Warum Süßstoffe nicht zum Abnehmen taugen |
Katja Egermeier |
20.05.2025 16:00 Uhr |
Forschende haben festgestellt, dass künstliche Süßstoffe die Appetitregulierung im Gehirn in einem Maße beeinflussen können, das sich nachteilig auf das Gewicht auswirken kann. / © Getty Images/nensuria
Künstlichen Zuckerersatz gibt es bereits seit über 130 Jahren. Inzwischen greift in Deutschland rund jeder zweite täglich zu den meist kalorienfreien künstlichen Süßstoffen – oft mit dem Ziel, Gewicht zu verlieren. Diese Annahme haben Forschende nun ins Wanken gebracht. An der Studie beteiligt waren auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Tübingen, von Helmholtz Munich und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).
Um herauszufinden, wie sich ein übermäßiger Konsum von künstlichen Süßstoffen wie etwa Sucralose auf das Gehirn auswirkt, wurden 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten, bei drei Gelegenheiten jeweils ein anderes Getränk zu trinken: Leitungswasser, Zuckerwasser oder mit Sucralose gesüßtes Wasser. Vor und nach dem Trinken erfassten die Forschenden den Nüchternblutzuckerspiegel der Teilnehmenden und die Gehirnaktivität anhand eines Hirnscans. Zusätzlich wurde nach der Einnahme der Getränke eine Blutprobe genommen und das subjektive Hungergefühl abgefragt.
Das Ergebnis: Bei den Teilnehmenden, die Wasser mit Sucralose getrunken hatten, stieg das Hungergefühl um rund 17 Prozent, insbesondere, wenn sie krankhaft übergewichtig waren. Obwohl Sucralose kalorienfrei ist, wirkte der Süßstoff also appetitanregend – vor allem bei Menschen mit Adipositas.
Laut den Forschenden steigert Sucralose die Hirnaktivität im Hypothalamus, der unter anderem für die Kontrolle der Nahrungsaufnahme und des Hungergefühls zuständig ist. Die Aktivierung genau dieses Gehirnbereichs stehe in Verbindung mit einer stärkeren Bewertung des Hungergefühls. »Künstliche Süßstoffe, wie in unserem Fall Sucralose, können die Appetitregulierung im Gehirn in einem Maße beeinflussen, der sich nachteilig auf das Gewicht auswirkt«, erklärt Professorin Stephanie Kullmann aus der Tübinger Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie.
Als mögliche Ursache verweisen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf eine bereits bekannte Hypothese: Demnach sendet das Gehirn ein Signal, mehr zu essen, wenn die erwarteten Kalorien ausbleiben. Oder anders gesagt: Die künstlichen Süßstoffe verwirren das Gehirn, indem sie zunächst süße Reize senden, aber dann nicht die zugehörige Energie liefern.