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Viele Kinder bewegen sich zu wenig

Kinder brauchen Bewegung, doch die meisten Kinder sitzen zu viel. Es ist Aufgabe von Erwachsenen hier gegenzusteuern. Dabei sind nicht nur die Eltern gefragt. Auch Kindergärten, Schulen und Kommunen können einen wichtigen Beitrag leisten.
Carina Steyer
02.07.2021  08:30 Uhr

Bewegung beeinflusst wesentlich die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie fördert den Knochenaufbau, stärkt den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislauf-System, verbessert Wahrnehmung, Konzentration und Lernvermögen, baut Stress, Ängste und Aggressionen ab. Regelmäßige körperliche Bewegung ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Kinder und Jugendliche gesund aufwachsen und prägt darüber hinaus das Gesundheitsverhalten im Erwachsenenalter. Und doch gibt es ein Problem: Kinder sitzen zu viel und bewegen sich zu wenig.

Sitzendes Verhalten gilt heute als eigenständiger Risikofaktor für Übergewicht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Mindestempfehlungen für die körperlich-sportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen definiert. Demnach sollten Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 17 Jahren pro Tag mindestens 60 Minuten mäßig bis sehr anstrengende körperlich-sportliche Aktivität ausüben. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) geht noch einen Schritt weiter und empfiehlt Bewegungseinheiten von mindestens 180 Minuten für Kinder zwischen vier und sechs Jahren sowie 90 Minuten für die 6- bis 11-Jährigen bei mittlerer bis hoher Beanspruchung. Diese ist erreicht, wenn Kinder die Bewegung als etwas anstrengend bis anstrengend empfinden wie zum Beispiel beim Fahrradfahren oder schnellen Gehen.

Alltagsaktivität fehlt

In Deutschland erreichen nur 22 Prozent der Mädchen und 29 Prozent der Jungen zwischen drei und 17 Jahren die Bewegungsempfehlung der WHO, das zeigt die 2. Welle der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts (RKI), die von 2014 bis 2017 durchgeführt wurde.

Auf bis zu acht oder neun Stunden Zeit im Sitzen kommen einige Kinder und Jugendliche täglich. Vor allem der Eintritt in die Schule bringt eine plötzlich höhere Sitzdauer, bei gleichzeitig reduzierter Bewegungszeit mit sich. Wie lang die Sitzdauer am Ende ausfällt, hängt vom schulischen Umfeld ab, dem Freizeitverhalten und dem Umgang mit Medien. Eine Rolle spielen zudem das Haushaltseinkommen und das Bildungsniveau des Elternhauses sowie das Alter der Kinder. Denn je älter Kinder werden, umso weniger Alltagsaktivität zeigen sie. Allerdings steigt mit zunehmendem Alter die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in ihrer Freizeit Sport treiben. Rund 54 Prozent der Mädchen und 63 Prozent der Jungen gaben in der KiGGS Welle 2 an, mindestens 90 Minuten pro Woche Sport zu treiben. 180 Minuten pro Woche erreichen 31 Prozent der Mädchen und 45 Prozent der Jungen.

Eltern als Wegweiser

Bereits 2016 haben Sportwissenschaftler, Sportmediziner und Gesundheitswissenschaftler im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) die »Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung« erarbeitet. Demnach spielen in den ersten Lebensjahren die Eltern eine zentrale Rolle, wenn es um Bewegung geht. So empfehlen die Experten zum Beispiel, dass sich Eltern gemeinsam mit ihren Kindern bewegen und eine Vorbildfunktion einnehmen sollten. Bewegungsimpulse der Kinder sollten unterstützt und Materialien zur Verfügung gestellt werden, die Bewegungsaktivitäten fördern.

Im oft stressigen Familienalltag scheinen diese und ähnliche Empfehlungen für viele Eltern jedoch nicht immer ganz so leicht umsetzbar. Die Schul- und Arbeitstage sind lang, wo soll man da noch Zeit für tägliche Bewegungs- oder Sporteinheiten finden? Experten raten, Bewegung in den Alltag zu integrieren. Das Projekt Grundgesund empfiehlt etwa, direkt morgens mit Bewegung zu starten. Statt mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule zu fahren, könnte das Fahrrad oder der Roller gewählt werden. Begleiten Eltern ihre Kinder, integrieren auch sie eine erste Bewegungseinheit in ihren Tag. Am Nachmittag kann der Schulweg für einen kleinen Spaziergang genutzt werden, bei dem parallel ein Austausch über das am Tag Erlebte stattfinden kann. Anstatt mit dem Aufzug oder der Rolltreppe zu fahren, könnte man die Treppe steigen. Ideal ist es, wenn Puls und Atmung dabei zumindest leicht erhöht sind.

Pausen vom Sitzen

Pausen vom Sitzen sind wichtig. Die Plattform »Ernährung und Bewegung« empfiehlt, lange und häufige Sitzzeiten bei Kindern alle 20 Minuten zu unterbrechen. Dauern die Hausaufgaben einmal länger oder muss für einen anstehenden Test geübt werden, können schon kleine Bewegungseinheiten wie das Hüpfen im Kinderzimmer oder ein Gang durch die Wohnung helfen, die Konzentration besser aufrecht zu erhalten.

Am Nachmittag ist für Kinder Bewegung im Freien ideal. Malen mit Kreide, Inlineskaten oder ein Spielplatzbesuch sorgen für Bewegung und reduzieren nebenbei die Mediennutzung. Diese sollten Eltern dennoch begrenzen. Als Richtlinie nennt die BZgA für die drei- bis sechs-jährigen eine maximale Mediennutzung von 30 Minuten pro Tag. Grundschulkinder sollten nicht mehr als eine Stunde vor dem Tablet oder Computer, der Konsole oder dem Smartphone verbringen. Bei Teenagern ab zwölf Jahren ist das Umsetzen einer Maximalzeit mitunter schwierig. Vereinbarungen sollten dennoch getroffen werden. Die BZgA empfiehlt zwei Stunden als Maximalwert.

Zugang zur Bewegung schaffen

Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, den sie so oft wie möglich ausleben können sollten. Das gilt besonders für Kindergartenkinder. Hier raten die Autoren der »Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung« ein Bewegungsumfeld zu schaffen, in dem die Kinder ihre Bewegungsaktivitäten frei entwickeln können. Gezielte Anleitungen zu mehr Bewegung brauchen Kindergartenkinder nicht und sie sind auch nicht zielführend. Hier braucht es die Einbindung der Eltern, um Bewegungsaktivitäten nachhaltig zu steigern.

Anders ist das bei Schulkindern. Bei ihnen spielt Bewegungsförderung eine wichtige Rolle. Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihrer Zeit in der Schule, gleichzeitig gibt es für diesen Bereich gut untersuchte Ansätze, mit denen die Bewegung effektiv gefördert werden kann. Dazu gehört der umfangreichere, auf mehr Bewegung ausgerichtete und von speziell geschulten Lehrern durchgeführte Sportunterricht. Aber auch Bewegungspausen, eine bewegungsfreundliche Schulumwelt, die gezielt Bewegungsmöglichkeiten anbietet und die Förderung eines aktiven Schulwegs haben sich als wirksam erwiesen. Die verbindliche Wahl einer Sport-AG kann in Ganztagsschulen dazu beitragen, alle Kinder zu erreichen. Durch Kooperationen mit Sportvereinen lässt sich das Angebot umfangreicher gestalten. Für besonders empfehlenswert halten die Experten Ansätze, die verschiedene Maßnahmen der Bewegungsförderung integrieren.

Und nicht zuletzt können auch die Kommunen einen Beitrag leisten, indem zum Beispiel bei der Entwicklung von Infrastruktur und Verkehrswegen die Bewegungsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt werden. Möglichkeiten zum sicheren Fahrradfahren etwa durch den Ausbau von Radwegen, familienfreundliche Wohnumgebungen mit öffentlich zugänglichen Spielmöglichkeiten, eine kinder- und jugendfreundliche Gestaltung von Parks und Sportanlagen sind nur einige Beispiele dafür, wie jungen Menschen der Zugang zu Bewegung erleichtert werden kann.

Kein Zwang zum Sport

Zum Sport drängen sollten Eltern ihre Kinder allerdings nicht. Besser ist es, gemeinsam herausfinden, welcher Sport oder welche Bewegung am meisten Spaß macht. Ein gemeinsamer Schwimmbadbesuch, eine Wanderung oder Fahrradtour, ein Ausflug in den Kletter- oder Trampolinpark begeistern viele Kinder. Aber auch gemeinsames Fußballspielen oder die Gartenarbeit sind Bewegung und können viel Freude bereiten. Soll es doch eine spezielle Sportart oder ein Mannschaftssport sein, bieten Sportvereine in der Regel ein umfangreiches Programm an. Hier steht neben dem Sport auch die Förderung sozialer Kontakte im Mittelpunkt.

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