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Südafrika versus Deutschland

Warum Forscher an milden Omikron-Verläufen zweifeln

In Südafrika bestätigt eine neue Studie den eher milden Krankheitsverlauf der Coronavirus-Variante Omikron. Nach Auswertung von bis Ende November vorliegenden Daten ergibt sich laut den Autoren eine bis zu 80 Prozent geringere Chance, zur Behandlung ins Krankenhaus zu müssen. Experten warnen jedoch, dass die Ergebnisse nicht unbedingt auf Menschen in Deutschland übertragbar sind.
dpa/PTA-Forum
23.12.2021  09:40 Uhr

»Die sehr ermutigenden Daten deuten stark auf eine geringere Schwere der Omikron-Infektionswelle hin«, sagte heute Cheryl Cohen von Südafrikas Nationalem Institut für übertragbare Krankheiten (NICD). Sie warnte jedoch, dass es sich noch um frühe Daten handelt und weitere Studien nötig seien. Die geimpften Omikron-Patienten hätten zudem eine 70-prozentige Chance, einer Behandlung auf der Intensivstation zu entgehen. Ein Forscherteam aus Großbritannien war in Laborversuchen zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Beide Arbeiten wurden nur auf Preprint-Servern hochgeladen, das heißt, sie sind noch nicht von unabhängiger Seite begutachtet. 

Fallzahlen in Südaafrika sinken wieder

Mit Einsetzen der Sommerferien in Südafrika verbreitet sich die neue Coronavirus-Variante Omikron nun zwar landesweit – scheint aber im bisherigen Epizentrum rund um die Städte Johannesburg und Pretoria (Gauteng-Provinz) an Dynamik zu verlieren. »Ja, die Fallzahlen in der Gauteng-Provinz sinken seit über eine Woche – ich denke daher, dass wir dort den Höhepunkt der vierten Welle hinter uns haben«, sagte Cohen. Es sei aber noch zu früh, um von einem landesweiten Erreichen des Höhepunkts der vierten Infektionswelle zu sprechen.

In Südafrika dominiert die Omikron-Variante das Infektionsgeschehen. Der Großraum um die Metropole Johannesburg und die Hauptstadt Pretoria hatte bei den täglichen Neuinfektionen landesweit zeitweise einen Anteil von bis zu 80 Prozent gehabt. Allerdings liegt die Zahl der Krankenhauseinweisungen deutlich unter denen vorangegangener Infektionswellen. Auch die Zahl der Aufenthalte im Hospital sank deutlich auf im Schnitt drei bis vier Tage, so die Studie.

Nicht auf Deutschland übertragbar

Experten mahnen jedochvor vorschnellen Schlüssen: »Aktuell erscheinen mir die Daten zur Krankheitsschwere von Omikron noch etwas zu dünn, um daraus allgemeingültige Aussagen zu treffen«, sagte die Infektiologin Isabella Eckerle von der Universität Genf.

»Man muss bedenken, dass Südafrika eine junge Population hat, in den vorherigen Wellen bereits eine starke Übersterblichkeit entstand und die berichteten Fälle vor allem junge Menschen mit Impfdurchbrüchen waren«, sagte sie. »Auch zirkulierte in Südafrika vermehrt die Beta-Variante, sodass wahrscheinlich ein anderer immunologischer Hintergrund herrscht als bei uns.«

Ähnlich äußerte sich Björn Meyer, Leiter der Arbeitsgruppen Virusevolution der Universität Magdeburg. Es gebe große Unterschiede zwischen Südafrika und Deutschland. Südafrika habe viele schwere Wellen erlebt, die Bevölkerung sei im Durchschnitt sehr viel jünger. »Es bleibt somit abzuwarten.«

Die Autoren der Laborstudie aus Großbritannien generierten sogenannte Pseudoviren, die auf ihrer Oberfläche das Omikron-Spike-Protein tragen. Im Vergleich zu dem Delta-Pseudovirus konnte das Omikron-Pseudovirus Lungenzellen schlechter infizieren. Die Forschenden interpretieren ihre Daten so, dass Omikron aufgrund der vielen Mutationen im Spike-Protein zwar einer bestehenden Immunantwort teilweise entkommen könne, die Virusvariante aber Zellen nicht so gut infizieren und sich ausbreiten könne. Inwieweit die Ergebnisse auf das reale Leben übertragbar sind, sei jedoch unklar. Man könne die Daten aus dem Labor »nur mit sehr viel Vorsicht auf die tatsächliche Situation im Mensch extrapolieren«, sagte Eckerle. Die Infektion im Menschen sei wesentlich komplexer.

Der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, geht jedenfalls von einer Verschärfung der Corona-Lage in Deutschland aus. »Wir können nach wie vor nicht sicher einschätzen, ob Omikron weniger krankmacht«, sagte er auf einer Pressekonferenz. »Aber selbst wenn dies so wäre: Omikron ist extrem ansteckend und kann dem Immunsystem leichter entkommen. Das führt auch bei Genesenen und zweimal Geimpften häufiger zu Infektionen und diese können eben auch weitergegeben werden.«

Das sagt eine weitere Studie

Eine dritte Studie, die am Abend bekannt und nicht mehr von den Experten kommentiert wurde, legt ebenfalls nahe, dass Omikron seltener zu Krankenhauseinweisungen führt. Forscher des Imperial College in London hatten dazu die Daten aller Corona-Fälle in England in den ersten beiden Dezemberwochen verglichen, bei denen mit einem speziellem Verfahren Delta und Omikron unterschieden werden konnte.

Das waren mehrere Hunderttausend Menschen. Der Schätzung zufolge ist das Risiko eines Krankenhausaufenthalts von mindestens einem Tag bei Omikron-Infektionen im Schnitt um etwa 40 Prozent reduziert im Vergleich zu Delta-Infektionen.

Die Forscher des Imperial College gaben aber zu bedenken, dass auf das ganze Land gesehen der Effekt teilweise aufgehoben werde durch die höhere Übertragbarkeit der Omikron-Variante. Zudem seien sowohl in Südafrika als auch in Großbritannien große Teile der Bevölkerung durch frühere Wellen bereits mit anderen Corona-Varianten infiziert worden und hätten damit auch gegen Omikron eine gewisse Immunität erworben. Auch dieser Report ist noch nicht von unabhängigen Experten begutachtet und in einem Fachjournal veröffentlicht worden.

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