Viren schädigen Stoffwechsel |
Isabel Weinert |
11.04.2024 16:00 Uhr |
Das SARS-CoV-2-Virus ist nur eines der Viren, dessen Folgen für den Organismus deutlich über die akute Erkrankung hinausgehen können. / Foto: Adobe Stock/Guntar Feldmann
So zeigten Daten aus der Corona-Pandemie, dass sich etwa durch eine Covid-19-Infektion die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, einen Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Außerdem können Viren auch die Funktion anderer hormonell aktiver Gewebe wie die Nebennieren oder den Hypothalamus stören. Andererseits können bereits vorhandene Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Adipositas beeinflussen, wie schwer eine Virusinfektion verläuft.
»Neueste Untersuchungen zeigen, dass manche Viren insulinähnliche Eiweiße oder auch Hormone produzieren können, die in den Stoffwechsel des betroffenen Organismus eingreifen«, sagt Professor Dr. med. Stefan Bornstein, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III sowie des Zentrums für Innere Medizin am Uniklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Neben der Stoffwechselregulation scheinen diese »viralen Hormone« auch den Zellumsatz und den Zelltod zu beeinflussen. »Wir haben aber auch gesehen, dass antivirale Medikamente das Auftreten eines Typ-1-Diabetes durch den Erhalt der Funktion der insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse verzögern können«, fügt er hinzu. Umgekehrt habe sich gezeigt, dass klassische Medikamente, die zur Behandlung hormoneller Erkrankungen eingesetzt werden, die Anfälligkeit des Organismus für Infektionen verringern können. Dazu gehörten antidiabetische Präparate wie DPP-4- Hemmer oder Metformin, so der Endokrinologe und Diabetologe in der Pressemitteilung. Bornstein zeigt Perspektiven für sich aus den Zusammenhängen ergebende Forschungsansätze auf: »Wenn Infektionskrankheiten Diabetes und andere Stoffwechselkrankheiten auslösen können, bedeutet es, dass wir durch Impfprogramme möglicherweise das Auftreten von häufigen Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes und dem metabolischen Syndrom verhindern können«. Das neue Fachgebiet trägt den Namen »endokrine Virologie«.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.