Umwelt und Mensch schonen |
Isabel Weinert |
04.04.2023 12:00 Uhr |
»Der Verbraucher muss sich selbst die Frage beantworten, was ihm wichtig ist«, erklärt Gast. Sollen Produkte keine petrochemischen Inhaltsstoffe enthalten, so sei ein Bio-Siegel eine gute Wahl. Wolle man vor allem ein Produkt im Sinne der Nachhaltigkeit, falle die Entscheidung am besten auf eines mit Umweltsiegel. Manchmal fallen die Interessen von Bioherstellern und Produzenten von Umweltsiegel-Produkten aber auch zusammen. Das trifft zum Beispiel auf den Einsatz von Mikroplastik zu. Diese dürfen weder in Produkten mit Umweltsiegel noch in solchen mit Bio-Siegel enthalten sein. Und voraussichtlich ab dem kommenden Jahr kommt das Aus für Mikroplastik gesetzlich und EU-weit verankert in allen Kosmetika und Körperpflegeprodukten, weiß Gast. In Teilen gilt das Verbot nicht sofort, sondern es gibt Übergangszeiten, aber es kommt, das steht fest. Schon jetzt haben die meisten Hersteller die winzigen Plastikteilchen größtenteils aus ihren Produkten verbannt. Dem sonst in der Umwelt entstehenden Mikroplastik entkommt der Mensch allerdings nicht. Es entsteht zum Beispiel bei jedem Schritt mit Gummisohlen-Schuhen und bei jeder Drehung eines Autoreifens. Doch immerhin beim Einsatz direkt am Körper ist ein Ende absehbar.
Um sich nachhaltig zu verhalten, kann jeder Einzelne außer der Suche nach den richtigen Siegeln eine weitere, sehr einfache Maßnahme ergreifen: feste Seifen und Shampoos anstelle flüssiger verwenden. Der Umwelt dient das gleich in mehrfacher Hinsicht: »Eine feste Seife belastet das Abwasser viel weniger«, so Gast. Konservierungsmittel werden in diesen Produkten nicht gebraucht. Die festen Stücke enthalten zudem meist weniger Parfum und auf jeden Fall keine Konservierungsstoffe. »Bei einer Flüssigseife hat man 30 Prozent Seifenanteil in der Gesamtmasse, das Ganze in einer Plastikflasche, oft noch mit Pumpe oben«, erklärt Gast. »Das heißt, man hat wenig wirksame Masse auf ein großes Volumen verteilt, was den Verpackungsaufwand erhöht. Das kostet auch mehr Energie beim Transport. Es passen schlicht weniger Flüssigseifenpackungen in einen Lkw als feste Seifenstücke. Das bedeutet, es braucht viel mehr Lkw zum Transport von Flüssigseifen als von festen Seifenstücken«, so der Experte.
Zudem braucht man eine größere Menge Flüssigseife, um die Hände so sauber zu bekommen wie mit einer geringeren Menge fester Seife, denn Letztere enthält das Konzentrat. Alles Gründe, warum Verbraucher mit dem Kauf fester Körperreinigungsprodukte schon eine Menge für die Umwelt leisten können. Die Hersteller ziehen nicht alle mit am selben Strang. Es gibt aber mittlerweile einige, die mehr und mehr auf feste Produkte umstellen. Wenn sich 80 Millionen Menschen waschen, dann macht es eben einen großen Unterschied, ob sie dafür ein Kilo nach Hause tragen oder drei bis vier bei den flüssigen Varianten.
Dabei erübrigt sich auch die Frage nach der Verpackung. »Würde alles Plastik ordnungsgemäß recycelt, wäre die Plastikverpackung weniger kritisch zu betrachten«, informiert Gast. Das sei aber nicht der Fall. Ein Großteil des Plastiks wird noch immer verbrannt. Deshalb spreche derzeit mehr für die Pappverpackung – und die umhüllt die festen Seifen und Shampoos, ohne dass diese noch einmal in Plastik verpackt sind.