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Verbotene Schadstoffe bleiben ein Problem

Kunststoffe, beschichtete Pfannen, Kosmetika – Menschen sind unbewusst einer Vielzahl von Chemikalien ausgesetzt, einige können der Gesundheit schaden. Problematisch sind Substanzen, die lange in der Umwelt verbleiben wie perfluorierte Alkylverbindungen.
Juliane Brüggen
03.05.2022  12:30 Uhr

Die europäische Human-Biomonitoring-Initiative HBM4EU hat herausgefunden, dass Menschen in Europa teils bedenklich hoch mit Schadstoffen belastet sind – auch mit solchen, die bereits streng reguliert oder verboten sind. In allen untersuchten Kindern und Jugendlichen seien fortpflanzungsschädigende Weichmacher gefunden worden, so die Initiative. Die mittlere Belastung mit regulierten Weichmachern habe zwar abgenommen, liege aber mit rund 17 Prozent immer noch zu hoch. Stoffe, die die »alten« Weichmacher ersetzt haben, seien dementgegen mit steigender Tendenz im Blut zu finden.

Weichmacher werden Kunststoffen zugesetzt, um diese elastisch zu machen. Phthalate kommen hauptsächlich in der Produktion von Weich-PVC zum Einsatz und sind beispielsweise in Kabeln, Folien, Bodenbelägen oder Sportartikeln enthalten. Einige der Substanzen zeigen hormonähnliche und fortpflanzungsschädigende Eigenschaften. DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat), DBP (Dibutylphthalat), DiBP (Diisobutylphthalat) und BBP (Benzylbutylphthalat) werden unter REACH, der europäischen Chemikalienverordnung, als besonders besorgniserregend eingestuft und sind seit 2015 zulassungspflichtig. In Babyartikeln und Kinderspielzeug sind bestimmte Phthalate zudem verboten. Die Industrie ersetzt die Stoffe vermehrt durch langkettige Phthalate oder andere Weichmacher.

PFAS im Blut nachweisbar

Auch perfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) haben die Forschenden im Blut aller untersuchten Jugendlichen aus Europa gefunden – bei einem Viertel in Konzentrationen, »bei denen gesundheitliche Wirkungen nicht mehr mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können«. Dabei wurden hauptsächlich bereits regulierte Verbindungen gefunden, die jedoch äußerst langlebig sind. Das zeige, dass alle PFAS bis auf wenige Ausnahmen verboten werden sollten – nicht zuletzt, da viele der Ersatzstoffe ähnlich problematisch seien.

Das Monitoring habe außerdem gezeigt, dass im Körper eine Vielzahl von Industriechemikalien aufeinandertreffen. Die aktuelle Chemikalienbewertung müsse weiterentwickelt werden, so HBM4EU, um die gleichzeitige Belastung durch mehrere Substanzen zu berücksichtigen (Mischungseffekte).

Was macht PFAS problematisch?

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind organische Verbindungen, bei denen die am Kohlenstoff gebundenen Wasserstoffatome durch Fluoratome ersetzt werden – entweder vollständig (= perfluoriert) oder teilweise (= polyfluoriert). Man unterscheidet kurzkettige und langkettige PFAS. Genutzt werden sie aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften sowohl in der Industrie als auch in Verbraucherprodukten, zum Beispiel in Outdoor-Kleidung, antihaft-beschichteten Pfannen, Elektronikgeräten, Kosmetika oder Reinigungs- und Pflanzenschutzmitteln.

In der Natur kommen die Stoffe nicht vor – einmal eingetragen sind sie aber sehr langlebig und mittlerweile weltweit in Gewässern, Böden, Pflanzen und Tieren zu finden. PFAS, die in das Blutserum gelangen, können – abhängig von Menge und Expositionsdauer – gesundheitliche Folgen haben. Am besten untersucht sind Perfluoroktansäure (PFOA) und Perfluoroktansulfonsäure (PFOS). Für kurzkettige PFAS liegen hingegen nur wenige toxikologische Daten vor. Bekannt ist aber, dass sie schneller ausgeschieden werden als langkettige PFAS.

Bei Kindern, die höhere PFAS-Gehalte im Blutserum aufwiesen, wurde beobachtet, dass sie nach den üblichen Impfungen weniger Antikörper bildeten. Höhere PFAS-Spiegel waren zudem mit höheren Cholesterinspiegeln und niedrigeren Geburtsgewichten assoziiert. Im Tierversuch schädigten viele PFAS die Leber, einige (unter anderem PFOA und PFOS) wirkten entwicklungstoxisch und zeigten Einfluss auf Fettstoffwechsel, Schilddrüsenhormone und Immunsystem. Im Tierversuch zeigten PFAS eine krebserzeugende Wirkung erst in Dosen oberhalb der Mengen, die ein Mensch üblicherweise aufnimmt. Beim Menschen ist ein erhöhtes Krebsrisiko bislang nicht eindeutig belegt.

Gibt es Möglichkeiten, die Stoffe zu vermeiden?

Für viele der Substanzen sind Grenz- und Richtwerte festgelegt, vor allem, wenn es um Materialien mit Lebensmittelkontakt geht. Für Verbraucher stellt es sich im Großen und Ganzen schwierig dar, den Schadstoffen zu entgehen, da sie in die Nahrungskette gelangen und teilweise über die Luft oder den Kontakt mit Produkten aufgenommen werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt im Hinblick auf Weichmacher, sich »abwechslungsreich zu ernähren, Speisen frisch zuzubereiten, wenige Fertigprodukte zu sich zu nehmen, sowie Produktmarken öfter zu wechseln«. Zudem könne das regelmäßige Reinigen von Böden und Teppichen die Aufnahme der Stoffe über Hausstaub verhindern. Kinder sollten nur Spielzeuge verwenden, die für ihr Alter zugelassen sind.

Um die Aufnahme von PFAS über Lebensmittel zu reduzieren, empfiehlt sich ebenfalls eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist nicht bekannt, welche Produkte hauptsächlich dazu beitragen, dass Menschen die Substanzen aufnehmen. Es heißt: »Relevant sind Trinkwasser, Fisch und Meeresfrüchte. Weitere tierische Produkte, insbesondere Innereien, aber auch Milch und Milchprodukte, Fleisch, Eier sowie pflanzliche Lebensmittel können messbare Gehalte an PFAS aufweisen.« Besonders hohe Gehalte sind laut BfR in Innereien von Wild zu finden. Untergeordnete Aufnahmequellen sind Luft, Hausstaub oder Kontakt mit Produkten, die PFAS enthalten. Verbrauchertipps zur Vermeidung der Aufnahme von Schadstoffen über Lebensmittel gibt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

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