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Vorteile und Gefahren der Muckibude

Warum Jugendliche inzwischen auf Kraftsport setzen

Fitness-Influencer sind beliebt. Es liegt im Zeitgeist, den eigenen Körper als Visitenkarte zu nutzen. Jugendlichen kann Kraftsport mehr Selbstbewusstsein verschaffen. Aber ist das wirklich alles unbedenklich?
dpa
07.04.2025  10:00 Uhr

Was früher Fußball- oder Tennisverein waren, ist bei Jugendlichen heute oft die Muckibude: Trainingsplatz und Treffpunkt zum Sehen und Gesehenwerden gleichermaßen. Anstelle von Sportstars sind dabei Influencer die Idole, denen nachgeeifert wird, wie der Sportsoziologe Thomas Alkemeyer sagt. »Influencer sind eine der großen Triebkräfte des Trends.« Hinzu komme, dass die Verbreitung von Bildern des eigenen Körpers durch die Selfie-Schwemme in sozialen Medien explodiert sei – und darauf wolle man möglichst gut aussehen. »Der Körper ist zum wichtigen Statussymbol, zur Visitenkarte geworden«, erklärt Alkemeyer. »Mit einem schlanken, durchtrainierten Körper zeige ich, dass ich Selbstdisziplin und mein Leben unter Kontrolle habe.«

Jugendliche hätten allgemein wenig Gestaltungsmacht und nähmen die aktuellen Zeiten als sehr unsicher wahr. »Kraftsport bietet ihnen die Chance, zumindest etwas selbst zu bestimmen, sich und anderen zu beweisen, dass man fähig ist, etwas zu gestalten.« Das könne selbstsicherer machen.

Gegen Kraftsport bei Heranwachsenden sei aus gesundheitlicher Sicht prinzipiell erst mal nichts einzuwenden, sagt Heinz Kleinöder von der Deutschen Sporthochschule Köln. »Mit viel Bewegung sollte man grundsätzlich so früh wie möglich anfangen.« Mit korrekt ausgeübtem Kraftsport werde man stabiler, die Knochendichte nehme zu und die Motorik verbessere sich, erklärt der Sportmediziner vom Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik.

Kraftsport ist Ich-bezogen

Allerdings sei Kraftsport sehr stark Ich-bezogen und es gehe um das äußere Erscheinungsbild, gibt Thomas Alkemeyer von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zu bedenken. Beim Mannschaftssport hingegen spielten auch andere Werte und Persönlichkeitsfacetten wie die Fähigkeit, Teammitglieder zu motivieren, eine große Rolle. Gemeinsam mit anderen ein gelungenes Zusammenspiel zu feiern, berühre auf ganz besondere Art und Weise.

»Zwar trifft man auch im Fitnessstudio auf Gleichgesinnte, aber es dürfte sicher nicht schaden, den Kraftsport mit einer Mannschaftssportart zu kombinieren«, so Alkemeyer. »Allzu stark um sich selbst beziehungsweise den eigenen Körper zu kreisen, kann Vereinsamungstendenzen verstärken.« Einsamkeit sei ohnehin schon eines der zentralen Probleme unserer gegenwärtigen Gesellschaft. »Und das betrifft zunehmend auch Jugendliche.«

Die Deutsche Sportjugend (dsj) im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) kam in der 2023 vorgestellten Datenerhebung »MOVE« zum Ergebnis, dass Kraftsport inzwischen zu den am häufigsten ausgeübten Sportaktivitäten bei 13- bis 17-Jährigen zählt. 43 Prozent der Jungen und 12 Prozent der Mädchen dieser Altersgruppe spielen demnach Fußball, 18 Prozent der Jungen und 23 Prozent der Mädchen schwimmen – und 29 Prozent der Jungen sowie 24 der Mädchen widmen sich in ihrer Freizeit Kraft- und Fitnesssport. Der Anteil an Sportvereinsmitgliedern bei Heranwachsenden ist den Daten zufolge in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken.

Interesse Jüngerer am Kraftsport wächst

Vom Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) heißt es, das Interesse in jüngeren Altersgruppen nehme seit Jahren kontinuierlich zu. In Deutschland ist der Abschluss eines eigenen Fitnessstudio-Vertrags meist ab dem 16. Lebensjahr möglich. Engmaschige Betreuung ist dabei nicht immer gegeben – und genau dann wird es riskant. Denn angespornt von den muskulären Versprechungen markiger Sixpack-Influencer streben Teenager eher nicht danach, ihre Knochendichte zu verbessern oder Grundlagen fürs gesunde Altern zu schaffen: Es geht um sichtbare Muskeln, und das möglichst schnell.

»Da ist auch so mancher Erwachsene nicht sonderlich vernünftig«, sagt Kleinöder. »Wenn ich aber direkt mit hochintensivem Training loslege, obwohl mir die körperlichen Grundlagen fehlen, dann geht das schief.« Und wirklich bewegungsbegabt seien leider nicht mehr arg viele Kinder. Dann direkt so viel wegstemmen zu wollen wie nur möglich, könne Strukturen wie dem unteren Rücken, Schultern, Knie- und Sprunggelenken schaden. Neben der allmählichen Belastungssteigerung sei die Präzision beim Ausführen wichtig. »Ohne viel Vorerfahrung oder einen Trainer, der da ständig schaut und korrigiert, ist das kaum hinzubekommen.«

Werbung für fragwürdige Präparate für den Muskelaufbau

Kraftsport-Influencer zeigen oft nicht nur ihre Muskeln, sondern haben gleich auch ein angepriesenes Proteinpräparat in der Hand. Ihr Taschengeld müssen normal trainierende Teenager dafür aber nicht ausgeben, wie Kleinöder betont: »Es ist gar kein Problem, sich ausreichend Protein über die Ernährung zu besorgen, über Quark zum Beispiel. Das muss man sich nicht teuer kaufen.«

Zudem lasse sich bei Nahrungsergänzungsmitteln oft nicht abschätzen, welche potenziell gefährlichen Stoffe womöglich enthalten sind. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) warnt zudem, dass die hochdosierte Zufuhr einzelner Aminosäuren in Form von Präparaten zu einem Ungleichgewicht im Aminosäuren-Stoffwechsel führen könne. Es gebe Hinweise, dass es dann zu einer Unterversorgung mit anderen Aminosäuren oder zu neurologischen Störungen kommen kann.

Das Streben nach Muskeln kann krankhaft werden

Beim Trend zu Proteinriegeln, -pulver und ähnlichem gibt es noch einen weiteren Aspekt: Junge Menschen, die mehrere solcher Muskelaufbaupräparate verwenden, zeigen einer im Fachmagazin »PLOS Mental Health« vorgestellten Studie zufolge häufiger Anzeichen einer sogenannten Muskeldysmorphie. Betroffene streben über exzessives Training und muskelorientierte Ernährungsgewohnheiten pathologisch nach mehr Muskulosität, wie das Forschungsteam um Kyle Ganson von der University of Toronto erläutert.

Schulische Belange und Freundschaften drohen vernachlässigt zu werden. »Es gibt Jugendliche, bei denen sich das ganze Leben um die Gestaltung des eigenen Körpers zu drehen beginnt«, sagt auch Alkemeyer. Ein speziell von Kraftsport ausgehendes Risiko sieht er hier aber nicht. »Das kann bei anderen Sportarten auch passieren, vor allem im Hochleistungssport.«

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