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Altersforschung

Unsterblichkeit ist Fantasy

Wie wird man sehr alt und bleibt dabei gesund? Ein Vorbild könnten die Bewohner von Sardinien, Okinawa und der kalifornischen Stadt Loma Linda sein. Unsterblich wird man aber selbst mit dem gesündesten Lebensstil nicht.
dpa
18.08.2023  13:00 Uhr

Wann fängt man an alt zu werden? Das Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln gibt dazu auf seiner Website folgende Information: »Typische Anzeichen des Alterns, wie Falten oder nachlassende Leistungsfähigkeit, können schon mit 20 Jahren auftreten.« Von da an geht's bergab – eine deprimierende Nachricht. Allerdings nicht für Institutsdirektor Thomas Langer. »Deprimierend?« fragt der 59 Jahre alte Biologe geradezu überrascht und muss lachen. »Nein, deprimierend finde ich das nicht.«

Klar, auch er würde sich manchmal wünschen, nochmal 30 zu sein. »Alles andere wäre auch nicht menschlich. Aber ich sehe das nicht so einseitig negativ. Natürlich wird man als älterer Mensch keinen 100-Meter-Sprint mehr gewinnen, weil einfach die körperlichen Voraussetzungen dafür nicht mehr da sind. Aber dafür gibt es andere Beiträge zur Gesellschaft, die ganz wichtig sind. Man gewinnt etwa an Erfahrung und Gelassenheit. Ich habe die Beiträge der Großeltern zur Erziehung meiner Kinder als sehr wichtig empfunden.«

Die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Forschung für den menschlichen Alterungsprozess hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich zugenommen. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Überalterung der Gesellschaft. Es gibt einfach viel mehr Alte als früher. Ziel der Forschung ist es, altersbedingten Erkrankungen wie Demenz, Parkinson und Krebs vorzubeugen. Davon profitieren nicht nur diejenigen, die von diesen Krankheiten verschont bleiben, sondern auch alle, die das Gesundheitssystem mitfinanzieren.

»Als Max-Planck-Institut versuchen wir die Mechanismen des Alterns zu verstehen«, sagt Langer. Dabei richtet sich der Fokus nicht in erster Linie darauf, die Lebensspanne zu verlängern. Es geht vielmehr darum, Menschen möglichst gesund alt werden zu lassen. »Healthspanners« heißen die Wissenschaftler, die sich darauf konzentrieren.

Warum altern wir?

Eine interessante Frage ist, warum der Mensch überhaupt altert. Aus evolutionärer Sicht macht es eigentlich keinen Sinn, denn es nützt nichts, sondern schadet – jedenfalls dem einzelnen Individuum. Tatsache ist, dass einige primitivere Tiere wie Seeanemonen und der Süßwasserpolyp Hydra überhaupt nicht altern, während der Grönlandhai bis zu 400 Jahre alt werden kann. »Eine der klassischen Theorien dazu, warum wir altern, ist die Akkumulation von Schädigungen, von Funktionsverlusten«, sagt Langer.

»Heute versteht man Altern im Grunde als ein instabiles Gleichgewicht. Unser Organismus kann normalerweise zwar auf Stresssituationen und Umwelteinflüsse reagieren und das wegstecken. Aber kein biologischer Prozess funktioniert mit hundertprozentiger Effizienz. Und so hinterlassen die vielen kleinen Schädigungen auf Dauer ihre Spuren.« Irgendwann gerate jedes instabile Gleichgewicht aus der Balance, und das sei eben das, was im Alter passiere, sagt Langer. »Man kann das nicht verhindern.«

Aber man kann natürlich etwas tun, um den Alterungsprozess zu verlangsamen: Sport treiben und gesund essen, ausreichend schlafen, nicht rauchen und wenig Alkohol trinken, Sozialkontakte pflegen und chronischen Stress vermeiden.

Die Wissenschaft hat auf der Welt einige »blaue Zonen« gefunden, in denen Menschen das besonders gut gelingt. Sie leben dort überdurchschnittlich lange und gesund, und es gibt dort besonders viele Hundertjährige. Diese Zonen sind die italienische Insel Sardinien, die griechische Insel Ikaria, die japanische Insel Okinawa, die Nicoya-Halbinsel in Costa Rica und die Stadt Loma Linda in Kalifornien. Alle fünf Regionen weisen kulturelle Gemeinsamkeiten auf, so wird in Maßen und überwiegend vegetarisch gegessen, aber auch die Familie spielt eine besonders wichtige Rolle.

Chronologisch ≠ biologisch 

Altersforscher unterscheiden das chronologische Alter und das biologische Alter. Das chronologische Alter entspricht dem Lebensalter nach Kalenderjahren. Aber der Körper kann biologisch ein anderes Alter haben. »Da hat sich in den letzten zehn Jahren sehr viel getan, weil sogenannte biologische Uhren entwickelt worden sind.« »Aging clocks« heißen sie auf Englisch: Uhren, die das Alter essen. »Also: Ich kann 40 Jahre alt sein, aber noch jung sein wie ein 34-Jähriger – oder aber auch schon 44.«

Die Uhren basieren auf Messungen von Veränderungen der DNA, des menschlichen Erbguts. »Das wird heute auch schon kommerziell angeboten«, sagt Langer. »Da geht man dann hin und lässt sein biologisches Alter messen. Doch so beeindruckend das auch ist: Was es für die Lebenserwartung bedeutet, ist eine ganz andere Frage. Wenn ich 40 bin, und die Untersuchung ergibt, dass mein biologisches Alter 44 ist, heißt das nicht automatisch, dass ich vier Jahre früher sterbe. Das sind eben alles nur statistische Daten.«

Die Bestimmung des biologischen Alters kann in Langers Augen sinnvoll sein, um gefährdete Gruppen einzugrenzen. »Wenn ich weiß, dass jemand biologisch schon in einem fortgeschrittenen Alter ist, kann man den Betreffenden unter Umständen medizinisch besser betreuen.«

Insgesamt ist die Lebenserwartung in Deutschland jahrzehntelang stark gestiegen – bis zur Corona-Pandemie. Seitdem hat sie sich aufgrund der erhöhten Sterblichkeit erstmals wieder verringert, um etwa drei Monate. Langer geht davon aus, dass sie demnächst wieder steigen wird. »Aber auch nicht ins Unendliche.« Dass es irgendwann gelingen könnte, dem Menschen Unsterblichkeit zu sichern, glaubt er nicht: »Der menschliche Körper ist nicht darauf angelegt, immer weiter zu existieren.« Bestrebungen in diese Richtung erinnern ihn an den Kinofilm »Highlander«, in dem sich Unsterbliche im schottischen Hochland bekämpfen. »Spannend – aber eben Fantasy.«

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