Warnung vor Coimbra-Protokoll |
Vitamin D sollte ohne ärztlichen Rat nicht über längere Zeit hochdosiert eingenommen werden. Da es eine lange Halbwertszeit hat, kann es dauern bis Nebenwirkungen vergehen. / Foto: Adobe Stock/instagram.com/_alfil
Mit dem »Coimbra Protokoll« soll bei Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose eine angenommene »individuelle Vitamin-D-Resistenz« überwunden werden, wie die AkdÄ in einer Drug Safety Mail erläutert. »Dabei handelt es sich um einen wissenschaftlich nicht belegten Therapieansatz, bei dem neben weiteren Nahrungsergänzungsmitteln und Stressprävention teilweise exzessive Mengen von Vitamin D3 […] angewendet werden«, so die AkdÄ. Sie rät davon ab, dieses Protokoll anzuwenden, da Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit fehlen.
Im vorliegenden Fall hatte ein 65-Jähriger im Rahmen des Coimbra-Protokolls über ein halbes Jahr 60.000 IE Vitamin D pro Tag zu sich genommen. Daraufhin trat ein akutes Nierenversagen mit einer Hyperkalziämie auf. Nach Absetzen der Supplementation und einer Behandlung erholte sich der Patient wieder.
Die AkdÄ betont, dass die hochdosierte Einnahme von Vitamin D immer mit einem Arzt abgesprochen und von diesem begleitet werden sollte. Eine Überdosierung kann zu erhöhten Calciumwerten im Blutserum führen (Hyperkalziämie) mit Symptomen wie Müdigkeit, Muskelschwäche, Erbrechen und Verstopfung bis hin zu Herzrhythmusstörungen und der Verkalkung von Gefäßen. Langfristig kann es zu Nierensteinen, Nierenverkalkungen und einer Abnahme der Nierenfunktion kommen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nennt als Zufuhrempfehlung 800 IE Vitamin D pro Tag bei fehlender endogener Synthese.
Die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) sieht eine Aufnahme von bis zu 4000 IE/Tag für Heranwachsende und Erwachsene als sicher an. Dieser Wert bezieht alle Vitamin-D-Quellen mit ein, also auch die Zufuhr über die normale Ernährung oder angereicherte Lebensmittel.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, dass in Nahrungsergänzungsmitteln nicht mehr als 800 IE Vitamin D pro Tagesverzehrempfehlung enthalten sein sollten.