Typhus, Cholera, Corona? Von früheren Seuchen lernen |
Welche Schlüsse ziehen die Historiker nun aus früheren Seuchen für den Umgang mit der aktuellen und mit künftigen Epidemien? In einer Art Fazit am Ende des Buchs fordern sie: Frühzeitig eingreifen, um neue Erreger schon am Ort ihres Entstehens einzugrenzen, dafür müsse die Weltgesundheitsorganisation WHO gestärkt werden. Die Flughäfen spielen eine Schlüsselrolle, um die Ausbreitung zu verhindern, dort müsse eine effektive Eindämmungsstrategie aufgebaut werden.
Regionales Vorgehen habe sich mehr bewährt als zentraler Durchgriff. Und Vorbeugen kostet weniger als hinterher die Schäden zu finanzieren. Leider, so die bittere Erkenntnis, sind wir nicht besonders lernfähig. »Es ist mehr als verwunderlich, dass nach jeder Pandemie in den verschiedensten Gremien gründliche Analysen durchgeführt und vorausgreifend Szenarien entworfen werden – und danach nichts bis wenig geschieht, um die nächste Pandemie im Vorhinein zu verhindern oder zu stoppen«, schreiben die Autoren.
Natürlich kommen Fangerau und Labisch nicht um die Frage herum, ob angesichts historischer Pandemien unsere Reaktion auf Covid-19 übertrieben ist. Handelt es sich also um eine »skandalisierte Krankheit«? »Ja und nein«, lautet die Antwort. Im Vergleich zu »echten Killern« mögen die Opferzahlen noch gering sein. Die eingeleiteten Maßnahmen seien dennoch sinnvoll als »prophylaktische Aktion gegen einen potenziell echten Killer«.