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Neue Pandemie

Viele Viren auf der Liste

Nach der Pandemie ist vor der Pandemie? PTA-Forum sprach mit dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, dem Friedrich-Löffler-Institut (FLI), über drohende Gefahren und mögliche Schutzmaßnahmen für Menschen.
Isabel Weinert
07.03.2025  15:00 Uhr

PTA-Forum: Nach der Pandemie ist vor der Pandemie: Stimmt dieser Satz und wenn ja, von welchen Erregern droht künftig die größte Gefahr?

FLI: Der Satz stimmt. Prognosen zum Zeitpunkt und dem nächsten Pandemie-Erreger sind allerdings nicht seriös. Die Pandemien des 20. Jahrhunderts wurden durch Influenzaviren ausgelöst, diese stehen daher nach wie vor oben auf der Liste der Weltgesundheitsorganisation WHO. Unlängst überarbeitete und veröffentlichte die WHO die Liste möglicher Pandemie-Erreger. Neben Influenzaviren enthält diese unter anderem Coronaviren, verschiedene Flaviviren und Filoviren.

PTA-Forum: Das Vogelgrippevirus sei nur eine Mutation von der Ansteckung von Mensch zu Mensch entfernt, war jüngst zu lesen. Wie sieht es genau mit diesem Risiko aus?

FLI: Als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit nimmt das Friedrich-Loeffler-Institut keine allgemeine Einschätzung des Risikos für den Menschen vor, insbesondere die Übertragung von Mensch zu Mensch wird von den hierfür zuständigen Institutionen WHO, CDC, ECDC und Robert Koch-Institut beurteilt. Da Zoonosen (zwischen Mensch und Tier übertragbare Infektionskrankheiten) aber einen Forschungsschwerpunkt des FLI bilden, können wir zur möglichen Übertragung vom Tier auf den Menschen Auskunft geben.

Generell stimmt obige Feststellung nicht. Es bedarf einer Vielzahl einzelner Mutationen, um wirklich eine dauerhafte Anpassung dieses Virus zu bewerkstelligen. Infektionen des Menschen durch hochpathogene aviäre Influenzaviren (HPAIV) H5N1 sind auch weiterhin als einzelne zoonotische Spill-over Infektion immer mit infizierten Tieren (oder deren Ausscheidungen/Produkten) verknüpft. Momentan liegt ein Fokus menschlicher H5N1-Infektionen in den USA, wo HPAIV H5N1 bei Wildvögeln, Milchkühen und Geflügel vorkommt, die damit auch als Infektionsquelle für den Menschen in Frage kommen. Bis Ende des Jahres 2024 wurden dort 66 humane Infektionen registriert, von denen etwa je die Hälfte auf Kontakte zu infiziertem Geflügel und Milchkühen zurückgehen (Anm. d. Red.: Stand 28.12.2024). Betroffen ist überwiegend Personal dieser Haltungen.

In keinem der Humanfälle ist es zu einer Weitergabe des Virus an andere Menschen gekommen. Es wurden keine Infektketten oder lokal gehäufte Infektionen (sogenannte »Cluster«) beobachtet. Entsprechend schätzen WHO, CDC und ECDC das Risiko für die Allgemeinbevölkerung durch HPAIV H5N1 nach wie vor als gering ein.

Es bleibt entscheidend, die Infektionsquellen für Menschen bei gehaltenen Tieren so schnell und so gut wie möglich unter Kontrolle zu bringen. Menschen, die Kontakt zu infizierten Tieren haben, sollten bestmöglich geschützt werden, zum Beispiel mit adäquater Schutzkleidung, der notwendigen Information und eventuell auch antiviraler Medikation oder präventiven Impfungen.

PTA-Forum: Stehen Unternehmen schon in den Startlöchern, um im Fall der Fälle sehr schnell einen Impfstoff entwickeln zu können?

FLI: Präpandemische Impfstoffe gegen das H5-Vogelgrippevirus sind kommerziell verfügbar. Zwischen der WHO als entscheidende Instanz für die Auswahl von Impfstoffkandidaten für den Menschen und den tiermedizinischen Instituten, die sich mit Vogelgrippe beschäftigen, besteht dazu ein enger Austausch.

PTA-Forum: Sind Menschen, die bereits an Grippe erkrankt waren, oder solche, die sich regelmäßig gegen Grippe impfen lassen, ein Stückweit vor Ansteckung und/oder einer schweren Erkrankung geschützt?

FLI: Nein, grundsätzlich besteht eine sehr enge Immunität nach Infektion oder Impfung, die sich überwiegend auf einen Stamm bezieht. Einen Kreuzschutz auch gegenüber Vogelgrippeviren gibt es nicht.

PTA-Forum: Die Schweinepest ist ein weiteres grassierender Krankheitserreger. Besteht hier Gefahr für den Menschen, eventuell auch bei Verzehr entsprechender Fleischprodukte?

FLI: Nein, die Afrikanische Schweinepest ist keine Zoonose, sondern eine reine Tierseuche.

PTA-Forum: Wie sieht es mit weiteren Krankheitserregern bei Vögeln aus, etwa dem Usutu-Virus? 

FLI: Übertragungen des USUV auf den Menschen sind sehr selten, sowohl in endemischen Gebieten, also Gebieten, in den das Virus dauerhaft vorkommt, als auch in Deutschland. Hier wurden laut Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin bei routinemäßigen Blutuntersuchungen zwei Infektionen entdeckt, die in Deutschland stattgefunden haben müssen, aber keine Erkrankung auslösten

Das mit dem Usutu-Virus verwandte West-Nil-Virus hat sich seit 2018 bei Wildvögeln in Deutschland etabliert und führt seitdem jährlich auch zu Infektionen bei Pferden, die wie der Mensch ein Fehlwirt sind. Humaninfektionen mit dem West-Nil-Virus sind meldepflichtig, das Robert Koch-Institut registrierte für 2024 insgesamt 26 Infektionen.

PTA-Forum: Welche Maßnahmen sind künftig geplant oder werden bereits implementiert, um Pandemien frühzeitig weltweit zu erkennen?

FLI: Für Deutschland gibt es eine Nationale Pandemieplanung, für die das Robert-Koch-Institut zuständig ist. International gibt es entsprechende Aktivitäten von Organisationen und Behörden wir der WHO und dem European Centre for Disease Prevention and Control ECDC.

PTA-Forum: Vielen Dank für das Gespräch.

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