Warum wir lieber wegschauen |
Der Konsumforscher Michael Bilharz sieht auch den Einzelnen in der Verantwortung. Der Wissenschaftler ist für den CO2-Rechner des Uba zuständig, mit dem Nutzer sich die eigene CO2-Bilanz in Tonnen berechnen lassen können. »Wenn ich wirklich runterkommen will von meinem persönlichen Fußabdruck, dann muss ich an die Big Points ran«, meint Bilharz. Zu den sogenannten Big Points, also den Bereichen, die einen besonders großen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck haben, zählten unter anderem Heizenergie, Mobilität, Ernährung und die Stromerzeugung. Generell gilt: Je höher das Einkommen, desto höher in der Regel auch das Konsumniveau, erklärt Bilharz.
Wird eine Umstellung des eigenen Verhalten nicht teuer? Nicht zwangsläufig, sagt der Wissenschaftler. »So schützt ein bescheidenes Konsumniveau zum Beispiel in sehr hohem Maße die Umwelt – die kleinere Wohnung, das kleinere Auto, den Verzicht auf eine Flugreise. Das sind alles Maßnahmen, die dem Klima und der Umwelt nützen würden und erst mal ganz viel Geld sparen.« Es gehe dabei nicht darum, das Maximale aus jeder Strategie herauszuholen. Jeder müsse abwägen, was für ihn persönlich möglich sei.
Sich mit kleinen Maßnahmen wie dem Kauf einer Bambuszahnbürste zufriedenzugeben, hält der Wissenschaftler für falsch. »Das ist fürs gute Gefühl«, meint Bilharz. »Wenn wir unseren Wohlstand retten wollen, müssen wir die Klimakrise in den Griff bekommen und eine klimaneutrale Wirtschaft und Lebensweise erreichen.«