Unsicherheit ist Gift |
Die Apothekenteams würden weiter heruntergewirtschaftet, bessere Gehälter seien nicht in Sicht: Adexa-Bundesvorstand Andreas May kann der geplanten Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wenig abgewinnen. / Foto: Angela Pfeiffer
Aus Angestelltensicht muss man lange und genau hinschauen, um positive Aspekte im Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) für den Apothekenbereich zu finden.
Legt man die Erhöhung der Notdiensthonorare auf die Apotheken um, so kann man damit einen Monat lang eine PhiP, eine PTA-Praktikantin plus eine PKA-Azubi im dritten Ausbildungsjahr finanzieren. Für ein PKA-Monatsgehalt (Arbeitgeberbrutto) reicht es dagegen nicht, geschweige denn, um alternativ dem ganzen Team eine Inflationsausgleichsprämie zu bezahlen. Die ausgelobten 50 Millionen Euro machen nämlich gerade einmal etwa 2780 Euro pro Apotheke pro Jahr aus. Der Anfang 2023 erhöhte Kassenabschlag soll erst 2025 wieder gesenkt werden, also noch ein ganzes Jahr bei 2,00 Euro verharren.
Die neuen Aufgaben in der Versorgung und die Telepharmazie werden zeitnah keine relevanten Mehrumsätze und Gewinne generieren, die für bessere Gehälter zur Verfügung stünden. Und die PTA sind nicht für die Leitung einer Apotheke ausgebildet und überdies selbst ein Mangelberuf. Einmal ganz abgesehen von der derzeit ungeregelten Haftungsfrage.
Entbürokratisierung klingt natürlich gut und ist auch sehr wünschenswert. Flexible Öffnungszeiten, die aus der Notlage wegen fehlender Teammitglieder resultieren, sind aber nur Symptombekämpfung und keine Stärkung der Vor-Ort-Apotheke und der Arzneimittelversorgung. Eine gemeinsame Filialleitung durch zwei Approbierte könnte tatsächlich für einige Approbierte und Filialverbünde günstig sein. Aber mehr Geld kommt dadurch auch nicht ins System.
Und das ist das große Manko: Die Angestellten mussten schon 2023 die Inflation vielfach ohne angemessenen Ausgleich verkraften. So werden die Apothekenteams – mit kleinen Vertröstungen – weiter heruntergewirtschaftet, bis auch die letzten engagierten PTA, PKA und angestellten Apothekerinnen und Apotheker in andere Arbeitsbereiche abgewandert sind.
Adexa hat sich an den Bundesgesundheitsminister gewandt und wird sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Situation der Angestellten im BMG Beachtung findet!
Foto: Adexa
In der neuen Folge ihres Podcasts gibt Adexa-Rechtsanwältin Minou Hansen Antworten auf Fragen von Hörerinnen und Hörern rund um die Arbeitszeit.
Für den Adexa-Podcast haben uns viele Fragen zum Arbeitsrecht in der Apotheke erreicht. Ein Schwerpunkt waren Zeiterfassung, Überstunden, Anrechnung an Feiertagen etc. Deshalb hat Minou Hansen, Leiterin der Rechtsabteilung bei Adexa, in ihrer neuen Folge alles Wissenswerte zum Thema Arbeitszeit für Apothekenangestellte zusammengestellt.
Der Podcast kann bei Spotify oder Apple Podcasts abonniert werden. Hier der Link zur jeweils aktuellen Folge: www.adexa-online.de/podcast