Vielfältige Berufswege für PTA |
Barbara Döring |
27.10.2022 09:00 Uhr |
PTA haben zahlreiche Möglichkeiten, sich zu spezialisieren. / Foto: Getty Images/AleksandarNakic
Arzneimittel herstellen, Stoffe im Labor prüfen, Kunden beraten und dabei in einem weiten Bereich medizinischer und pharmazeutischer Themen den Überblick behalten – jeder, der als PTA tätig ist, würde unterschreiben, dass der Beruf besonders abwechslungsreich ist und immer wieder neue Herausforderungen bietet. Das Gefühl, Menschen bei gesundheitlichen Problemen helfen zu können, empfinden die meisten als sehr bereichernd. Viele haben aber auch irgendwann den Wunsch, sich weiterzuqualifizieren und noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Laut einer Umfrage des Berufsverbands BVpta aus dem Jahr 2016 zählen fehlende Entwicklungsmöglichkeiten zu den Gründen, wenn PTA an ihrem Arbeitsplatz unzufrieden sind oder ihren Job wechseln wollen.
Mit dem PTA-Reformgesetz, das im Januar 2023 in Kraft tritt, ist bereits gesetzlich geregelt, dass PTA, die einige Jahre Berufserfahrung haben, künftig mehr Kompetenzen erhalten und in bestimmten Bereichen ohne Beaufsichtigung arbeiten können. Voraussetzung dafür ist auch, dass PTA regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen und ein gültiges Fortbildungszertifikat einer Apothekenkammer vorweisen können. Abgesehen davon haben PTA vielfältige Möglichkeiten, sich zusätzliche Qualifikationen anzueignen oder sich zum Beispiel als Fach-PTA zu spezialisieren.
So bietet die Bayerische Landesapothekenkammer eine Weiterqualifizierung zur Fach-PTA in den Fachbereichen Allgemeinpharmazie, Dermopharmazie, Naturheilverfahren, Ernährungsberatung und Homöopathie an. Die Kurse finden an sieben Wochenenden statt. Wer erfolgreich teilgenommen hat, kann die Bezeichnung »Fach-PTA für …« tragen. Bei der Apothekenkammer Nordrhein kann man sich zur »Fach-PTA für Naturheilmittel und Homöopathie« weiterbilden lassen. Zudem ist eine Qualifikation zur »Fach-PTA für Geriatrische Pharmazie« geplant. Auch manche Fachgesellschaften bieten Spezialisierungen an. So gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) die Möglichkeit, sich zur »PTA Onkologie DGOP« weiterzubilden. Dabei geht es darum, die Kenntnisse und Fertigkeiten bei der Herstellung von applikationsfertigen Zytostatika-Lösungen weiterzuentwickeln.
Andere Qualifikationen sind stärker auf die Beratung fokussiert. Der Seminaranbieter Semedi etwa hat die Zusatzqualifikationen zum »Kundenberater/in Homöopathie« und »Kundenberater Mineralstoffe nach Dr. Schüßler« im Programm, die auch mit einer IHK-Prüfung abgeschlossen werden können. Die E-Learning Angebote der Lernplattform PTA-Interaktiv sind durch die Bundesapothekerkammer (BAK) akkreditiert. Bei erfolgreicher Teilnahme darf die Apotheke zum Beispiel mit dem Fenster-Button »Ernährungs-Fachapotheke«, »Mutter-Kind-Apotheke« oder »Haut-Fachapotheke« werben. Aufwendiger ist die Zusatzausbildung zur Kosmetikerin, die es ermöglicht, qualifizierte Beratungen und Kosmetikbehandlungen in der Apotheke durchzuführen. Die Ausbildung findet an privaten Schulen und Akademien statt. Die PK Akademie Pharma & Kosmetik bietet spezielle Weiterbildungen zum Fachberater Apothekenkosmetik.
Auch in der Industrie finden sich immer wieder spannende Felder zur Spezialisierung. Bei der Fernfortbildung »Fachberater/in Wundversorgung in der Apotheke« von Draco® geht es um die akute Versorgung von Wunden bis hin zur Kausaltherapie chronischer Wunden. Wer seine Zukunft als PTA eher in der Pharmaindustrie sieht, kann sich zum Pharmareferenten weiterbilden lassen. PTA bringen die besten Voraussetzungen für den Vertrieb von Arzneimitteln mit und um diese in Arztpraxen, Kliniken oder bei Krankenkassen vorzustellen. Die Ausbildung bieten verschiedene private Akademien oder die Industrie- und Handelskammern (IHK) an.
Nicht nur im medizinischen und pharmazeutischen Bereich können sich PTA weiter qualifizieren. Der Lehrgang zum Apothekenfachwirt, den die Wirtschaftsakademie Deutscher Apotheker (WDA) an vier Wochenenden durchführt, hat die Schwerpunkte Marketing, Betriebswirtschaft, Mitarbeiterführung und Neue Medien. Wer erfolgreich teilnimmt, darf den Titel »Apothekenfachwirt/in« tragen und bestimmte Leitungsfunktionen übernehmen, zum Beispiel im Bereich Rezeptur, Organisation oder Handverkauf.
Als PTA zum Meister werden? Auch das ist möglich. Für alle, die sich im Bereich Technik wohl fühlen, bieten die Industrie- und Handelskammern die Weiterbildung zum Industriemeister Pharmazie (IHK). Mit der Qualifikation stehen leitende Tätigkeiten bei der Arzneimittelproduktion in Aussicht. Wer hier Fuß fassen möchte, kann das ebenso mit einer Techniker-Qualifikation, zum Beispiel für Chemietechnik oder Biotechnik. Die Ausbildung ist an staatlichen oder privaten Technikerschulen möglich.
Umfangreiche Qualifikationen mit der Aussicht auf mehr Verantwortung im Job in unterschiedlichen Bereichen ermöglicht ein Studium, das für PTA in vielen Fällen auch ohne Abitur möglich ist. Wer später selbst eine Apotheke leiten möchte, kann sich auf den Studiengang Pharmazie bewerben, auch ohne das Abitur in der Tasche zu haben. Voraussetzung als PTA ist eine Berufsausbildung mit einer Abschlussnote von mindestens 2,5 und mindestens drei Jahre Berufserfahrung. Bei der Studienplatzvergabe haben Bewerber mit Berufserfahrung im Gesundheitswesen durch die »Zusätzliche Eignungsquote« (ZEQ) einen Vorteil. Allerdings gibt es beim Pharmaziestudium nicht die Möglichkeit, sich Wartezeiten anrechnen zu lassen, also die Zeit seit Abschluss der Berufsausbildung. Die Chance auf einen Studienplatz lässt sich zudem durch Teilnahme an Tests wie dem HAM-Nat verbessern. Das Studium dauert acht Semester, vor der Approbation zum Apotheker müssen drei Staatsexamen abgelegt werden.
Wen es als PTA in die Entwicklung neuer Arzneistoffe zieht, für den ist der Studiengang »Pharmazeutische Chemie B.SC« der Technischen Hochschule Köln interessant. In dem praxisorientierten Bachelorstudiengang über sechs Semester erarbeiten Studierende innovative Lösungen für den Bereich der Arzneistoff- und Arzneimittelentwicklung. Auch Ernährungsberatung ist in der Apotheke ein gefragtes Thema. An der Europäischen Fachhochschule Rhein/Erft kann man den Bachelor-Studiengang »Clinical Nutrition B. Sc. / Ernährungsmanagement« wählen. Der Abschluss eröffnet die Möglichkeit, in Apotheken eine qualifizierte Ernährungsberatung anzubieten oder auch in Einrichtungen wie Krankenhäusern oder Seniorenheimen.
Wer sich als PTA stärker betriebswirtschaftlich orientieren will, für den bietet der europäische Hochschulverband ein 18-monatiges Studium zum »Fachwirt:in Gesundheits- und Sozialwesen (IHK)«, der umfassende betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Managementqualitäten vermittelt. Die Ausbildung befähigt, eigenständig komplexe Aufgaben verantwortlich zu übernehmen. Handelsfachwirte sind in betriebswirtschaftlichen Bereichen, zum Beispiel in der Verwaltung oder im Marketing tätig. Das Wissen ist in ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen ebenso gefragt wie in Verbänden, Organisationen und Institutionen. Voraussetzung für die Ausbildung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung im Gesundheits- und Sozialwesen plus ein Jahr Berufspraxis. Auch das berufsbegleitende Studium zum Pharmazieökonom an der Fachhochschule Schmalkalden über zwei Semester ist betriebswirtschaftlich orientiert mit Schwerpunkten wie Marketing, Beschaffung und Warenwirtschaft.
Die Kosten für Qualifizierungen oder Studiengänge liegen zwischen ein paar hundert und einigen tausend Euro. Zur finanziellen Unterstützung bieten Bund und Länder Förderungsmöglichkeiten wie die Arbeitgeberförderung, das Aufstiegs-BAföG und die Bildungsförderungen. Beratungen dazu gibt es beispielsweise bei der Bundesagentur für Arbeit oder beim Europäischen Hochschulverband. Es lohnt sich auch, sich bei einzelnen Anbietern zu erkundigen. Die Kosten für die Weiterbildung zur Fach-PTA bei der BLAK können zum Beispiel in Raten gezahlt werden. Mitglieder der Apothekengewerkschaft Adexa erhalten auf Seminare von Semedi 5 Prozent Preisnachlass.
Es muss nicht gleich ein Studium oder eine Spezialisierung sein. Das große Spektrum an Fortbildungen gibt PTA in vielen Bereichen die Möglichkeit, am Puls der Zeit zu bleiben und spezielle Interessen weiter auszubauen. Schließlich kommen stetig neue Medikamente, Medizinprodukte und Kosmetika auf den Markt, die verstanden und erklärt werden wollen. Das PTA-Forum bietet auf https://ptaforum.pharmazeutische-zeitung.de/service/termine-pta einen Überblick aktueller Veranstaltungen. Demnächst dabei: Die Ausbildung zum Brandschutzhelfer, Interaktionsmanagement oder parasitäre Erkrankungen. Langweilig wird es bei dem breiten Angebot sicher nicht.
Beratungen zu Fort- und Weiterbildungen für PTA bieten die Apothekenkammern und -verbände, der Berufsverband PTA (BVpta) und die Apothekengewerkschaft Adexa. Auf den Internetseiten verschiedener Anbieter finden sich Angaben zu Ausbildungszeiten, Gebühren und ob die Veranstaltungen vor Ort oder online stattfinden. Einige Anlaufstellen mit Infos und Angeboten:
Adexa – www.adexa.de
BVpta - www.bvpta.de
DGOP – www.dgop.org/afw_pta_termine.html
Europäische Fachhochschule Rhein/Erft – www.eufh.de
Europäischer Hochschulverband – www.ehv-fernstudium.de
PTA-Interaktiv – www.pta-interaktiv.de
Studienzentrum »Gut Durchdacht« – www.stzgd.de
Wirtschaftsakademie Deutscher Apotheker (WDA) – www.wda-akademie.de