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Warum wir das Coronavirus bremsen müssen

Bei der Coronavirus-Epidemie fürchten Experten, dass die Zahl der Infektionen rasant steigen könnte. Es sei deshalbs wichtig, den Anstieg mit Einschränkungen wie dem Verbot von Großveranstaltungen, dem Ausschluss von Fans aus den Fußballstadien und der Schließung von Schulen zu drosseln. 
dpa/PTA-Forum
12.03.2020  12:45 Uhr

Um die drastischen Maßnahmen gegen die ungebremste Ausbreitung des Coronavirus zu verstehen, könnte eine alte Legende helfen. Demnach durfte sich der mutmaßliche Erfinder des Schachspiels von seinem Herrscher einen Lohn wünschen. Er ließ die 64 Felder des Bretts mit Reiskörnern belegen. Auf das erste Feld sollte ein Korn kommen, dann jeweils doppelt so viele auf das nächste. Das Ergebnis dürfte der Herrscher des Reichs damals unterschätzt haben: Auf dem letzten Feld hätten mehr als 18 Trillionen Reiskörner platziert werden müssen.

Berechnung: Eine Million Fälle schnell erreicht

»Da geht es um nichts anderes als um die Gefahr eines exponentiellen Wachstums«, erklärt Julien Riou, Epidemiologe der Universität Bern. Dabei entwickelt sich eine Epidemie nicht linear, die Zahl der Fälle wächst also nicht gleichbleibend in einem bestimmten Zeitraum. Es sei ein häufiges Muster bei Epidemien, dass die Fallzahlen exponentiell zunehmen, erklärt auch Gérard Krause, der Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung. Diese Form von Wachstum sei »einfach nur Ausdruck dessen, dass ein Mensch mehrere weitere Menschen anstecken kann, die dann wiederum ebenfalls jeweils nochmal mehrere Menschen anstecken können«.

Für eine Beispielrechnung nimmt Riou in Bern an, dass ein Coronavirus-Infizierter im Durchschnitt zwei weitere Menschen ansteckt. Bei einem exponentiellen Wachstum würde sich deren Zahl mit jeder Ansteckungsrunde stets verdoppeln. So könnten aus 500 Fällen nach elf Verdopplungen mehr als eine Million Fälle werden. Dieses Tempo soll gebremst werden, indem neue Ansteckungen so gut wie möglich unterbunden werden.

»Es geht um das Gewinnen von Zeit«
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

Viele Wissenschaftler gehen derzeit beim Coronavirus Sars-CoV-2 davon aus, dass ein Infizierter im Durchschnitt sogar in etwa drei Menschen ansteckt. Krause rät zu einem »Bündel von Maßnahmen« vom Händewaschen bis zum Veranstaltungsverbot. Es sei aber auch wichtig, diese Maßnahmen bei Bedarf neu anzupassen und dabei auch ihre möglichen unerwünschten Wirkungen im Auge zu behalten. »Wenn Arbeits- oder Transportbeschränkungen zum Beispiel dazu führen könnten, dass essenzielle Medikamente oder wichtige medizinische Operationen nicht mehr verfügbar würden, dann könnten die Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit vielleicht mehr schaden als die direkten Folgen der Epidemie selbst» warnt er. »Ein mehr an Maßnahmen bedeutet nicht notwendigerweise ein mehr an Nutzen.«

Gerät aber die Zahl der Ansteckungen außer Kontrolle, könnte auch das deutsche Gesundheitssystem ins Wanken geraten. Für die meisten Infizierten verläuft die Krankheit zwar weitgehend harmlos, einige werden sie noch nicht einmal bemerken. Doch etwa 20 Prozent erkranken schwerer. Auf die Krankenhäuser könnten daher viele zusätzliche Patienten zukommen.

Krankenhausgesellschaft optimistisch

Dennoch zeigt sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) optimistisch: »Wir sind früh dran, wir haben von den anderen Ländern wie Italien gelernt«, sagt DKG-Präsident Gerald Gaß. Bislang sei es gelungen, die infizierten Menschen genauer zu erfassen als dies in anderen Ländern der Fall sei. Deshalb seien anders als in Italien auch erst wenige Menschen gestorben. »Wenn man die Gegenmaßnahmen konsequent weiterführt, dann kann es gelingen, den Anstieg der Erkrankungszahlen abzuflachen.«

In deutschen Krankenhäusern stehen laut Statistik rund eine halbe Million Betten, etwa jedes vierte ist im Jahresdurchschnitt nicht belegt. »Wenn wir nun davon ausgehen, dass sich jeder zweite Mensch in Deutschland irgendwann mit dem Virus infiziert, ist es wichtig, ihre Zahl so gut wie möglich zu strecken«, sagt Gaß. Möglich sei dies auch, indem Kliniken weniger notwendige Operationen auf einen späteren Zeitpunkt verschöben und infizierte Ärzte und Pfleger im Notfall sogar weiterarbeiteten, sofern sie keine Symptome zeigten.

»Gelingt das zum Beispiel durch den starken Eingriff der Politik, dann bin ich überzeugt, dass wir gut gerüstet sind«, sagt Gaß. »Es gibt auch historische Ereignisse, die uns zeigen, dass das Steuern wichtig ist«, sagt Gaß und erinnert an die Spanische Grippe, die nach dem Ersten Weltkrieg 1918 und 1919 weltweit viele Millionen Menschen das Leben kostete. »In den USA reagierten Städte unterschiedlich bei der Auswahl und dem Zeitpunkt für die Maßnahmen, mit denen sie die Verbreitung der Krankheit eindämmen wollten«, heißt es dazu in einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2007. Das Ergebnis: Wer schnell und drastisch handelte, verhinderte hohe Todesraten.

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