Wann Ibuprofen, Paracetamol oder ASS nehmen? |
Bei Schmerz werden Botenstoffe freigesetzt. Docken sie an den Nervenzellen an, wird der Schmerzimpuls an das Gehirn weitergegeben. Die Wirkstoffe einer Schmerztablette blockieren diese Andockstellen jedoch. »Das ist, als ob die Botenstoffe wie ein Auto ihren Parkplatz suchen und dieser schon besetzt ist«, erklärt Ursula Funke.
Kann der Schmerzbotenstoff nicht andocken, bleibt auch der Schmerz weg. Egal, welcher. Denn die Tablette weiß natürlich nicht, ob sie nun gegen Zahnweh, Rückenschmerzen oder Kater-Kopfbrummen angehen muss.
Doch: Neben der erwünschten Wirkung gibt es immer auch nicht gewollte (Neben-)Wirkungen. So stören die Entzündungshemmer Ibuprofen und ASS zum Beispiel die Nierenfunktion und die Produktion von schützendem Magenschleim, sie erhöhen den Blutdruck und deaktivieren die Blutplättchen, zählt Michael Überall auf. Paracetamol, das kein Entzündungshemmer ist, »macht all das nicht, hat aber ein potenziell giftiges Abbauprodukt, das in der Leber entsteht.«
Die erste Wahl ist für beide Experten Ibuprofen. »Der Entzündungshemmer wirkt in den meisten Fällen und hat das größte Sicherheitsprofil«, sagt Schmerzmediziner Überall. Zwar wirke das ebenfalls entzündungshemmende ASS schneller, weil es schon im Magen aufgenommen werde. Aber der besagte Negativeffekt auf die Blutplättchen halte bei ASS deutlich länger an als bei Ibuprofen.
Wer allerdings bei der Einnahme von Ibuprofen unerwünschte Nebenwirkungen wie Magenprobleme erlebt, der ist mit Paracetamol besser bedient. Auch bei einem zu hohen Blutdruck oder bei der Einnahme von Gerinnungshemmern ist es die bessere Wahl.
Apothekerin Funke rät außerdem bei Fieber eher zu Paracetamol. Mit einem Leberschaden muss man dagegen bei Paracetamol vorsichtig sein. »Fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke« – dieser bekannte Hinweis macht bei Schmerzmitteln Sinn.
»Schwangere sollten im ersten Schwangerschaftsdrittel am besten gar keine Schmerzmittel einnehmen«, sagt Apothekerin Funke. Auf jeden Fall aber gilt für das letzte Schwangerschaftsdrittel, dass hier nur Paracetamol als apothekenpflichtiges Schmerzmittel zur Verfügung steht, weil dieser Wirkstoff nicht entzündungshemmend wirkt. »Denn Entzündungshemmer können das Kreislaufsystem beim ungeborenen Kind verändern«, sagt Michael Überall. Das kann unter anderem zu einer Frühgeburt führen oder das Kind noch in der Gebärmutter schädigen.
Für alle mit Kater-Kopfschmerz eignet sich Paracetamol dagegen nicht. »Der Alkohol beansprucht bereits die Leber und das Paracetamol kommt dann noch dazu«, erklärt Ursula Funke. Kindern unter zwölf Jahren wiederum sollte man grundsätzlich kein ASS zu schlucken geben. »Das kann eine gefährliche Erkrankung, das Reye-Syndrom, auslösen«, so die Apothekerin.