Von der Idee zum Rezepturfilm |
Juliane Brüggen |
11.09.2023 16:00 Uhr |
Sobald Ton und Kamera liefen, waren alle konzentriert bei der Arbeit. / Foto: PZ/Brüggen
»Ton läuft, Kamera läuft« – und los geht es mit dem Dreh, alle hören und schauen konzentriert zu. Vor der Kamera steht Dr. Sandra Barisch, PTA und Apothekerin sowie Geschäftsführerin des PTA-Channels; auf dem Tisch vor ihr Kruken, Tuben und Braunglasflaschen. Ruhig und deutlich erklärt sie, was die einzelnen Packmittel ausmacht, und demonstriert, warum eine Paste nicht in die Tube gehört. Und tatsächlich, selbst unter starkem Drücken kommt die Paste nicht heraus. »Das haben meine Schülerinnen und Schüler für mich vorbereitet«, verrät Barisch, die an einer PTA-Schule das Fach Galenik lehrt.
Die Filmeinheiten, die hier entstehen, sollen vor allem eins sein: kurz und verständlich – und nebenbei das Einmaleins der Rezeptur vermitteln. Drehort ist die Ausstellungs-Apotheke der Firma Wepa in Hillscheid – etwas abgelegen, inmitten von Wald und Wiesen, aber perfekt für den Anlass. Denn neben einem Verkaufsraum mit HV-Tischen und Regalen gibt es einen voll ausgestatteten Labor- und Rezepturbereich, der ansonsten für Fortbildungen und Schulungen genutzt wird.
Rezepturerfahrung ist auch hinter der Kamera zu finden. Philipp Wohlleben, Inhaber von Wohlleben Filmprodukte, hat bereits die bestehenden Rezepturvideos für das PTA-Forum und eine Live-Herstellung bei der Expopharm filmisch begleitet. »Die Herausforderung besteht darin, die Themen, die eher technischer Natur sind, trotzdem lebendig und menschlich rüberzubringen, das Ganze mit mehreren Kameras einzufangen und es schön und verständlich darzustellen«, so Wohlleben. Damit das funktioniert, ist ein zweiter Kameramann dabei, der Nahaufnahmen mit einer Handkamera macht.
Von Vorteil sei, dass die Location viel Platz und Ruhe biete. »Das Team ist eingespielt und wir können alles so einrichten, wie wir es technisch brauchen.« Mit dabei ist auch eine Make-up-Artistin: Zwischendurch rückt sie dem Glanz mit Puder zu Leibe und achtet darauf, dass das Make-up sitzt.
Neben einem Tontechniker hört Isabelle Yeginer, leitende Redakteurin des PTA-Channel, aufmerksam mit. Nach jeder Aufnahme gibt es Feedback – sei es, dass ein Satz fehlte, etwas undeutlich war oder aber »alles super«. »Das ist das Vier-Ohren-Prinzip«, meint sie augenzwinkernd. Vor der Kamera wirkt Barisch souverän und bringt selbst schwierige Sachverhalte verständlich rüber. Die anfängliche Aufregung sei schnell verflogen. »Das Team hat mir sofort ein entspanntes Gefühl gegeben und ehrliches Feedback.«
Geschafft – auf dem Abschlussfoto zeigt sich das ganze Team zufrieden. / Foto: PZ/Brüggen
Ein Blick in das seitenlange Drehbuch zeigt, dass inhaltlich viel Arbeit in den Videos steckt. Das Konzept hat Sandra Barisch zusammen mit den Expertinnen und Experten des DAC/NRF entwickelt. »Das war ein Prozess von Wochen und Monaten, der neben dem Tagesgeschäft laufen musste«, erzählt sie. Ziel sei es gewesen, praxisrelevante Themen auszuwählen. »Wir haben uns gefragt: Was ist kompliziert und schlecht zu recherchieren? Diese Themen haben wir uns dann rausgesucht.« Als Inspiration dienten Fragen, die täglich beim Infocenter des DAC/NRF ankommen.
Der Aufwand habe sich aber gelohnt, denn: »Rezeptur ist ein Herzensthema für mich«, so Barisch. Warum? »Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der Vor-Ort-Apotheke. In der Rezeptur ist niemand besser als PTA und Apotheker. Und es bringt den Patienten wirklich etwas – seien es die Kapseln für einen Säugling mit pulmonaler Hypertonie oder eine Creme, die dank der Apotheke plausibel und wirksam ist.« Die Begeisterung ist offenbar ansteckend, denn aus dem Filmteam kommen immer wieder Fragen: Was bedeutet Siedeverzug? Wie funktioniert der Topitec®? Und was ist eigentlich ein Rührfisch? Das lasse hoffen, dass die Videos auch für die zuschauenden PTA interessant seien, meint Barisch.
Um das beste Ergebnis zu erzielen, wurde mit zwei Kameras gearbeitet. / Foto: PZ/Brüggen
Liebe zum Detail zeigt sich in der Inszenierung: Ob Wasserbad, Rührscheibe oder Etiketten – bevor es mit einer Sequenz losgeht, müssen alle Utensilien parat liegen. Beim Zusammensuchen helfen alle mit. Nachdem einige Etiketten zunächst unauffindbar waren, ist die Freude bei ihrem Auftauchen groß: »Das Etikett müssen wir noch filmen, damit wir es anschaulich zeigen können«, meint Barisch sofort. »Es ist wichtig, dass das ›Vor Gebrauch schütteln‹ als separater, roter Aufkleber auf dem Gefäß ist, damit es dem Kunden auffällt.«
Nicht zuletzt muss das »Bühnenbild« stimmen: Der Abzug geschlossen, die Waage nicht direkt neben dem Rührsystem, der Eichstempel der Waage aktuell. Ein Glasstab wird kurzerhand durchgebrochen, weil er nicht in die Mikrowelle passt. Denn auch das gehört zu einem Filmdreh: improvisieren.
Am Ende der Drehtage folgt die Bestandsaufnahme: Ist jede Szene gefilmt, jedes Buch, Etikett und Gerät, das eingeblendet werden soll? »Alles im Kasten«, lautet die Antwort. Die Arbeit ist aber noch lange nicht erledigt. Es geht weiter mit dem Schnitt – erst Rohschnitt, dann Feintuning, dann wird noch alles abgestimmt. »Es war aufregend – nicht ganz unanstrengend, aber es hat total viel Spaß gemacht. Ich bin sehr glücklich«, so Barischs Resümee.
Die Rezeptur-Quickies erscheinen im wöchentlichen Rhythmus jeweils vier Wochen exklusiv auf PTA-Channel, danach werden sie in derselben Reihenfolge und Frequenz auf dem Youtube-Kanal des PTA-Forums und auf www.pta-forum.de veröffentlicht. Los geht es bei uns noch diese Woche mit dem Thema: »Hygiene in der Rezeptur – nicht nur sauber, sondern rein«