Unterstützung kam bei Frauen kaum an |
Viele Corona-Hilfsmaßnahmen der alten Bundesregierung aus Union und SPD kamen vor allem Männern zugute. / Foto: Adobe Stock/Dilok
Für die letzte Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel war klar, dass sie mit finanziellen Maßnahmen die Folgen der Coronapandemie abmildern muss. Die große Koalition von Union und SPD hatte dazu drei große Hilfspakete mit insgesamt 108 Einzelmaßnahmen aufgelegt. Forscherinnen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung haben jetzt untersucht, welche Gendereffekte im Zuge der Förderung aufgetreten sind.
Als wichtige Einzelmaßnahmen nennen die Autorinnen eine Ausweitung des Kurzarbeitergeldes, den Kinderbonus, den Entlastungsbeitrag für Alleinerziehende und viele mehr. Ihre Analyse hat ergeben, dass 86 aller 108 Einzelmaßnahmen einen Nutzen für bestimmte Personengruppen gezeigt haben. Sie erwähnen beispielhaft Maßnahmen zur Absicherung von Arbeitsplätzen in bestimmten, besonders stark betroffenen Branchen, finanzielle Unterstützungen bei der Schließung von Betreuungseinrichtungen oder Kredite.
Im nächsten Schritt bewerteten die Wissenschaftlerinnen jede Einzelmaßnahme. Demnach sind hier einige Gendereffekte zu beobachten. Beispielsweise haben Männer öfter Kurzarbeitergeld erhalten als Frauen. Und Lohnersatzleistungen zeigten bei verheirateten Frauen in der besonders ungünstigen Steuerklasse V nur eine schwache Wirkung. Hinzu kam, dass Frauen deutlich öfter als Männer in Minijobs arbeiten und damit keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld hatten.
Die Ergebnisse zeigen, dass beide Geschlechter von 35 aller 86 im Detail untersuchten Maßnahmen ähnlich stark profitieren. Von 33 Programmen hatten eher Männer und von 18 eher Frauen einen Nutzen. Bei detaillierten Auswertungen zeigte sich weiter, dass sich der finanzielle Rahmen stark unterschied. Etwa zwei Drittel des Topfes mit 600 Milliarden Euro flossen in männerspezifische Programme, während nur 7 Prozent des Volumens für Maßnahmen verwendet worden sind, von denen eher Frauen profitierten.
Die Autorinnen der Untersuchung betonen zwar, es sei wichtig gewesen, dass die Regierung rasch auf die Pandemie reagiert habe. Trotzdem hätte man, gerade bei Multi-Milliarden-Paketen, auf die Folgen achten sollen.
Jetzt hat die neue Bundesregierung erst einmal Hausaufgaben zu machen. Sie muss im Detail herausfinden, welche negativen Folgen die Corona-Maßnahmenpakete haben – und wie es gelingt, hier gegenzusteuern.
Den WSI-Forscherinnen ist aber auch klar, dass nicht jedes Defizit mit der Pandemie und mit Förderprogrammen in Zusammenhang steht. Minijobs schaffen häufig falsche Anreize – meist für Frauen, seltener für Männer. Ähnlich ist das Ehegattensplitting zu bewerten. Darauf weist auch Adexa immer wieder hin. Und nicht zuletzt wird es Zeit für Investitionen in die öffentliche Kinderbetreuung sowie in das Sozial- und Gesundheitswesen.
Allen Leserinnen und Lesern wünscht die Adexa entspannte Feiertage und für 2022 vor allem Gesundheit, Zuversicht und viel positive Energie für den Apothekenalltag!
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An dieser Stelle geht auch ein herzliches Dankeschön von Adexa an das PTA-Forum-Redaktionsteam für die sehr gute Zusammenarbeit!