Warum der »Silent Killer« so gefährlich ist |
Bluthochdruck kann in zwei Arten unterteilt werden: die primäre und die sekundäre Hypertonie. Etwa 90 Prozent aller Betroffenen haben die primäre Form. Dabei ist der Bluthochdruck selbst die eigentliche Krankheit.
Bei der sekundären Hypertonie ist der Bluthochdruck eine Begleiterscheinung einer anderen Krankheit. Das Alter spiele hier nur eine untergeordnete Rolle, erklärt Middeke. Hinter einer sekundären Hypertonie kann laut van der Giet eine mangelhafte Durchblutung der Niere stecken. Ursache können aber auch eine Schilddrüsenüberfunktion, entzündlich-rheumatische Krankheiten an den Gefäßen, neurologische Ursachen oder psychogene Ursachen bei etwa starken Schmerzen sein, so Expertin Fleck.
Nicht immer lässt sich Bluthochdruck sofort erkennen. Van der Giet schätzt, dass ein Drittel der Betroffenen gar nichts von ihrer Erkrankung weiß. Für Fleck ist das »das Tückische«. Denn Beschwerden können lange Zeit fehlen oder fehlgedeutet werden.
Als typische Symptome nennt die Fachärztin frühmorgendliche Kopfschmerzen im Hinterkopfbereich oder generell Kopfschmerzen im Nacken. Wer nachts Bluthochdruck hat, kann unter Schlafstörungen leiden oder öfter aufwachen. »Viel zu selten wird bei Schlafstörungen an eine konsequente kurze Blutdruckmessung gedacht«, warnt Fleck. Auch Ohrensausen, Schwindel, starke Nervosität, Nasenbluten oder Luftknappheit bei Belastung seien Indizien.
Für Fleck ist klar: »Je früher Symptome nicht nur mit Medikamenten glattgebügelt, sondern Ursachen erkannt und abgestellt werden, umso besser sind die Heilungschancen.« Für die Fachärztin ist Grundlage jeder Therapiemaßnahme eine Anpassung des Lebensstils. Wer seine Ernährung anpasse, Nährstoffdefizite wie Kalzium, Kalium und Magnesium ausgleiche und regelmäßig Ausdauertraining mache, könne »immens viel erreichen«.
Allein durch diese Maßnahmen lassen sich nach ihren Worten ein Viertel aller Fälle mit Grad 1 umfänglich normalisieren. Grad 1 besteht nach Angaben der Bundesärztekammer bei systolischen Werten zwischen 140 und 159 systolisch und/oder diastolischen Werten zwischen 90 und 99 mmHg.
Wer an sekundärer Hypertonie leidet – also als Begleiterscheinung einer Krankheit –, hat einen Vorteil: »Wenn man die Krankheit erkennt, kann man sie in der Regel behandeln, sodass eigentlich danach das Blutdruckproblem gelöst sein sollte«, erläutert van der Giet, der das Hypertoniezentrum an der Berliner Charité leitet. Eine Spezialform können dabei Folgen einer Corona-Erkrankung sein. Die Omikron-Varianten des Virus bringen nach seinen Worten die »Blutdruckregulation durcheinander«.
Wer dagegen an einer genetischen oder altersbedingten primären Hypertonie leide, habe schlechtere Karten. »Aus dieser Falle kommt man nicht raus«, sagt van der Giet. Dann heißt es: aktiv etwas gegen den Bluthochdruck zu tun und meist lebenslang Tabletten nehmen.