Warnzeichen und Ursachen bei plötzlichem Herztod |
Katja Egermeier |
06.11.2023 14:50 Uhr |
Auch bei jungen und sportlichen Menschen kann ein plötzlicher Herztod auftreten. Auslöser ist dann meist eine angeborene Herzerkrankung. / Foto: Adobe Stock/Pixel-Shot
Viele dieser Todesfälle könnten der Herzstiftung zufolge verhindert werden, denn der vorzeitige plötzliche Herztod komme häufig nicht unerwartet. In den meisten Fällen deuteten eine Herzerkrankung oder andere Risikofaktoren bereits im Voraus auf eine Gefährdung hin. Aus Sicht des Herzspezialisten Professor Tienush Rassaf sollte daher mehr auf Prävention, eine Sensibilisierung für frühzeitige Warnzeichen und das richtige Verhalten bei Herzinfarkt oder Herzstillstand gesetzt werden.
Der plötzliche Herztod wird überwiegend durch schnelle Herzrhythmusstörungen der Herzkammern (Kammertachykardie) oder Kammerflimmern ausgelöst. Diese bringen das Herz unmittelbar aus dem Takt und schließlich zum Stillstand, der Blutfluss zum Gehirn wird beendet. »Trigger« sind meist Herzerkrankungen (siehe unten).
So könne sich eine Herzkrankheit und ihre Komplikation bereits Tage bis Wochen vor einem Infarkt oder Herzstillstand bemerkbar machen, erklärt der Essener Kardiologe. Warnzeichen seien etwa:
Ein akuter Herzinfarkt äußere sich schließlich durch plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die länger als fünf Minuten in Ruhe anhalten und die überwiegend im Brustkorb oder häufig auch ausschließlich hinter dem Brustbein auftreten und in andere Körperteile wie Arme, Oberbauch, Rücken, Hals, Kiefer oder Schulterblätter ausstrahlen können. Es könne ein massives Engegefühl, ein heftiger Druck oder ein sehr starkes Einschnürungsgefühl im Brustkorb (»Elefant auf der Brust«) auftreten oder ein heftiges Brennen im Brustkorb. Andere Herzinfarktsymptome könnten Kurzatmigkeit und Atemnot, Schwindel oder Schwäche sowie Kaltschweißigkeit und Herzklopfen sein.
Laut Rassaf erleben nicht alle Patienten die gleichen Herzinfarktsymptome. Bei Frauen, älteren Menschen oder Diabetikern könnten andere oder unspezifischere Symptome auftreten, etwa Schmerzen im oberen Bauchbereich oder allgemeines Unwohlsein. Diabetiker und ältere Menschen beispielsweise spürten durch ein verringertes Schmerzempfinden die typischen Brustschmerzen nicht. Damit fehle ein entscheidendes Warnzeichen. Rassaf: »Die Folge sind stumme Infarkte, Herzrhythmusstörungen oder plötzlicher Herztod.«
Zur höchsten Risikogruppe zählen ältere Frauen – gerade, weil die Herzinfarktsymptome bei Frauen weniger eindeutig sind als bei Männern. Statt dem Druck oder dem Engegefühl in der Brust treten bei Frauen eher folgende Warnzeichen auf:
Bei der Häufigkeit eines plötzlichen Herztods besteht laut Herzstiftung eine deutliche Abhängigkeit von Alter und Geschlecht: So sind Männer über 65 Jahre besonders häufig betroffen. Bei den Männern älter als 79 Jahre sei die Todesrate sogar doppelt so hoch wie bei Frauen im gleichen Alter.
»Die mit Abstand häufigste Ursache bei Patienten über 40 Jahren ist die koronare Herzkrankheit und ein dadurch bedingter Herzinfarkt, gefolgt von Herzschwäche, Kardiomyopathien und Myokarditis sowie Herzklappenerkrankungen«, erklärt Herzspezialist Professor Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Erleiden junge und häufig auch sportliche Menschen unter 40 Jahren einen plötzlichen Herztod, seien die Auslöser meist eine angeborene Herzmuskelerkrankung, eine genetisch bedingte elektrische Herzerkrankung, eine Herzmuskelentzündung oder Drogenabhängigkeit.
Viele Menschen, die einen plötzlichen Herzstillstand erleiden, könnten gerettet werden, wenn frühzeitig mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen würde. Dabei ist rasches Handeln gefragt. Tritt ein solcher Notfall ein, sollten Anwesende nach dem Motto »Prüfen, Rufen, Drücken« bei einem Betroffenen zuerst prüfen, ob er ansprechbar ist und normal atmet. Bei fehlender Atmung oder Schnappatmung sollte als nächstes über die Notrufnummer 112 Hilfe gerufen werden. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte sollte dann die Herzdruckmassage ausgeführt werden. Durch diese wird das Blut in geringem Maße durch den Körper gepumpt, wodurch ein Absterben des Gehirngewebes verhindert werden kann. Diese Maßnahme verdreifacht die Überlebenschancen des Patienten.
Die Deutsche Herzstiftung informiert in den bundesweiten Herzwochen 2023 (1.-30. November) unter dem Motto »HERZKRANK? Schütze Dich vor dem HERZSTILLSTAND!« darüber, wie Vorbeugung, Erkennung und konsequente Behandlung von Herzerkrankungen helfen, das Risiko auf ein Minimum zu reduzieren, dass das Herz plötzlich stillsteht.