Vitaminpräparate für Schwangere im Test |
Bei einer ausgewogenen Ernährung genügt es in der Regel, wenn schwangere Frauen Folsäure und Iod einnehmen. / Foto: Getty Images/damircudic
22 Präparate für Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch hat Ökotest in Apotheken, Drogerien und Supermärkten eingekauft. Die berechneten Kosten pro empfohlener Tagesdosis lagen zwischen drei Cent und zwei Euro. Alle Präparate enthielten Folsäure und 20 von 22 auch Iod. Viele enthielten auch weitere Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Die Gehalte von Folsäure und Iod ließ Ökotest im Labor bestimmen; bei den anderen Inhaltsstoffen verglichen die Verbraucherschützer die deklarierten Inhalte mit den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und des Netzwerks »Gesund ins Leben« sowie den Höchstmengenempfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung. Einige zusätzliche Inhaltsstoffe hält Ökotest für Schwangere für unnötig oder sogar schädlich.
Im Labor getestet wurde außerdem auf Arsen, Cadmium, Blei und Quecksilber. Standen Titandioxid, Carboxymethylcellulose oder bestimmte Phosphate als Hilfsstoffe auf der Inhaltsstoffliste, wurde dies erwähnt, gab aber keinen Punktabzug.
»Vitamine und Mineralstoffe nach dem Gießkannen-Prinzip: Es ist unsäglich, was die Hersteller Schwangeren immer noch anbieten«, kritisiert Testautor Dr. Jürgen Steinert, stellvertretender Chefredakteur von Ökotest, die Ergebnisse der Analyse. Das Magazin rät: Bei einer ausgewogenen Ernährung genügt es in der Regel, wenn schwangere Frauen Folsäure und Iod einnehmen.
Unter den acht Testsiegern finden sich vier Präparate der Marke Folio®. Nach den Ergebnissen von Ökotest gehen jedoch bei einigen Präparaten die Gehalte komplett an den Experten-Empfehlungen vorbei. Diese stimmten zwar bei Apothekenmarken Femibion und Elevit für Folsäure und Iod; die Präparate fielen jedoch aufgrund anderer Mängel durch. Die genauen Testergebnisse finden sich in der aktuellen Ausgabe von »Ökotest« sowie unter www.oekotest.de.
Ökotest kritisiert zum Teil auch zahlreiche Mängel bei der Deklaration, zum Beispiel fehlende Hinweise, dass Schwangere Eisen oder Vitamin A nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen sollen, sowie fragwürdige Health Claims und die Bewerbung.
Für einen möglichen Vorteil der Folatform 5-Methytetrahydrofolat (Metafolin oder Quatrefolic) gegenüber Folsäure gebe es keine zweifelsfreie Evidenz, ergänzt zudem Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Pharmazieprofessor an der Goethe-Uni Frankfurt und Mitglied der PZ-Chefredaktion, als Gutachter für Ökotest.