trägen Kapha ausgebremst zu werden.

Zuerst werden in der täglichen Morgenroutine über Nacht angesammelte Giftstoffe entfernt: Erst werden die Zähne geputzt, beispielsweise mit einer ayurvedischen Zahncreme, die entzündungshemmende Kräuter enthält. Darauf folgt Ölziehen, das traditionell mit Sesamöl durchgeführt wird. Hierzulande ist auch Kokosöl oder spezielles Mundspülöl beliebt. Das Öl wird einige Minuten im Mund bewegt und durch die Zahnzwischenräume gezogen, um Erreger im Mundraum zu reduzieren und das Zahnfleisch zu kräftigen. Anschließend wird das Öl im Hausmüll entsorgt. Zum Abschluss wird die Zunge mit einem Zungenschaber aus Kupfer oder Edelstahl von Belägen befreit, indem mehrmals sanft von hinten nach vorne geschabt und danach der Mund mit Wasser ausgespült wird.

Es wird empfohlen, anschließend einen halben Liter warmes Wasser, wenn verträglich mit Zitrone, zu trinken. Nach der nächtlichen Trinkpause befeuchtet es den Körper, stimuliert Agni und hilft, den Darm zeitig zu entleeren und damit von Abfallprodukten zu befreien. Das Wasser vorher zehn Minuten abzukochen, soll dessen entgiftende Wirkung verbessern.

Frühestens eine Stunde nach dem Aufstehen wird ein warmes, energiereiches und leicht verdauliches Frühstück verzehrt, beispielweise ein Getreidebrei mit gedünstetem Obst. Ab 10 Uhr bringt Pitta dann einen Energieschub, Geist und Körper laufen in dieser Phase auf Hochtouren. Um die Mittagszeit herum lodert das Verdauungsfeuer Agni am stärksten, also ist es Zeit für die Hauptmahlzeit. Eine kurze Meditation und ein kleiner Spaziergang wirken regenerierend, so ist man anschließend gewappnet für die zweite Tageshälfte. Von einem längeren Mittagsschlaf sollte besser abgesehen werden. Er fördert Kapha, macht daher antriebslos, was kreative und geistige Leistungsfähigkeit in der nachmittäglichen Vata-Phase beeinträchtigt.

Früh in der von Kapha dominierten Zeit wird ein leichtes, warmes Abendessen, etwa eine Gemüsesuppe, eingenommen. So bleibt vor dem Schlafengehen genug Zeit, zu verdauen. Nach einem Abendspaziergang oder entspannenden Sozialkontakten endet der Tag zeitig: Wer bis 22 Uhr zu Bett geht, dem hilft die Schwere von Kapha, gut einzuschlafen. Anschließend wirkt Pitta wieder regenerierend auf Körper und Geist, bevor in der von Vata dominierten zweiten Nachthälfte der ansteigende Cortisol-Spiegel einen neuen Tag einläutet.

Auch sportliche Aktivitäten haben ihren Platz im ayurvedischen Lebensstil, bevorzugt im Einklang mit dem eigenen Konstitutionstyp. Zu Personen mit viel Vata passt Tanzen oder Trampolinspringen. Dagegen trainieren Pitta-Dominierte am liebsten, um zu gewinnen, sei es beim Triathlon oder Fußball. Aufgrund ihres athletischen Körperbaus sind viele Sportarten für sie geeignet. Gemütlichen Kapha-Menschen fällt es mitunter schwer, sich zu motivieren. Ideal wäre eine Kombination aus Ausdauer- und Kraftsport. Sport sollte, soweit möglich, für die täglichen Kapha-Zeiten eingeplant werden: Wer morgens intensiv trainiert, nimmt Schwung und Energie mit in den Tag. Abends unterstützt entspannendes Hata Yoga oder Tai Chi einen sanften Ausklang.

Sechs Geschmacksrichtungen

Eine ausgewogene Ernährung wird im Ayurveda als Grundlage für Gesundheit und Wohlbefinden angesehen. Sie umfasst sechs Geschmacksrichtungen (Rasa), die alle idealerweise in jeder Mahlzeit vorkommen:

  • süß: stimmungsaufhellend, beruhigend; zum Beispiel Getreide, Kürbis, Karotten, viele Obstsorten, Milch
  • sauer: appetitanregend, verdauungsfördernd; zum Beispiel Zitrone, Tomate, Joghurt, Buttermilch
  • salzig: erhitzend, verdauungsanregend; zum Beispiel Salz, Sojasauce
  • scharf: stark erhitzend, schleimlösend, verdauungsfördernd; zum Beispiel Pfeffer, Ingwer, Chili
  • bitter: leicht kühlend, appetitanregend; zum Beispiel Chicorée, grünes Blattgemüse, frische Kräuter
  • herb: kühlend, trocknend, verdauungsfördernd; zum Beispiel Granatapfel, Hülsenfrüchte, Tofu

Aufgrund ihrer Eigenschaften und ihres Einflusses auf den menschlichen Organismus werden zudem sattvische, rajasische und tamasische Nahrungsmittel unterschieden. Sattvische Lebensmittel wie Vollkornprodukte, frisches Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, frische Milchprodukte und Ghee machen ausgeglichen und energiegeladen. Rajasische Lebensmittel sind etwa scharfe Gewürze, Zwiebeln, Knoblauch, Paprika, Koffein, Alkohol, Zucker; sie machen im Übermaß verzehrt aggressiv und ungeduldig. Tamasische Lebensmittel wie Fleisch, Hartkäse, H-Milch, Fertigprodukte oder in der Mikrowelle erhitztes Essen gelten als schwer verdaulich und sollen müde, träge und depressiv machen.

Wer sich ayurvedisch ernährt, bevorzugt also sattvische Nahrungsmittel, da sie gut verdaut und verwertet werden. Fisch, Eier und Fleisch können in Maßen ergänzt werden. Ein beliebtes, variantenreiches Mittagessen aus Gemüse, Hülsenfrüchten, Getreiden und gesunden Fetten ist zum Beispiel Dal. Es ist reich an Proteinen, Ballast- und Nährstoffen.

Drängt sich ein Dosha durch unpassende Nahrungsmittel, Lebensstil- oder Umwelteinflüsse in den Vordergrund, so gerät die individuelle Mischung aus der Balance. Das nennt man Vikriti, welches einhergeht mit geschwächtem Agni. Magen-Darm-Beschwerden wie Reflux, Völlegefühl oder Gastritis sowie Verstopfung und Blähungen, aber auch Müdigkeit nach dem Essen treten auf. Die Nahrung wird unvollständig abgebaut, resorbiert und ausgeschieden und es kommt zur Ansammlung von Ama. Daraus wiederum können Befindlichkeitsstörungen, Schwindel, Infekte, nachlassende körperliche und mentale Belastbarkeit sowie auf lange Sicht chronische Krankheiten mit verkürzter Lebensdauer resultieren.

Ermittelt ein ayurvedischer Therapeut ein erhöhtes Dosha, rät er, bevorzugt Geschmacksrichtungen zu verzehren, die dieses besänftigen. Eine Änderung des Tages- und Schlafrhythmus oder die Wahl einer anderen Sportart sind wirksame zusätzliche Maßnahmen, ebenso werden Heilkräuter, Ölmassagen und Meditation eingesetzt.

Zu viel Vata, Pitta oder Kapha

Erhöhtes Vata äußert sich in Erschöpfung, Unkonzentriertheit, Angst und Schlaflosigkeit sowie durch Verstopfung und Blähungen. Auch wiederkehrende Infekte, Kälteempfindlichkeit, Gelenkbeschwerden und Muskelverspannungen sind charakteristisch für einen Vata-Überschuss. Der Verzehr von süßen, sauren oder salzigen Lebensmitteln beruhigt erhöhtes Vata. Drei regelmäßige warme Mahlzeiten mit leicht verdaulichen, schonend gedünsteten Zutaten und gesunden Fetten sowie ausschließlich warme Getränke sind am bekömmlichsten. Kalte Getränke und Rohkost werden vermieden. Neben einer angepassten Ernährung stabilisiert ein strukturierter Tagesablauf mit ausreichend Schlaf. Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation sowie die Verwendung beruhigender Kräuter und Öle wirken harmonisierend.

Bei zu viel Pitta neigt die Person zu Reizbarkeit und Selbstkritik. Hitze wird schlecht toleriert, starkes Schwitzen und Durstgefühl sind charakteristisch. Sodbrennen und häufiger, lockerer Stuhlgang treten auf. Kühle und leichte Speisen, mit süßem, bitterem oder herbem Geschmack senken Pitta. Vier kleine Mahlzeiten täglich mit hohem Gemüse- und Rohkostanteil und gesunden Fetten werden empfohlen. Auf scharfes Essen und koffeinhaltige Heißgetränke wird verzichtet. Überhitzte Pitta-Menschen meiden die Sonne. Stressabbau oder Spaziergänge im schattigen Wald kühlen sie ab.

Antriebslosigkeit und Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Neigung zu Erkältung mit Sinusitis und produktivem Husten können einen Kapha-Überhang anzeigen. Um Kapha zu drosseln, sollte nicht zu viel oder zu schwer gegessen und regelmäßig gefastet werden. Zwei tägliche Mahlzeiten können ausreichend sein. Den trägen Kapha-Stoffwechsel kurbeln scharfe, bittere oder herbe Noten an. Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst sowie eine fettarme Zubereitung sind bekömmlich. Um der Lethargie entgegenzuwirken, wird empfohlen, aus täglichen Routinen auszubrechen, etwas Neues zu lernen und sich einen aktiveren Lebensstil zu schaffen.

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