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Schonen und schlafen

Verhalten bei Gehirnerschütterung

Um die 270.000 Menschen werden in Deutschland jährlich im Krankenhaus wegen eines Schädel-Hirn-Traumas (SHT) behandelt. Bei den meisten von ihnen ist die Symptomatik leicht, es handelt sich um eine Gehirnerschütterung. Die Therapie besteht vor allem aus Ruhe und Erholung.
Barbara Erbe
14.12.2023  08:30 Uhr

Ein Sturz vom Fahrrad, ein harter Aufprall beim Sport oder auch einfach ein unglücklicher Ausrutscher beim Treppensteigen: Leichter als gedacht bekommt der Kopf einen Schlag ab, der so heftig ist, dass das Gehirn vorübergehend nicht mehr richtig funktioniert. Was der Volksmund Gehirnerschütterung nennt, bezeichnen Fachleute als leichtes Schädel-Hirn-Trauma. Das Gehirn kann dabei – anders als bei Platzwunden oder gar Schädelbrüchen – betroffen sein, ohne dass Haut oder Schädelknochen verletzt sind.

Normalerweise ist das Gehirn im Inneren des Schädels gut geschützt, denn es lagert in der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit, dem Liquor. Schlägt der Kopf aber mit großer Geschwindigkeit auf einen harten Gegenstand, kann das Hirn schwappend an den Schädelknochen stoßen. Derlei Schädel-Hirn-Verletzungen zählen nach Informationen des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte zu den häufigsten Gründen für Behinderungen und Todesfälle im Kindes- und Jugendalter. Aber auch ältere Menschen sind überdurchschnittlich häufig betroffen, da sie leichter stürzen.

Nach Informationen der Concussion-Klinik des LMU-Klinikums München werden in Deutschland Jahr für Jahr mehr als 270.000 Personen wegen eines Schädel-Hirn-Traumas in einem Krankenhaus stationär behandelt – die Mehrheit von ihnen aufgrund eines leichten SHT, zu dem auch die Gehirnerschütterung zählt. Dazu kommen all diejenigen, die nur ambulant, beispielsweise beim Hausarzt, behandelt werden oder gar keine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen – Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen

Wer eine Gehirnerschütterung hat, fühlt sich meist benommen und hat Kopfschmerzen, häufig kommen Schwindel sowie Übelkeit und Erbrechen hinzu. Manchmal fehlt Betroffenen auch die Erinnerung an das, was kurz vor oder nach dem Unfall passiert ist. Auch Gereiztheit und Ängstlichkeit sowie Probleme beim Ein- oder Durchschlafen können Folgen sein. »Obwohl eine Gehirnerschütterung eine ernst zu nehmende Verletzung ist, wird sie im Alltag, in der Schule oder beim Sport oftmals zu spät erkannt oder verharmlost«, sagt Dr. Susanne Schaefer, Geschäftsführerin der ZNS-Stiftung, im Gespräch mit PTA-Forum. Dabei sei es äußerst wichtig, sich bei einer Kopfverletzung (not)ärztlich untersuchen zu lassen.

Die Ärztin oder der Arzt prüft dann den allgemeinen körperlichen und geistigen Zustand, beispielsweise Gleichgewicht und Gangsicherheit, Pupillenfunktion, Reflexe von Armen und Beinen, Orientierung und Koordination sowie Sprache. Mit bildgebenden Verfahren wie einer Computertomografie lässt sich eine Gehirnerschütterung nicht feststellen. Sie kommen nur zum Einsatz, wenn eine schwere Hirnverletzung wie eine Hirnblutung ausgeschlossen werden soll, wenn die Beschwerden besonders stark sind oder wenn ein höheres Risiko für Komplikationen besteht.

Drei Schweregrade

Die Schwere eines SHT wird mittels der sogenannten Glasgow-Coma-Skala (GCS) gemessen. Demnach werden nach dem Vorfall, der zu der Verletzung geführt hat, drei wesentliche Kriterien überprüft: das Augenöffnen, die Reaktion auf Schmerzreize sowie sprachliche Äußerungen des Unfallopfers. Je nach Ergebnis werde die Schwere des Schädel-Hirn-Traumas in drei Kategorien eingeteilt, erläutert der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Neurologen (BDN), Dr. Uwe Meier. Im Fall eines leichten SHT mit einer möglichen Bewusstlosigkeit von höchstens fünf Minuten bilden sich die Symptome innerhalb weniger Tage zurück und es sind keine Spätfolgen zu erwarten. »Da sich aber auch bei einem zunächst harmlos aussehenden Schädel-Hirn-Trauma Komplikationen ergeben können, muss der Patient unter Umständen im Krankenhaus oder zu Hause weiter beobachtet werden«, so Meier.

Dauert die Bewusstlosigkeit zwischen 5 und 30 Minuten und bilden sich die Symptome nicht innerhalb eines Monats zurück, spricht man von einem mittelschweren Schädel-Hirn-Trauma. »Spätfolgen sind unwahrscheinlich, aber auch hier sollte der Patient in der ersten Zeit nach dem Unfall weiter beobachtet werden, um mögliche Komplikationen zu vermeiden«, erklärt Meier. Von einem schweren Schädel-Hirn-Trauma sprechen Mediziner, wenn die Bewusstlosigkeit länger als 30 Minuten andauert und langfristige Schäden im Gehirn zurückbleiben. »Rund 80 Prozent der in eine Klinik überwiesenen SHT-Patienten haben ein leichtgradiges SHT, das ohne weitere Folgen bleibt. Weitere 10 Prozent sind mittelschwer betroffen und weitere 10 Prozent schwer«, berichtet Meier.

Ruhe und Erholung

Nach einem leichten SHT reichen Betroffenen meist einige Tage körperliche und geistige Ruhe, um sich zu erholen. Bis zu drei Tage nach der Verletzung sollten sie sich schonen und ausreichend schlafen. Eine vollständige Bettruhe ist nicht nötig – aber es ist wichtig, körperliche und geistige Anstrengungen zu vermeiden. Dazu gehört auch, möglichst auf Handy, Computer und Fernsehen zu verzichten. Nach dieser Ruhephase können körperliche und geistige Aktivitäten nach und nach gesteigert werden. Dabei ist es wichtig, auf den Körper zu hören: Treten Beschwerden auf oder werden diese stärker, sind Pausen nötig. Als Sport eignet sich anfangs leichtes Training wie Gehen oder langsames Radfahren. Anschließend kommen Übungen infrage, bei denen der Kopf nur wenig bewegt wird. Fachleute empfehlen, mit Kontaktsportarten wie Fußball oder Kampfsport zu warten, bis sämtliche Symptome vollständig verschwunden sind.

Gegen akute Beschwerden wie Kopfschmerzen und Übelkeit können vorübergehend Schmerzmittel wie Paracetamol helfen; gegen Übelkeit und Erbrechen kann der Arzt ein Antiemetikum verschreiben. Ansonsten gilt: ausruhen und vor allem bei Konzentrationsproblemen regelmäßige Pausen machen. Belastende Aktivitäten wie lange am Computer sitzen oder laute Musik hören sollte man vermeiden oder möglichst verringern. Um Stress besser zu bewältigen, greifen einige Menschen mit Erfolg zu Entspannungstechniken wie Meditation. Anhaltende Beschwerden wie Schwindel oder Kopf- und Nackenschmerzen lassen sich in vielen Fällen mit physiotherapeutischen Übungen, leichtem Ausdauertraining, Bewegungs- und Gleichgewichtsübungen behandeln. Bei Problemen wie Ängsten, Reizbarkeit oder Antriebslosigkeit sind Behandlungen wie eine kognitive Verhaltenstherapie eine Möglichkeit.

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