Vor dem Urlaub noch schnell eine FSME-Impfung? |
Zecken können zahlreiche Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen, zum Beispiel die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Einen wirksamen Schutz bietet die FSME-Impfung. / Foto: Getty Images/fotoquique
Kommt drauf an, wann man fährt, lautet die Antwort. Es gibt die Möglichkeit, mit einem besonderen Impfschema schneller als sonst einen Immunschutz aufzubauen. Normalerweise folgt die zweite FSME-Impfung ein bis drei Monate nach der ersten. Wählt man hier den knappest möglichen Abstand – je nach Impfstoff 7 beziehungsweise 14 Tage – besteht etwa zwei Wochen nach der zweiten Impfung eine Immunität. Etwas Vorlaufzeit ist also nötig.
Die dritte Impfung folgt beim Schnellimmunisierungsschema je nach verwendetem Impfstoff 21 Tage nach der ersten Impfung beziehungsweise fünf bis zwölf Monate nach der zweiten Impfdosis. Danach sind Auffrischimpfungen in bestimmten Zeitabständen erforderlich, um den Schutz langfristig zu erhalten.
Eine schnelle Immunisierung würde Professor Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München, jedem Menschen empfehlen, der in ein Hochrisikogebiet fährt und sich dort viel in der Natur aufhält. »Einen Landkreis wie zum Beispiel Ravensburg, wo es zuletzt 20 oder mehr Fälle pro Jahr gab, müsste man als solchen Bereich betrachten«, ordnet der Experte ein.
Das gilt ebenso für bestimmte Gegenden im Osten und Süden Bayerns. Tirol in Österreich habe sich auch als hochaktive Region für Zecken mit dem FSME-Erreger erwiesen, wobei hier vor allem die Täler relevant sind. »Wenn jemand mir sagt, er fährt nach Tirol, wandert dort stets über 1000 Meter und übernachtet auf Hütten: Dann braucht er nicht zwingend eine Impfung«, sagt Dobler, der beispielhaft noch Kärnten und Steiermark in Österreich, Südschweden, das Baltikum und die gesamte Schweiz als Gebiete mit erhöhtem Risiko aufzählt.
Der Experte stellt aber klar: »Das Infektionsrisiko ist trotz allem gering, man sollte keine Panik verbreiten.« Grob schätzen Experten die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich in einem Risikogebiet mit 1:50 bis 1:100 ein.
Letztlich müsse man die Impfempfehlung von der Region, in die man reist, und von den Aktivitäten, die man dort plant, abhängig machen, rät Dobler. Reisemedizinische Fachpraxen könnten dabei helfen. Letztlich ist es eine individuelle Abwägung der Reisenden. Manche gehen lieber auf Nummer sicher, andere sind etwas risikobereiter.
FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Sie kann zu einer Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks führen. Die Krankheit kann nur symptomatisch behandelt werden. Medikamente gegen die krankheitsauslösenden Viren gibt es nicht. Das Robert Koch-Institut bietet auf seiner Webseite viele Informationen rund um FSME, die Impfung und Risikogebiete in Deutschland an.