Wann ist es Nachtblindheit? |
Die Frage, wann man bei schlechter Sicht im Dunkeln zum Arzt gehen sollte, ist für Kellner leicht beantwortet: »Sinnvollerweise dann, wenn man subjektiv ein Problem hat.« Entscheidend ist also der Leidensdruck.
Die Diagnostik von Sehstörungen im Dunkeln ist ein Fall für ein hoch spezialisiertes Augenzentrum, sagt Christoph Friedburg, Oberarzt der Augenklinik am Uniklinikum in Gießen. Denn: »Es gibt einen einzigen Gerätetyp in der typischen augenärztlichen Praxisausstattung, der in Grenzen Aussagen zur Sehfunktion in Dämmerung erlaubt.«
Um der Ursache für das schlechte Sehen im Dunkeln auf die Spur zu kommen, prüfen Augenärztinnen und -ärzte den Augenhintergrund und nutzen bildgebende Verfahren. Bei Verdacht auf genetische Ursachen können spezielle genetische Tests Klarheit schaffen. »Es gibt mehr als 300 Gene, die mit Netzhauterkrankungen zusammenhängen«, so Ulrich Kellner.
Oft gibt das Alter des Patienten oder der Patientin schon einen Hinweis. »Wenn jemand jugendlich ist oder 20, vielleicht 25 Jahre alt, dann muss man eher eine anlagebedingte Störung vermuten. Bei älteren Patienten ab 50 ist eher von einer Linsentrübung oder einer altersbedingten Störung auszugehen«, so Kellner. Schließlich entwickelten alle Menschen mit der Zeit einen Grauen Star, so der Augenarzt. Das Phänomen, auch bekannt als Linsentrübung oder Katarakt, kann schon mit 50 Jahren beginnen – oder aber auch erst mit 90.
»In den ›banalen‹ Fällen ist eine Behandlung meist recht einfach«, sagt Christoph Friedburg. Grauer Star sorgt dafür, dass man im Dunkeln schlechter sehen kann? Dann sind die Behandlungsoptionen klar: In diesem Fall kann eine Katarakt-OP sinnvoll sein, bei der die getrübte Augenlinse durch eine neue Kunstlinse ersetzt wird.
In anderen Fällen ist eine Behandlung nicht möglich – bei angeborenen Erkrankungen fehlen meist die Therapiemöglichkeiten. In seltenen Fällen kommt allerdings eine Gentherapie infrage. »Beim RPE65-Gen gibt es eine Therapie, dadurch ist eine weitere Verschlechterung der Sicht verzögerbar«, so Kellner. Diese Therapie sei jedoch nur für etwa ein Prozent der von erblicher Nachtblindheit Betroffenen geeignet.
Ist die Nachtblindheit auf einen Vitamin-A-Mangel zurückzuführen, lässt der sich durch entsprechende Präparate behandeln.