Vegane Ernährung bei Krebs |
Katja Egermeier |
27.04.2023 14:30 Uhr |
Die vegane Ernährung ist eine strengere Form der vegetarischen Ernährung, bei der alle tierischen Lebensmittel und Zusatzstoffe abgelehnt werden, sowie Lebensmittel, bei deren Herstellung tierische Bestandteile verwendet werden. / Foto: Getty Images/jchizhe
Grundsätzlich werden einer veganen Ernährung gesundheitliche Vorteile zugeschrieben. Doch wer sich vegan ernährt, dem stehe eine beschränkte Auswahl an Lebensmitteln zur Verfügung, so das DKFZ. Das könne eine ausgewogene Ernährung erschweren. Das Risiko für einen Nährstoffmangel sieht auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), besonders für Vitamin B12. Dieses Vitamin komme fast nur in tierischen Lebensmitteln vor und müsse bei veganer Ernährung durch Nährstoffpräparate supplementiert werden. Zu den kritisch knappen Nährstoffen bei einer rein pflanzlichen Ernährung gehören auch Protein, essenzielle Aminosäuren, die Vitamine D, B2 sowie Calcium, Eisen, Iod, Zink, Selen und langkettige Omega-3-Fettsäuren.
Eine vegane Ernährung erfordert daher fundierte Kenntnisse über einzelne Nährstoffe und deren Bedarf sowie über eine sinnvolle Zusammenstellung der pflanzlichen Lebensmittel und der erforderlichen Nahrungsergänzungsmittel. Für gesunde Erwachsene sei eine vegane Ernährung gut umsetzbar, so das DKFZ, umstritten sei eine vegane Ernährung jedoch für schwangere und stillende Frauen sowie für Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Und wie sieht es nun bei Krebserkrankten aus?
Die vegane Ernährung ist eine strengere Form der vegetarischen Ernährung, bei der alle tierischen Lebensmittel und Zusatzstoffe abgelehnt werden. Ebenso Lebensmittel, bei deren Herstellung tierische Bestandteile verwendet werden und häufig auch Materialien, die von Tieren stammen, wie Wolle, Fell, Leder oder bestimmte Kosmetika. Laut Ernährungsreport 2022 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ernährt sich 1 Prozent der Befragten vegan. Bei den jungen Menschen liegt der Anteil deutlich höher: Laut Fleischatlas 2021 der Heinrich-Böll-Stiftung ernähren sich 2,3 Prozent der 15- bis 29-Jährigen vegan.
Vor allem bei Krebs ist es dem DKFZ zufolge wichtig, einem Nährstoffmangel vorzubeugen und den Bedarf an durch vegane Ernährung kritischen Nährstoffen aus anderen Quellen zu decken. Viele Krebserkrankte verlören durch die Erkrankung selbst oder durch die Behandlung an Gewicht. Einer Mangelernährung bei Krebs müsse jedoch unbedingt vorgebeugt werden: »Bei stark untergewichtigen oder mangelernährten Patientinnen und Patienten sind manche Therapien schwierig oder manchmal sogar nicht möglich.«
Das DKFZ empfiehlt zudem, bei veganen Lebensmittel einen genauen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen und stellt vor allem drei Produktgruppen, die häufig Bestandteil einer veganen Ernährung sind, in den Fokus:
Das Fazit der DKFZ zu veganer Ernährung bei Krebs fällt insgesamt differenziert aus: Grundsätzlich sei vegane Ernährung bei Krebs möglich, könne jedoch einen Mehraufwand bedeuten, um die notwendige Ausgewogenheit zu erreichen. Dazu müsse die Nährstoffversorgung regelmäßig von einem Arzt kontrolliert werden, um einen möglichen Mangel frühzeitig zu erkennen. Je nach Krankheitssituation könne von einer vollständig veganen Ernährung jedoch auch abgeraten werden.
Ob und welche speziellen Ernährungsweisen bei einer Krebserkrankung förderlich oder geeignet sind, hängt laut DKFZ immer von der individuellen Situation ab. »Eine gute Ernährung kann die Lebensqualität erhöhen und Patienten helfen, eine Krebserkrankung besser zu überstehen.« Pauschal ließen sich Aussagen zur »richtigen« Ernährung bei Krebs jedoch nicht treffen. Besonders wichtig ist der DKFZ der Hinweis, dass es nicht möglich ist, Krebs durch eine spezielle Ernährung oder besondere »Krebsdiäten« zu heilen. Von Diätformen oder Ernährungskonzepten, die solche Versprechungen machen, sei dringend abzuraten.
Potenziell kritischer Nährstoff | Pflanzliche Nährstofflieferanten |
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Protein | Hülsenfrüchte, Nüsse, Getreide (Vollkorn), Ölsamen, Kartoffeln - gezielt kombiniert (z. B. Getreide + Hülsenfrüchte, Sojaprodukte und/oder Ölsamen) |
langkettige Omega-3-Fettsäuren | mit Mikroalgenölen angereicherte Lebensmittel |
Vitamin D | einige Speisepilze (z. B. Champignons und Pfifferlinge), mit Vitamin D angereicherte Lebensmittel wie z. B. Margarine |
Riboflavin | Ölsamen, Nüsse, Hülsenfrüchte, verschiedene Gemüsearten (z. B. Brokkoli, Grünkohl) und Vollkorngetreide |
Calcium | Gemüse (z. B. Brokkoli, Grünkohl, Rucola), Nüsse, Hülsenfrüchte, Fleischersatz aus Soja (»texturiertes Sojaprotein«), Tofu, Mineralwasser (calciumreich, > 150 mg Calcium pro Liter), mit Calcium angereicherte Lebensmittel wie z. B. Milchersatzprodukte |
Eisen | Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse, Vollkorngetreide und verschiedene Gemüsearten (z. B. Spinat, Schwarzwurzeln), Beerenobst |
Jod | jodiertes und fluoridiertes Speisesalz sowie damit hergestellte Lebensmittel, mit Meeresalgen versetztes Meersalz mit definiertem Jodgehalt oder gelegentlich Verzehr von Meeresalgen mit moderatem Jodgehalt, wie z. B. Nori |
Zink | Vollkorn, Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse |
Selen | Kohl- (z. B. Brokkoli, Weißkohl), Zwiebelgemüse (z. B. Knoblauch, Zwiebeln), Pilze, Spargel, Hülsenfrüchte, Paranüsse |