Viele kennen ihr Risiko nicht |
Der Cholesterolwert ist nur einer von sieben Schlaganfall-Risikofaktoren, die jeder aktiv beeinflussen kann. Sind die Blutwerte und das Gewicht im Normbereich, kann dies in Kombination mit körperlicher Aktivität das Schlaganfall-Risiko auf ein Minimum reduzieren. / Foto: Adobe Stock/jarun011
Mehr als 7000 Mitarbeiter deutscher Unternehmen nahmen am Risiko-Check teil. Von ihnen wiesen 48 Prozent grenzwertige oder behandlungsbedürftige Blutdruckwerte auf, und 45 Prozent zeigten kritische Cholesterolwerte. »Beim Cholesterin waren es häufig jüngere Frauen, die sonst unauffällig waren und von ihren Werten überrascht waren«, berichtet Nadine Hunting, Präventionsexpertin der Deutschen Schlaganfall-Hilfe in einer Pressemitteilung.
Dieses Ergebnis zeigt, welch große Bedeutung regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen haben, um behandelbare Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen. Denn ein erhöhter Blutdruck, hohe Cholesterolwerte oder hohe Blutzuckerwerte verursachen lange Zeit keine akuten Beschwerden. Doch seit langem ist bekannt, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache in Deutschland sind und zu den häufigsten Ursachen für Frühberentungen in Deutschland gehören. Die Zahl der Schlaganfälle werde aufgrund des demografischen Wandels zunehmen, prognostizieren Experten.
Viele vererbbare Risikofaktoren wie ein hoher Cholesterolspiegel ließen sich mit der richtigen Behandlung und einer Anpassung des Lebensstils teilweise ausgleichen, erklärt Hunting. Das zeigt eine aktuelle Studie aus den USA, die im »Journal of the American Heart Association« veröffentlicht wurde.
Die Arbeitsgruppe um Professorin Myriam Fornage vom Health Science Center Houston fand heraus, dass die 11.000 Teilnehmer einer Langzeitbeobachtung über 28 Jahre ihr Schlaganfall-Risiko trotz erblicher Vorbelastung deutlich senken konnten. Entscheidend dafür waren sieben beeinflussbare Faktoren: Gesamtcholesterol, Blutdruck, Blutzucker, körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen und das Gewicht. Richtig eingestellt gewannen sie bis zu sechs Lebensjahre ohne Schlaganfall.
Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe bietet Unternehmen und anderen Organisationen einen Risiko-Check an. Das Screening der Mitarbeiter wird vor Ort während der Arbeitszeit durchgeführt. Der Gesundheitsberater oder das ärztliche Fachpersonal fragt nach Vorerkrankungen und dem Lebensstil. Außerdem werden medizinische Daten wie Blutdruck, Blutzucker und Cholesterol erhoben und softwaregestützt ausgewertet. Danach folgt ein Beratungsgespräch zu den Ergebnissen mit individuellen Empfehlungen zur Verhaltensänderung und Prävention. Gegebenenfalls verweist der Berater auf ein notwendiges weiterführendes Gespräch mit dem Hausarzt.
»Allein im letzten Jahr haben wir über 2000 Menschen in Unternehmen getestet, und die Hälfte von ihnen waren in dem ein oder anderen Punkt auffällig. Der Großteil wusste davon nichts«, sagt Klaus Clasing, Sportwissenschaftler und Gesundheitsberater im Auftrag der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. »Der Vorteil ist, dass wir hier ganz viele Leute erwischen, die eigentlich gar nicht gerne zum Arzt gehen und auch lange nicht mehr beim Arzt waren.« Das Screening ermittle einen Ist-Zustand, von dem aus der Mitarbeiter in kleinen Schritten weitere Maßnahmen für seine Gesundheit einleiten könne, so Clasing weiter.
Die Stiftung bietet auf ihrer Webseite auch einen kostenlosen Online-Risikotest an. Abgefragt werden Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht, Raucherstatus und körperliche Aktivität. Noch genauer wird das persönliche Ergebnis, wenn man außerdem seine Blutdruck- und Nüchtern-Blutzuckerwerte sowie seinen Cholesterolwert angeben kann.
Ein Schlaganfall wird in den meisten Fällen von einem Gefäßverschluss im Gehirn verursacht, seltener ist eine Hirnblutung die Ursache. Treffen kann es jeden, vom Säugling bis zum Greis, wobei das Risiko mit dem Alter steigt. Bei Verdacht auf Schlaganfall zählt jede Minute, denn die erste Zeit danach entscheidet über das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn. Mit dem FAST-Schema kann jeder die wichtigsten Anzeichen für einen Schlaganfall prüfen:
Face: Bitten Sie die Person, zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet dies auf eine Halbseitenlähmung hin.
Arms: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und beide Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
Time: Wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.