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Schwere Krankheiten

Warum sich Menschen so oft für Nichtwissen entscheiden

Ein Drittel der Menschen geht dem Wissen um schwere Krankheiten aus dem Weg – vor allem wenn sie befürchten, selbst betroffen zu sein. Und das, obwohl eine frühe Diagnose häufig die Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist. Das Max-Planck-Institut hat sich in einer im Fachjournal »Annals of Behavioral Medicine« veröffentlichten Studie mit den Gründen für dieses Vermeidungsverhalten beschäftigt.
AutorKontaktKatja Egermeier
Datum 27.08.2025  16:00 Uhr

Fehlende Angebote und Geldmangel können aus Sicht der Forschenden zumindest in Deutschland nicht der Grund sein, dass Menschen zu wenig zur Vorsorge, Früherkennung oder zu Check-ups gehen. Denn die Krankenkassen hierzulande weisen auf die bestehenden Angebote hin und übernehmen größtenteils auch die Kosten dafür. Doch was bringt Menschen dann dazu, sich gezielt für Nichtwissen zu entscheiden?

»Das ist ein Phänomen, das wir bereits aus anderen Lebenskontexten kennen und das ganz vielfältige Gründe haben kann«, erklärt Professor Dr. Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Realität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und einer der Mitautoren der Studie. Das Verhalten sei also keineswegs ungewöhnlich – und gelte auch nicht nur für Deutschland, denn um die Gründe für dieses Vermeidungsverhalten herauszufinden, bezogen sich die Forschenden auf Daten aus 92 Studien mit 564.497 Teilnehmenden weltweit.

Knapp ein Drittel will nichts über mögliche eigene Erkrankungen erfahren

Die Studie ergab: Fast ein Drittel mied medizinische Informationen oder wird sie in Zukunft wahrscheinlich meiden. Das bezog sich laut den Autoren auf »jede Form von Verhalten, die darauf abzielt, die Beschaffung verfügbarer, aber potenziell unerwünschter Informationen zu verhindern oder zu verzögern«. Dazu zählte nicht nur, Aufklärungsmaterialien zu ignorieren sowie medizinische Tests nicht durchzuführen oder deren Ergebnisse zu ignorieren, es wurden auch Arztbesuche gar nicht erst wahrgenommen oder hinausgezögert.

Am ausgeprägtesten zeigte sich das Vermeidungsverhalten bei den unheilbaren, neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer (41 Prozent) oder Chorea Huntington (40 Prozent), gefolgt von ebenfalls schweren, jedoch behandelbaren Krankheiten wie eine HIV-Infektion (32 Prozent) oder eine Krebserkrankung (29 Prozent). Selbst bei Diabetes, der inzwischen als gut behandelbar gilt, habe das Vermeidungsverhalten bei bedenklichen 24 Prozent gelegen, so die Autoren.

Als Gründe ermittelten die Forschenden gleich 16 Faktoren. Die vier stärksten waren:

  • kognitive Überforderung bei komplexen Erkrankungen wie beispielsweise Krebs,
  • ein geringes Gefühl der Selbstwirksamkeit – der Eindruck, selbst nichts bewirken zu können
  • die Furcht vor Stigmatisierung, etwa durch einen positiven HIV-Test,
  • sowie ein mangelndes Vertrauen in das medizinische System und damit eine geringere Hoffnung, gut behandelt zu werden.

Weitere Gründe waren Gefühle wie Bedrohung, Angst, Fatalismus, der Krankenversicherungsstatus, der wahrgenommene eigene »gute« Gesundheitszustand, die Gesundheitskompetenz, Bildung, das Alter oder der Familien- und Berufsstand. Keine Rolle spielten dagegen das Geschlecht oder die ethnische Zugehörigkeit. 

Die Studie zeige, dass der Wunsch nach Nichtwissen medizinischer Informationen weder zwingend irrational noch ungewöhnlich ist. »Unsere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass ein Rückgang des Vertrauens mit einem Anstieg der Informationsvermeidung einhergeht«, so der Erstautor Konstatin Offer, Doktorand am Forschungsbereich Adaptive Rationalität des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Mehr Vertrauen in das medizinische System sei daher ein wichtiger Ansatzpunkt für politische Maßnahmen und könne dem Vermeidungsverhalten entgegenwirken.

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