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Neue Arzneistoffe

Vier auf einen Streich

Gäbe es einen Arzneistoff-Adventskalender, so dürfte man am 1. Dezember gleich vier Kläppchen öffnen. Zu Monatsbeginn ist nämlich ein Quartett innovativer Medikamente auf den Markt gekommen. Drei dieser Präparate kommen bei Krebs zum Einsatz, eines bei Morbus Crohn.
Sven Siebenand
25.11.2019  17:00 Uhr

Als Neueinführung beim ABDATA Pharma-Daten-Service wurde zum Beispiel das Axicabtagen Ciloleucel-haltige Präparat Yescarta® von Gilead gemeldet. Neben dem Tisagenlecleucel-haltigen Medikament Kymriah® von Novartis Pharma handelt es sich hierbei um ein weiteres sogenanntes CAR-T-Zelltherapeutikum. Zugelassen ist es für zwei Arten des aggressiven Non-Hodgkin-Lymphoms: für die Behandlung erwachsener Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) beziehungsweise für die Behandlung des primär mediastinalen B-Zell-Lymphoms (PMBCL). Voraussetzung für den Einsatz ist, dass die Patienten zuvor mindestens zwei systemische Vorbehandlungen erhalten haben.

Für eine CAR-T-Zelltherapie werden dem Patienten weiße Blutkörperchen und damit unter anderem T-Zellen entnommen. Außerhalb des Körpers werden diese dann genetisch so umprogrammiert, dass sie den chimären Antigen-Rezeptor (CAR) produzieren. Dieser richtet sich gegen das CD19-Antigen auf den B-Zellen des Patienten. Mithilfe des CAR können die modifizierten T-Zellen B-Zellen erkennen, daran binden und sie in den Zelltod schicken.

Die patientenindividuellen CAR-T-Zellen erhält der Patient als intravenöse Infusion. Vorher bekommt er in der Regel eine Chemotherapie, um seine eigenen T-Zellen abzutöten. Der Wirkstoff Tocilizumab (RoActemra®) sollte immer als Notfallausrüstung verfügbar sein, wenn eine CAR-T-Zelltherapie durchgeführt wird, um eine potenziell schwere Nebenwirkung, das sogenannte Zytokin-Freisetzungssyndrom, schnell behandeln zu können.

Zwei Kinasehemmer

Der neue Wirkstoff Gilteritinib (Xospata™, Astellas Pharma) ist zur Behandlung der rezidivierten oder refraktären akuten myeloischen Leukämie (AML) zugelassen. Allerdings gilt dies nur, wenn eine FLT3-Mutation nachgewiesen ist. AML ist die häufigste akute Leukämie bei Erwachsenen. Die Kinase FLT3 spielt eine wichtige Rolle bei AML und ist häufig übermäßig aktiv. Eine zusätzliche Mutation im FLT3-Gen wirkt sich dann noch ungünstiger auf die Prognose der Patienten aus. Gilteritinib ist nicht der erste Wirkstoff, der die FLT3-Kinase hemmt. Auch Midostaurin (Rydapt®, Novartis Pharma) ist unter anderem zur Behandlung der AML mit FLT3-Mutation zugelassen.

Die empfohlene Anfangsdosis von Gilteritinib beträgt drei 40-mg-Tabletten einmal täglich und kann nach vier Wochen je nach Ansprechen des Patienten auf fünf Tabletten pro Tag erhöht werden. Bei Auftreten bestimmter Nebenwirkungen kann der Arzt die Dosis reduzieren oder die Behandlung zeitweise oder vollständig beenden. Der Arzt wird ebenfalls vor und während der Behandlung regelmäßige Bluttests durchführen und die Herzfunktion des Patienten überprüfen.

Sehr häufige Nebenwirkungen von Xospata sind erhöhte Konzentrationen einiger Enzyme im Blut , Durchfall, Müdigkeit, Übelkeit, Verstopfung, Husten, periphere Ödeme, Dyspnoe, Schwindel, Hypotonie, Schmerzen in den Extremitäten, Schwäche sowie Gelenk- und Muskelschmerzen.

Der zweite neue Kinasehemmer, Neratinib (Nerlynx®, Pierre Fabre Pharma), ist ein Arzneistoff zur Behandlung von Brustkrebs. Er kommt für die erweiterte adjuvante Behandlung beim Hormonrezeptor-positiven, HER2-überexprimierten/amplifizierten Brustkrebs in einem frühen Stadium infrage. Voraussetzung ist, dass die Patienten vor weniger als einem Jahr eine Trastuzumab-basierte adjuvante Therapie abgeschlossen haben.

Am Wachstum hindern

Neratinib bindet an unterschiedliche epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptoren, unter anderem an den HER2-Rezeptor. Diese Rezeptorblockade unterbindet nachgeschaltete Singalpfade und führt dazu, dass Krebszellen am Wachstum gehindert werden. Dieser Wirkmechanismus ist allerdings nicht neu und bereits von anderen Kinasehemmern wie Afatinib (Giotrif®) und Lapatinib (Tyverb®) bekannt. Diese beiden Wirkstoffe sind für das oben genannte Anwendungsgebiet allerdings nicht zugelassen.

Die empfohlene Dosis von Neratinib beträgt sechs 40-mg-Tabletten einmal täglich zu einer Mahlzeit und ist vorzugsweise morgens einzunehmen. Die Behandlung sollte ein Jahr lang fortgesetzt werden. Der Arzt kann die Dosis senken oder die Behandlung beenden, wenn eine schwere Nebenwirkung auftritt. Eine Dosisanpassung ist auch dann zu empfehlen, wenn Neratinib mit starken CYP3A4-/p-Glykoprotein-Hemmern eingenommen wird. Normalerweise sollte die Begleitbehandlung mit solchen Arzneistoffen besser vermieden werden.

Kontraindiziert ist der neue Wirkstoff bei schwerer Leberinsuffizienz sowie bei gleichzeitiger Verabreichung bestimmter CYP3A4-Induktoren, etwa Carbamazepin, Phenytoin, Johanniskraut oder Rifampicin. Die mit Abstand häufigste Nebenwirkung ist Durchfall. Fast alle Patienten sind davon betroffen. Daher wird auch zu einer prophylaktischen Durchfallbehandlung geraten, insbesondere in den ersten ein bis zwei Monaten der Therapie mit Neratinib. Andere sehr häufige Nebenwirkungen des Kinasehemmers sind Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Ausschlag, Appetitlosigkeit, Stomatitis und Muskelspasmen.

Mit Zellen gegen Analfisteln

Last but not least ist seit Anfang Dezember auch das Darvadstrocel-haltige Präparat Alofisel® von Takeda Pharma im Handel. Eingesetzt wird es zur Behandlung komplexer Analfisteln bei Erwachsenen mit Morbus Crohn, wenn ein konventionelles oder biologisches Arzneimittel nicht hinreichend wirksam war. Bei Fisteln handelt es sich um eine anormale Verbindung zwischen dem Enddarm und der Haut nahe dem Anus.

Darvadstrocel sind mesenchymale Stammzellen, die aus dem Fettgewebe von Spendern gewonnen, in Kultur vermehrt und dann tiefgefroren werden. In die Wände der Fistel injiziert, können diese Zellen helfen, die Entzündung zu lindern und das Wachstum neuen Gewebes zu unterstützen. Dies regt die Fistel dazu an, zu heilen und sich zu schließen. Das Präparat wird nur einmal verabreicht. Der Patient erhält zuvor ein Anästhetikum. Häufige Nebenwirkungen von Alofisel sind zum Beispiel Analabszesse und anale Schmerzen. 

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