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Pille & Co.

Verhütung für Jugendliche

Das ideale Kontrazeptivum für junge Menschen ist sicher, günstig und nebenwirkungsarm. Spezielle Wünsche wie »hormonfrei« oder »vegan« schränken die Auswahl ein.
Nicole Schuster
06.11.2023  08:30 Uhr

Kondom und Pille sind die Klassiker, wenn es um Verhütung geht. Während das Image des Hormonpräparats zuletzt gelitten hat, sichert sich das Kondom den ersten Platz unter den empfängnisverhütenden Mitteln bei jungen Menschen. Es ist schnell und ohne ärztliches Rezept verfügbar, quasi frei von Nebenwirkungen, wirkt sich nicht nachhaltig auf die Fruchtbarkeit aus und ist für wenig Geld nahezu überall zu beschaffen. Als einziges Verhütungsmittel schützt es nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie AIDS. Der Pearl-Index von Kondomen bewegt sich zwischen 2 und 12. Die Angabe gibt die Zahl der ungewollten Schwangerschaften über ein Jahr bei 100 Frauen an, wobei eine richtige Anwendung vorausgesetzt ist. Je höher der Pearl-Index ist, umso unzuverlässiger ist die Methode.

Um einen verlässlichen Schutz bei Kondomen sicherzustellen, kann das Apothekenteam neben der richtigen Handhabung darauf hinweisen, dass auf den Präservativen ein CE-Kennzeichen aufgebracht sein sollte. Dieses steht für geprüfte Qualität. Handelt es sich bei dem Material um Latex, können öl- oder fetthaltige Substanzen aus Gleitgelen das Kondom durchlässiger machen.

Verantwortung bei ihr

Während sich beim Kondom beide Partner mit der Verhütung beschäftigen, liegt bei der Pille die Verantwortung bei der Frau. Sie schützt ihren Körper durch zugeführte Hormone vor einer Schwangerschaft. Bei den oral anzuwendenden Arzneimitteln handelt es sich in der Regel um niedrig dosierte Estrogen-Gestagen-Kombinationspräparate (kombinierte hormonale Kontrazeptiva, KHK). Sie wirken, indem sie die Reifung von Eizellen im Eierstock hemmen und den Schleim am Muttermund verdicken. Spermien können dann nicht mehr in die Gebärmutter eindringen.

Bei den gängigen Einphasenpräparaten sind 21 Tabletten in einem Blister enthalten, die alle dieselbe Estrogen-Gestagen-Kombination enthalten. Nach 21 Einnahmetagen setzt eine Abbruchblutung ein. Diese ist nicht mit einer natürlichen Regelblutung zu verwechseln. Einige Frauen nehmen die Pille ohne einwöchige Pillenpause ein und vermeiden dadurch die Blutung.

Im Unterschied zu den KHK enthalten die sogenannten Minipillen nur Gestagene. Bei diesen Präparaten entfällt immer die siebentägige Einnahmepause. Sie sorgen dafür, dass sich ein Schleimpfropf vor dem Muttermund bildet und schützen so vor einer Empfängnis. Ärzte verschreiben Minipillen Frauen, bei denen estrogenhaltige Pillen kontraindiziert sind.

Vor- und Nachteile

Bis zum vollendeten 22. Lebensjahr erstatten die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für ärztlich verordnete Kontrazeptiva, zu denen neben der Pille und Minipille auch Verhütungspflaster, Vaginalring, Dreimonatsspritze, Hormonimplantat, Spirale und die Notfallverhütung zählen. Über-18-Jährige müssen allerdings die Zuzahlung leisten.

Wachstum und körperliche Reife beeinflussen die Präparate nicht. Die Pille kann die Frauenärztin oder der Frauenarzt Mädchen verschreiben, sobald diese sie für körperlich und psychisch reif genug befunden haben. Es gibt kein vorgeschriebenes Mindestalter. Wenn ein Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren alt ist, kann der Arzt nach eigenem Ermessen entscheiden, ob er die Verschreibung mit den Eltern bespricht. Bei unter 14-jährigen Patientinnen müssen hingegen die Eltern der Behandlung zustimmen.

Unter den verordnungsfähigen Mitteln ist die Pille mit einem Pearl-Index von 0,1-0,9 eines der sichersten Verhütungsmittel. Damit der volle Schutz gewährleistet ist, erinnert das Apothekenteam bei der Abgabe daran, dass eine regelmäßige Einnahme wichtig ist. Bei Minipillen ist das Einnahmeregime noch etwas strenger: Sie sollten täglich sogar möglichst um dieselbe Uhrzeit eingenommen werden. Bei allen Präparaten gilt, dass der Empfängnisschutz beeinträchtigt sein kann, wenn die Frau unter Durchfall oder Erbrechen leidet. Bei der gleichzeitigen Einnahme von Johanniskraut, einigen Antibiotika und Antiepileptika wenden Paare sicherheitshalber zusätzlich ein weiteres Verhütungsmittel an, da diese Präparate die Wirkung der Pille herabsetzen können.

Verhütung und Lifestyle

Jahre lang war die Pille für viele Mädchen nicht nur ein Verhütungsmittel, sondern galt als eine Art Lifestyle-Medikament. Anwenderinnen freuten sich über reinere Haut, weniger Akne und erhofften sich ein verstärktes Brustwachstum. Befeuert durch soziale Medien geraten jetzt vermehrt die Nebenwirkungen in den Fokus. Zu den unerwünschten Wirkungen zählen Übelkeit, Erbrechen, Gewichtszunahme, Zwischenblutungen, Migräne und Spannungsgefühl in den Brüsten. Veränderungen der Stimmung und Libido können ebenfalls belastend sein. Angst macht einigen Frauen, dass vor allem Präparate mit Gestagenen der 3. und 4. Generation das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) erhöhen. Hier kann die PTA den Hinweis geben, dass Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat das geringste Risiko für VTE unter den Gestagenen aufweisen und eine geringe Estrogendosis, also weniger als 30 µg Ethinylestradiol, ebenfalls mit einem geringeren Risiko assoziiert ist. Beunruhigte Mädchen können den Frauenarzt bitten, ein entsprechendes KHK zu verschreiben.

Zu beachten ist auch, dass das Risiko für eine VTE von weiteren Faktoren wie familiäre Veranlagung, Rauchen oder Übergewicht abhängig ist. Junge Frauen kann jedoch ein weiterer Nachteil der Pille verunsichern: Das Arzneimittel beeinflusst den körpereigenen Hormonhaushalt und ein normaler Menstruationszyklus stellt sich nach Absetzen erst verzögert wieder ein. Ein Paar, dass in naher Zukunft plant, Kinder zu bekommen, kann sich deshalb wegen der Gefahr einer pilleninduzierten Amenorrhoe gegen das Hormonpräparat zur Verhütung entscheiden.

Hormonelle Alternativen

Für junge Frauen kommen grundsätzlich auch Vaginalring, Hormonpflaster und Hormonspirale infrage. Vorteile gegenüber der Pille sind unter anderem, dass Magen-Darm-Erkrankungen mit Erbrechen oder Durchfall die Wirksamkeit nicht beeinträchtigen. Der Pearl-Index dieser Methoden ist niedrig und es ist bei korrekter Anwendung ein sicherer Empfängnisschutz gewährleistet. Der Gynäkologe entscheidet bei Jugendlichen unter 18 Jahren, ob eines der hormonellen Mittel infrage kommt. Eine Hormonspirale wird vom Arzt in die Gebärmutter eingelegt und kann dort bis zu fünf Jahre lang verbleiben. Sie ist sehr sicher und es besteht keine Gefahr für Anwendungsfehler. Allerdings können Hormonspiralen als mögliche Nebenwirkung Eileiterentzündungen auslösen.

Vaginalringe können sich Frauen selbst in die Scheide einsetzen. Sie geben kontinuierlich über 21 Tage Hormone ab. Danach entfernt die Frau den Ring und bekommt in der siebentägigen Pause eine Blutung. Die Nebenwirkungen sind vergleichbar mit denen der Pille. Als zusätzliche unerwünschte Wirkungen können Reizungen der Vagina und Ausfluss auftreten. Vorteilhaft ist, dass die Hormondosis geringer als bei den KHK ist und die Frau nicht täglich an das Verhütungsmittel denken muss. Zu den Nachteilen gehört, dass der Vaginalring beim Sex gespürt und als störend empfunden werden oder unbemerkt herausrutschen kann.

Das Hormonpflaster gibt sieben Tage lang über die Haut Hormone ab. Die Frau wendet nacheinander drei Pflaster an und legt dann eine einwöchige Pause ein. Nachteilig ist, dass im Sommer bei knapper Kleidung das Pflaster sichtbar sein kann. Rötungen der Haut sind meist nicht so stark, dass die Anwendung beendet werden muss. Allerdings müssen Frauen aufpassen, dass sich das Pflaster nicht unbemerkt löst.

Nur bei abgeschlossener Familienplanung wird Depot-Progesteron als Dreimonatsspritze oder subdermales Hormonimplantat empfohlen. Barrieremethoden (mechanische Kontrazeption) wie Scheidendiaphragma, Portiokappe oder Femidon (Kondom für die Frau) sind anspruchsvoll in der Anwendung und daher für Jugendliche ebenfalls nicht Mittel der Wahl.

Hormonfreie Methoden

Hormonpräparate werden von manchen Frauen auch aus Umweltsicht kritisch betrachtet. Restmengen Estrogen gelangen über den Urin in das Abwasser. In Flüssen und Seen lässt es sich nachweisen. Eine sichere hormonfreie Option sind Kupferketten und -spiralen. Die Langzeitverhütungsmethoden gibt es mittlerweile auch als Sondermodelle für junge Mädchen. Sie werden vom Frauenarzt eingesetzt. Bei jungen Menschen, die möglichst nachhaltig und naturbelassen leben wollen, ist der Wunsch naheliegend, natürlich zu verhüten.

Dazu gibt es verschiedene Vorgehensweisen, bei denen Apps unterstützen können. Dabei wird aus Daten wie Körpertemperatur und Beschaffenheit des Gebärmutterhalsschleims darauf geschlossen, wann der Eisprung stattfindet. Bei jungen Mädchen ist der Zyklus jedoch oft noch unregelmäßig. Das Körpergefühl kann zudem noch nicht so weit entwickelt sein wie bei einer erfahreneren Frau. Natürliche Verhütungsmethoden können daher bei ihnen unsicher sein und sind eher nicht empfehlenswert.

Vegane Verhütung

Eine Herausforderung ist das Thema Verhütung für vegan lebende Jugendliche. Arzneimittel wie die Pille, Hormonpflaster oder -ringe bekommen keine Zulassung, ohne dass irgendwann in der Entwicklung Tierversuche durchgeführt werden mussten. Die Zulassungsinhaber von Generikapräparaten haben zwar selbst keine Tierversuche durchgeführt, berufen sich aber auf Originalpräparate, für die Studien an Tieren notwendig waren. Weiterhin ist zu beachten, dass Laktose als Hilfsstoff in den meisten Pillen enthalten ist.

Welche Alternativen bleiben also für Veganer? Es gibt als vegan zertifizierte Kondome, die weder tierische Bestandteile wie den Weichmacher Casein (Milchprotein) enthalten noch auf Tierversuchen basieren. Spiralen sind zwar an sich vegan. Bei Kupferspiralen ist jedoch zu bedenken, dass Kupfer meist mit Knochenleim hergestellt wird. In der Entwicklung werden die Medizinprodukte zudem an Tieren getestet. Ein Hersteller wirbt allerdings damit, dass seine Kupferkette (Kupferkette GyneFix®) in jeder Hinsicht vegan sei.

Das perfekte Verhütungsmittel für alle gibt es nicht. Junge Menschen lassen sich bei der Auswahl am besten vom Frauenarzt oder einer Beratungsstelle helfen. Gemeinsam können sie die Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden abwägen und das für ihre individuellen Bedürfnisse am besten geeignete Mittel wählen. 

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