Ungeahnte Wirkungen |
Barbara Döring |
28.04.2023 12:00 Uhr |
Die Petersilie liefert reichlich Vitamine. Erst nach der Blüte wird sie ungenießbar. / Foto: AdobeStock/HandmadePictures
Die Petersilie ist eine zweijährige Pflanze mit krautigem Wuchs und dunkelgrünen, würzig riechenden Blättern. Diese sind ein bis zwei Zentimeter lang und sitzen an leicht gerillten Stängeln. Bei Kulturformen sind die Blätter glatt oder kraus, wobei es geringe bis starke Kräuselungen gibt. Das Kraut wächst 30 bis 90 Zentimeter hoch und hat eine rübenförmige Wurzel. Im zweiten Wuchsjahr erscheinen von Juni bis Juli kleine grünlich-gelbe, etwa einen halben Zentimeter lange Blüten, die in Dolden zusammenstehen. Durch Insektenbestäubung entwickeln sich etwa zwei bis drei Millimeter kleine, braune Samenfrüchte. Nach der Fruchtreife stirbt die Pflanze ab.
Ursprünglich stammt die Petersilie aus den Mittelmeerländern Marokko, Tunesien, Algerien und Jordanien. Bereits im 3. Jahrhundert vor Christus wurde sie in einem griechischen Kochbuch als Küchenzutat erwähnt. Heute wird die Petersilie in Mitteleuropa in Gärten und auf Feldern kultiviert und wächst nur selten verwildert. Das Kraut gedeiht am besten auf frischen nährstoffreichen Lehmböden.
Petersilie (Petroselinum crispum)
Gattung Petroselinum (Petroselinum)
Familie der Doldenblüter (Apiaceae)
Im zweiten Wuchsjahr entwickelt die Petersilie nach der Blüte Samen, die nicht zum Verzehr geeignet sind. Sie enthalten Petersilienöl, in dem sich das Phenylpropan-Derivat Apiol findet, auch Petersilienkampfer genannt. Bereits die Blüten enthalten Apiol. Verblühen sie, steigt der Gehalt in Blättern und Stängeln. Apiol aktiviert die glatte Muskulatur von Blase, Darm und Uterus. Es kann in größeren Mengen abortiv wirken und zu Nierenreizung und Leberschäden führen. In früheren Zeiten wurde Petersilienöl für Abtreibungen genutzt, was vermutlich auch für die Frauen mitunter tödliche Folgen hatte. Die Alternativmedizin bietet Mittel aus Wurzeln oder Früchten, die jedoch nicht in der Schwangerschaft angewendet werden dürfen. In diesem Jahr wurde die Petersilie zur Giftpflanze des Jahres gewählt.
Bei Verdacht auf Vergiftung mit Petersilienöl sollte man sofort Pflanzenteile aus dem Mund entfernen und eine der Giftnotrufnummern (siehe unten) oder den Notruf 112 wählen. Die Giftinformationszentren bieten rund um die Uhr telefonische Beratung bei Vergiftungen oder im Verdachtsfall. Als Erste Hilfe wird empfohlen, ein Glas stilles Wasser, Tee oder Saft zu trinken, um das Gift im Magen zu verdünnen.
Petersilie regt die Nierentätigkeit und die Harnbildung an. In früheren Zeiten kam das Kraut als harn- und steintreibendes Mittel, zudem gegen Gelbsucht und Blähungen zum Einsatz. Der griechische Pflanzenname Petroselinum (petros = Stein, selinon = Sellerie) deutet auf die ehemalige Verwendung gegen Nieren- und Blasensteine hin. Auf Männer soll Petersilie aphrodisierend wirken. Die Naturheilkundlerin Hildegard von Bingen (1098–1179) setzte ihren »Herzwein« mit Petersilienstängeln an. Als Nahrungsergänzung ist Petersilie Bestandteil harntreibender Kräutermischungen oder als Frischpflanzensaft erhältlich.
Im ersten Wuchsjahr kann Petersilie gefahrlos verzehrt werden. Sie enthält gar große Mengen an Vitamin C sowie die Vitamine A, E, B1, B2, K, Folsäure und Eisen. Die glattblättrige Form ist aromatischer als die krause, da sie einen höheren Anteil ätherischer Öle enthält. Sie verfeinert Suppen, Soßen, Gemüse, Salate und Kartoffeln. Die krausen Blätter eignen sich gut zum Dekorieren von Speisen. Petersilie ist zudem Hauptbestandteil der Persillade, einer französischen Kräutermischung. Am besten wird Petersilie frisch geerntet verarbeitet, da sie getrocknet schnell ihr Aroma verliert. Sie kann aber auch gut eingefroren werden. Petersilienwurzel ist ebenfalls roh, gebraten oder in Suppen ein gesunder Genuss.
In den vergangenen Jahren wurde die Petersilie immer wieder von dem Pilz Septoria petroselini befallen, der eine Blattfleckenkrankheit verursacht. Infizierte Pflanzen sollten restlos aus dem Beet entfernt und über den Hausmüll entsorgt werden, damit sich die Pilzsporen nicht ausbreiten.