Warum wir immer nachlässiger werden |
Dass die Menschen abstumpfen, zeigen auch Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die jüngste Sonderauswertung von Mobilfunkdaten beweist, dass die Menschen rund ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie ihre Mobilität kaum noch einschränken. Schon seit Jahresanfang sei »eine Angleichung der Mobilität an das Vorkrisenniveau zu beobachten«, berichten die Statistiker. In der zweiten Februarhälfte habe sich die Mobilität – bei frühlingshaften Temperaturen – »stark dem Vorkrisenniveau angenähert«.
Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass es zwei Wege gibt, wie eine Pandemie endet. Nach Ansicht von Historikern geht das entweder medizinisch – oder sozial. Das medizinische Ende kommt, wenn ein Großteil die Infektion überstanden hat oder durch Impfung immun ist. Das soziale Ende findet eher in den Köpfen statt: Die Angst vor der Krankheit nimmt ab, die Aufmerksamkeit lässt nach, andere Themen treten in den Vordergrund, die Menschen nehmen die Einschränkungen nicht mehr hin – man lernt, mit der Krankheit zu leben.
»Ich glaube, dass das tatsächlich so sein wird«, sagt Psychologe Wagner. Wenn wir durch Impfungen und Medikamente Todesfälle und schwere Verläufe reduzieren und damit die Pandemie gefühlt in den Griff bekommen, »dann definieren wir sie einfach für uns weg«.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.