Umstrittener Gartenliebling |
Barbara Döring |
15.10.2024 12:00 Uhr |
Die Blätter und Samen des Kirschlorbeers enthalten cyanogene Glykoside, die sich beim Zerkauen durch Spaltung in Blausäure wandeln. / © Adobe Stock/daphnusia
Die dunkelgrünen, ledrigen, glänzenden Blätter des Kirschlorbeers ähneln jenen des echten Lorbeers. Doch anders als dieser zählt er nicht zu den Lorbeergewächsen, sondern ist den Rosengewächsen zuzuordnen und ist somit mit der Kirsche verwandt. Der bis zu 7 m hochwachsende Strauch ist das ganze Jahr über grün, die meisten Sorten sind winterhart. Im April und Mai zeigen sich die feinen weißen Blüten, die in einer mehr als 10 cm langen Traube zusammenstehen. Die haselnussgroßen, kugeligen Früchte sind von August bis September reif und ähneln mit ihrer glänzend purpurschwarzen Farbe dunklen Süßkirschen.
Gemeiner Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
Gattung Prunus (Prunus)
Familie der Rosengewächse (Rosaceae)
Ursprünglich stammt der Kirschlorbeer aus Kleinasien und dem Südbalkan. Der niederländische Arzt und Botaniker Clusius brachte die Pflanze um 1570 nach Wien. Heute zählt der dicht wachsende und anspruchslose Strauch in Europa zu den beliebtesten Arten in Gärten und Parkanlagen. Problematisch für die Umwelt ist jedoch, dass sich Kirschlorbeer inzwischen zunehmend in Wäldern ausbreitet, zum Teil, weil Schnitt unzulässig an Waldrändern entsorgt wird. Forscher fanden heraus, dass die Pflanze dort heimische Arten verdrängt. Zudem verändert Kirschlorbeer die Bodenchemie und beeinträchtigt so die Bodenorganismen. Da seine Blüten nur wenig Nektar bilden, gilt der Kirschlorbeer auch für heimische Insekten als weitgehend wertlos. Zudem benötigt er viel Wasser.
In der Schweiz darf die Pflanze seit September 2024 nicht mehr verkauft und angepflanzt werden. Hierzulande raten unter anderen NABU und Stiftung Warentest Verbrauchern, keinen Kirschlorbeer zu pflanzen. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen relativiert: Würde Kirschlorbeer in Hecken so stark geschnitten, dass er keine Blüten ansetzt und Früchte entwickelt, sei das invasive Potenzial zu vernachlässigen. Zudem befänden sich an den Blättern Nektardrüsen, sodass Kirschlorbeer auch ohne Blüten ein reiches Nahrungsangebot für Insekten böte.