Warum auch Väter nach der Geburt Hilfe brauchen können |
Auch Väter können nach der Geburt eine Wochenbettdepression entwickeln. / © Getty Images/miodrag ignjatovic
Dass Männer depressive Symptome rund um die Geburt des Kindes entwickeln, ist keine Seltenheit: Etwa jeder zehnte Vater erlebt die »paternale postpartale Depression« kurz vor oder nach der Geburt ihres Kindes, so Dr. Adam Borland, Psychologe an der Cleveland Clinic in den USA. Er bezieht sich auf eine Studie von 2010.
Oft würden Männer mit Depressionen als wütend, gereizt oder mürrisch angesehen, denn nicht immer äußert sich Depression als Traurigkeit, betont Borland. Typische Anzeichen sind:
Allerdings braucht es Zeit, sich auf einen Säugling einzustellen. Es ist normal, dass sich der Prozess auf die Stimmung auswirkt. Sollten die Symptome aber länger als zwei bis drei Wochen andauern, ist es Zeit, sich Hilfe zu suchen. Anlaufstellen sind beispielsweise die Telefonseelsorge (siehe Kasten unten). Im Übrigen empfiehlt Borland Basis-Maßnahmen für die seelische Gesundheit:
Die väterliche, postpartale Depression ist aus Sicht des Psychologen kein Zeichen mangelnder Liebe zum Baby, zum Partner oder zur neuen Lebensweise, die man gerade entwickelt. Die Geburt eines Babys kann allerdings Einfluss auf die Hormone haben: So wurde etwa in einer Studie festgestellt, dass der Testosteronspiegel nach der Geburt sinkt. Das kann die Bindung zum Baby fördern, aber auch depressive Symptome begünstigen. Zudem ändert sich das Leben von einem Moment auf den anderen stark. Dazu kommen oft psychische Belastungen:
Borland erinnert daran: »Es gibt nichts Beschämendes oder Peinliches an einer männlichen, postpartalen Depression. Vaterschaft ist eine riesige, neue Aufgabe mit Überstunden und ohne Bezahlung – und das verdient Unterstützung.«
Sind Sie verzweifelt, hoffnungslos, alles erscheint sinnlos und Sie sehen keinen Weg aus der Not? Denken Sie möglicherweise manchmal daran, sich das Leben zu nehmen?
Es gibt Ansprechpartner, die dafür da sind, Menschen in Ihrer Situation zu helfen. Dazu zählen unter anderem Hausärzte, Psychotherapeuten und Psychiater oder auch Notfallambulanzen in Kliniken.
Auch die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht für Sie erreichbar. Sie berät Sie anonym und kostenfrei unter den bundesweit gültigen Nummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie per E-Mail und im Chat auf der Webseite der Telefonseelsorge. Kinder und Jugendliche finden außerdem auch Hilfe unter der Nummer 0800/111 0 333.
Es ist auch möglich, zu einem persönlichen Gespräch bei der Telefonseelsorge vorbeizukommen. Die 25 Standorte in Deutschland für eine Beratung vor Ort finden Sie hier.