Umstrittener Gartenliebling |
Barbara Döring |
15.10.2024 12:00 Uhr |
Samen und Blätter des Kirschlorbeers sind aufgrund der enthaltenen cyanogenen Glykoside giftig. Werden sie zerkaut und verzehrt, bildet sich daraus Blausäure. Diese hemmt die Cytochrom-C-Oxidase der Atmungskette und bringt die Zellatmung zum Erliegen. Gefahr besteht vor allem für Kinder, die sich von den glänzenden Beeren verlocken lassen. Da sie jedoch sehr bitter schmecken, dürften sie die Früchte gleich wieder ausspucken. Symptome nach dem Verzehr von Pflanzenteilen sind rotes Gesicht, Kratzen im Hals, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Seltener kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel und Bewusstlosigkeit kommen. Werden mehr als zehn Früchte verzehrt, drohen Herzversagen und Atemstillstand. Auch Tiere wie Pferde, Kühe, Katzen, Hunde und Nagetiere können sich vergiften, wenn sie an der Pflanze knabbern. Die Blätter sind aufgrund der Gifte nicht kompostierbar.
Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollte man Pflanzenteile sofort aus dem Mund entfernen und eine der Giftnotrufnummern (siehe unten) oder den Notruf 112 wählen. Die Giftinformationszentren bieten rund um die Uhr telefonische Beratung bei Vergiftungen oder im Verdachtsfall. Als Erste Hilfe wird empfohlen, ein Glas stilles Wasser, Tee oder Saft zu trinken, um das Gift im Magen zu verdünnen. Nach dem Verzehr von mehr als drei Beeren ist die Gabe von Kohle und eine ärztliche Giftentfernung angezeigt.
Zubereitungen aus frischen Blättern des Kirschlorbeers finden in der Homöopathie unter der Bezeichnung Laurocerasus (Laur.) Verwendung. Sie sollen auf das Herz, die Atmung und die glatte Muskulatur wirken und Atembeschwerden bei Herzerkrankungen, Husten und Heiserkeit, starkes Herzklopfen sowie eine kältebedingte Minderdurchblutung der Haut und Kältefrösteln lindern.
In der Türkei lässt man sich von der Toxizität der Lorbeerkirsche nicht abschrecken. Da das Fruchtfleisch nur geringfügige Mengen an Glykosiden enthält und die Samen gekocht ungiftig sind, werden entkernte Beeren als Trockenobst verzehrt oder die Früchte zu Marmelade und Gelee verarbeitet. Kirschlorbeer wurde 2013 bei der Abstimmung des botanischen Sondergartens Wandsbek zur Giftpflanze des Jahres gewählt.
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