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Geräuschpegel

Wann Lärm den Ohren schadet

Die Welt ist laut, das merken schon Kleinkinder. Die Geräuschkulisse in Kindergärten ist enorm, in Schulen und selbst im Kinderzimmer ist es nicht viel leiser. Spätestens im Jugendalter wird Musik gern laut gehört. Kopfhörer, Konzerte und Diskos hinterlassen jedoch ebenso wie Berufe mit hoher Lärmbelastung bleibende Spuren.
AutorKontaktCarina Steyer
Datum 05.09.2023  11:00 Uhr

Das menschliche Gehör ist auf die Schallsignale der natürlichen Umgebung ausgerichtet. Insbesondere Schallwellen, die für die Kommunikation wichtig sind oder in früheren Zeiten das Überleben sicherten, werden optimal wahrgenommen. Ob als leises oder lautes, tiefes oder schrilles Geräusch, hängt von ihrer Frequenz und dem Schalldruckpegel ab. Die Frequenz gibt an, wie oft eine Schallwelle pro Sekunde schwingt. Je höher die Frequenz, umso höher wird der Ton wahrgenommen – allerdings nur in einem bestimmten Rahmen. So liegen Ultraschallwellen mit einer sehr hohen Frequenz und Schallwellen mit sehr niedriger Frequenz (Infraschall) grundsätzlich außerhalb des menschlichen Hörbereichs.

Wie laut eine Schallwelle im hörbaren Frequenzbereich wahrgenommen wird, bestimmt der Schalldruckpegel (Einheit Dezibel, dB). Je höher der Schalldruckpegel, umso lauter ist der Ton. Ob Geräusche angenehm oder störend sind, ist zunächst einmal eine individuelle Wahrnehmung. Die menschliche Hörschwelle liegt bei 10 dB, was in etwa dem Summen einer Mücke entspricht. Das Ticken einer Uhr kommt auf 20 dB, eine Unterhaltung erreicht 60 dB. Ab einer Lautstärke von 90 bis 110 dB wird bei fast allen Menschen die Unbehaglichkeitsschwelle überschritten. Typisches Zeichen dafür ist das spontane Zuhalten der Ohren.

Die Schmerzschwelle liegt bei etwa 120 bis 140 dB. Zum Vergleich: Ein Flugzeug kommt beim Starten auf 130 dB, ein Detonationsknall liegt bei etwa 150 dB, eine Spielzeugpistole erreicht direkt am Ohr 170 dB und selbst bei einem Abstand von 25 cm noch 150 dB. Lautstärken oberhalb der Schmerzgrenze verursachen ein akutes akustisches Trauma mit Schmerzen, (vorübergehenden) Einschränkungen beim Hören und einen Tinnitus. Bei sehr hohem Schalldruck können zudem Teile des Mittelohrs oder Trommelfells verletzt werden.

Freizeitlärm unterschätzt

Ähnlich schädlich wie das Einwirken kurzzeitig hoher Pegelspitzen ist chronische Lärmbelastung. Bekannt ist, dass Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz einem dauerhaft hohen Lärmpegel durch Maschinen wie Presslufthämmern und Ähnlichem ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko tragen, eine Schwerhörigkeit zu entwickeln. In Deutschland sind Arbeitgeber deshalb verpflichtet, ab einer Geräuschbelastung von durchschnittlich 80 dB (Spitzenwert 135 dB) während eines Acht-Stunden-Tages in Arbeitsräumen einen Gehörschutz zur Verfügung zu stellen.

Ab 85 dB (Spitzenwert 137 dB) hat der Arbeitgeber dafür Sorge zu tragen, dass Beschäftigte einen persönlichen Gehörschutz bestimmungsgemäß verwenden. Zudem sollte die Lärmbelastung zeitlich begrenzt und ausreichend Ruhepausen ermöglicht werden. Entsteht trotz vorbeugender Schallschutzmaßnahmen eine Lärmschwerhörigkeit, kann diese als Berufskrankheit anerkannt werden.

Wesentlich weniger streng kontrolliert und vielfach unterschätzt ist der im Alltag permanent vorhandene Freizeitlärm. Ein platzender Luftballon, eine Spielzeugtrompete oder eine Trillerpfeife entwickeln extreme Lautstärken, die oft gar nicht so empfunden werden. Musik über Kopfhörer erreicht Schalldruckpegel von bis zu 110 dB, was in etwa der Lärmbelastung durch einen Presslufthammer entspricht.

Stichprobenartige Lärmmessungen in Diskotheken und bei Konzerten ergaben Schalldruckpegel zwischen 90 und 110 dB. Beim Heimwerken kommen mitunter dieselben Maschinen zum Einsatz wie bei beruflicher Tätigkeit; an einen Gehörschutz denken die wenigsten. Bekannt ist auch, dass Dauerschallpegel über 80 bis 85 dB bei längerer Einwirkung bleibende Gehörschäden hervorrufen können. Problematisch hierbei: Viele Stadtautobahnen erzeugen eine Geräuschkulisse, die in diesem Bereich liegt und sowohl tags als auch nachts auf Anwohner einwirkt.

Aktiv schützen

Lärmschwerhörigkeit ist die zweithäufigste Form der Hörminderung nach der Altersschwerhörigkeit. Sie entwickelt sich schleichend und betrifft zu Beginn vor allem die hohen Töne. Betroffene bemerken, dass Sprache und Umgebungsgeräusche dumpfer klingen als gewohnt; sie haben Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen oder einer Kommunikation in Umgebungen mit Hintergrundgeräuschen zu folgen. Hält die Lärmbelastung weiterhin an, nimmt mit der Zeit auch die Hörfähigkeit für tiefe Töne ab.

Wenig bekannt ist darüber, wie lange es dauert, damit aus einer chronischen Lärmbelastung ein bleibender Hörschaden entsteht. Experten gehen derzeit davon aus, dass das Risiko ab Schalldruckpegeln von 80 bis 85 dB erhöht ist. Wird Musik über Kopfhörer gehört, nehmen Wissenschaftler an, dass das Hören von mehr als einer Stunde über 89 dB nach etwa fünf Jahren zu einer Lärmschwerhörigkeit führen kann. Die Verbraucherzentrale warnt, dass ein wöchentlicher Diskobesuch von vier Stunden bei Schalldruckpegeln von 95 dB und mehr das Gehör ebenso schädigt wie eine 40-Stunden-Arbeitswoche bei 85 dB.

Typische Anzeichen einer zu hohen Lärmbelastung sind Hörprobleme, die einige Minuten bis Stunden anhalten, das Gefühl »wie durch Watte zu hören« oder ein Tinnitus. Da ein dauerhafter Hörschaden allerdings auch ohne Warnsignale auftreten kann, empfehlen Experten, das Gehör aktiv zu schützen. Dazu gehört, hohe Lautstärken möglichst zu vermeiden oder Gehörschutz zu verwenden und ausreichende Ruhezeiten mit Schallpegeln unter 70 dB einzuplanen.

Das Hören von lauter Musik über Kopfhörer sollte auf eine Stunde pro Tag beschränkt werden. Bei Veranstaltungen mit lauter Musik wird geraten, Ohrstöpsel zu tragen. Um Einbußen beim Hörerlebnis zu vermeiden, gibt es speziellen Musikerschallschutz. Dieser dämpft im Gegensatz zu normalen Ohrstöpseln die Schallfrequenzen gleich stark und wirkt damit einer Verzerrung der Klänge entgegen.

Risikogruppe Kinder

Anders als bei der Altersschwerhörigkeit sind von einer Lärmschwerhörigkeit nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder betroffen. Wie sehr, das zeigt ein Kinder-Umwelt-Survey des Umweltbundesamtes, in dem von 2003 bis 2006 1000 Kinder zwischen acht und 14 Jahren auf ihre Lärmbelastung hin untersucht wurden. Rund 13 Prozent der Kinder wies bei mindestens einer Testfrequenz einen Hörverlust von mehr als 20 dB auf, 2,4 Prozent von mehr als 30 dB.

Die WHO empfiehlt für Kinder eine maximale Lautstärke von 75 dB. In der Praxis wird die maximale Lautstärke für Kinderspielzeuge in Deutschland durch die europäische »Spielzeugrichtlinie« und die dazugehörige Europa-Norm 71-1 festgelegt. Diese sieht vor, dass Spielzeug, das mit einem Abstand von 2,5 cm zum Ohr benutzt wird, einen Spitzenschalldruckpegel von 110 dB und einen Mittelwert von 60 bis 70 dB erreichen darf. Beim Spielen verwenden Kinder die Spielzeuge häufig jedoch deutlich näher am Ohr und sind damit erheblich höheren Schallpegeln ausgesetzt. Zur Verdeutlichung: Eine Erhöhung des Schallpegels um 10 dB empfindet der Mensch als Verdopplung der Lautstärke.

Die Verbraucherzentrale rät deshalb beim Spielzeugkauf, alle geräuschvollen Produkte vor der Benutzung durch Kinder immer erst selbst zu testen. Wenn man es selbst als zu laut empfindet, ist das ein Zeichen, dass sich das Spielzeug für Kinder nicht eignet. Orientierung bietet darüber hinaus auch das »GS-Zeichen«. Es steht für geprüfte Sicherheit und garantiert, dass die Grenzwerte bei akustischem Spielzeug eingehalten werden. Kopfhörer für Kinder sollten zudem eine Schallpegelbegrenzung haben.

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