Wann Stress hilft und wann er schadet |
Doch es gibt auch Grenzen. Michael Käfer appelliert, vor allem den Ursachen für die Überlastung auf den Grund zu gehen: »Wir können uns so viel wie möglich in der Natur bewegen und so viele Entspannungsübungen machen, wie wir wollen. Es wird alles immer nur eine Kompensation und ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, wenn wir nicht unser Umfeld betrachten und nicht die grundlegenden Verhältnisse, die schädlich auf uns einwirken.«
Das gilt vor allem für dauerhafte negative Stressoren wie Konflikte, permanenten Lärm, objektiv nicht realisierbare Aufgaben oder ständiger Druck durch Führungskräfte. »Hier muss man jeweils gezielt ansetzen«, sagt Peifer. Etwa, indem man an Mediationen oder Teamentwicklungsmaßnahmen teilnimmt, Lärmquellen reduziert, Aufgaben auf mehr Kolleginnen und Kollegen verteilt werden oder Führungskräfte Trainings zu gesunder Führung besuchen. Denn »nicht immer liegt es an der eigenen Haltung«, unterstreicht die Wissenschaftlerin.
Wenn jedoch alle »Reparaturversuche» nicht helfen und der Stress nicht weniger wird, sollte man nach Ansicht von Michael Käfer Konsequenzen ziehen. Im Beruf beispielsweise, indem man über eine Versetzung in eine andere Abteilung oder einen Jobwechsel nachdenkt, oder Maßnahmen ergreift, um das Familien- und Privatleben weniger kräftezehrend organisieren zu können. »So, wie es der Philosoph Adorno gesagt hat: Es gibt kein richtiges Leben im falschen.«