Warum die drei häufigsten Ängste unbegründet sind |
Auch die schleichende Gewichtszunahme treibt viele Frauen um; doch das liege nicht an der Substitution der Hormone. »Ja, Frauen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr nehmen durchschnittlich etwa 10 kg zu. Mit einer Hormonsubstitution kann eine Frau Figur und Gewicht eher halten. Aber deshalb ist die HRT nicht etwa ein Abnehmmedikament. Einfach nur Hormone anwenden hilft nicht, schlank zu bleiben, wenn man nicht gleichzeitig auch auf die Ernährung und Bewegung achtet.«
Stute erklärte, dass sich mit dem Älterwerden das Gewicht und auch die Körperzusammensetzung hinsichtlich der Fettverteilung verändern, also die Body Composition. »Es sammelt sich mehr Fett in der Bauchregion an. Die Muskelmasse nimmt dagegen ab. Unsere Muskeln verbrennen jedoch die meisten Kalorien. Wenn wir nicht bewusst gegensteuern, sind wir schnell in einem Kalorienplus«, führte sie die Zusammenhänge aus.
Auch interessant: Der Energiebedarf sinkt deutlich, wenn der Eisprung wegfällt, denn der ganze Menstruationszyklus kostet den Körper pro Tag etwa 200 Kilokalorien. Spart man diese Energie nicht extra beim Essen ein, steigt das Gewicht ganz automatisch.
Die meisten Vorbehalte gegenüber den Hormongaben in den Wechseljahren würden freilich dem Brustkrebsrisiko gelten, berichtete die Gynäkologin aus ihrer langjährigen Erfahrung. Hierbei gelte es, Ängste zu nehmen und mit konkreten Zahlen das prinzipiell vorhandene Risiko zu relativieren. Denn bei Brustkrebs handele es sich ohnehin um die häufigste Krebserkrankung, mit der Frauen irgendwann in ihrem Leben konfrontiert sind.
»Von 1000 50- bis 54-jährigen postmenopausalen Frauen – wenn die letzte Blutung also erfolgt ist -, die keine Hormonersatztherapie erhalten, werden 14 innerhalb der nächsten fünf Jahre an Brustkrebs erkranken. Man spricht von einem altersabhängigen Ausgangsrisiko. Eine HRT wird beim vergleichbaren Patientinnenkollektiv die Brustkrebsrate marginal erhöhen: Von 1000 postmenopausalen Frauen im Alter von 50 bis 54 Jahren, die eine kombinierte Östrogen- und Gelbkörperhormon-Therapie anwenden, wird es im ersten Jahr einen zusätzlichen Fall von Brustkrebs geben, nach 5 Jahren 3, nach 7,5 Jahren 5 und nach 13 Jahren 10 zusätzliche Brustkrebsfälle.«
Unter dem Strich steige also das Brustkrebsrisiko an, »aber in so geringem Ausmaß, dass wir immer noch von einem seltenen Ereignis sprechen können und es vergleichbar mit dem erhöhten Risiko ist, dass durch Bewegungsarmut oder durch zu viel Alkohol auftritt«, relativierte die Expertin.
Und wie sieht es mit dem erhöhten Thrombose- und Schlaganfallrisiko aus, das des Öfteren von den HRT-Kritikern ins Feld geführt wird? Stute: »Dieses Risiko ist vor allem dann erhöht, wenn man die Östrogene peroral einnimmt. Für die Umsetzung in der Praxis bedeutet das: Wenn jemand einen Risikofaktor für eine Thrombose hat oder vielleicht über 60 Jahre ist, wenn sich das Schlaganfallrisiko altersbedingt ohnehin erhöht, würde man die Hormone eher über die Haut zuführen als Pflaster, Gel oder Spray, weil dadurch die Leber umgangen und dadurch das Gerinnungssystem nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Das Thrombose- und Schlaganfallrisiko lässt sich also gut durch die Anwendungsart modifizieren.«