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Expopharm Impuls

Was bedeutet Führen auf Augenhöhe?

Die Zeiten des absoluten Gehorsams sind vorbei. Mitarbeiter möchten mehr Eigenverantwortung, was die Apothekenleitung wiederum zulassen muss. Wie funktioniert Führen auf Augenhöhe in der Apotheke? Diese Frage diskutierten je zwei Teams aus Führungskraft und Mitarbeiterin am 13. September bei der Expopharm Impuls. Die Session wurde unterstützt von der Denkfabrik Apotheke.
Juliane Brüggen
14.09.2021  14:00 Uhr

Für Dr. Ina Katharina Lucas, Apothekerin und Inhaberin der Lichtenberg Apotheke in Berlin, hat Führen auf Augenhöhe viel mit Wertschätzung zu tun. Das beginne bei den Stellenausschreibungen. Diese seien sich oft ähnlich – jeder habe aber seine eigenen Vorlieben und Kompetenzen. Die Aufgabe der Leitung sei es, die Mitarbeiter »aufzuschlauen« und ihnen die Möglichkeit geben, selber Entscheidungen zu treffen, ihnen einen Rahmen vorzugeben, in dem sie sich bewegen können – quasi »eine Tanzfläche abstecken«.

Anja Löst, leitende Pharmazeutisch Kaufmännische Angestellte (PKA) in der Lichtenberg Apotheke, warf ein, dass sie den Begriff »aufschlauen« gerne durch »befähigen« ersetzen würde. Das Konzept »Alle machen alles« sei nicht mehr aktuell. Besser sei es, in einem Team zu arbeiten, in dem jeder einen eigenen Bereich hat. Es gehe darum, sich Kompetenz aufzubauen und zu schauen: »Was kann ich gut?« – und »nicht nur in das Backoffice gesetzt zu werden mit Hinweis: Mach mal die Ware.« Wichtig seien die Feedbackgespräche, um Aufgaben und Projekte zu evaluieren. »Vor sechs Jahren war ich eine andere PKA als ich es jetzt bin, durch die Möglichkeit etwas zu dürfen.« Löst hat mittlerweile leitende Verantwortung für die anderen angestellten PKA.

Verantwortung abgeben ist schwer

Verantwortung abzugeben, das gehe auch in einem großen Apothekenverbund mit 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, erklärte Gerrit Nattler, Apotheker und Inhaber der Elisana Apotheke in Gelsenkirchen. Es sei aber ein Lernprozess.

Er habe den richtigen Zeitpunkt zunächst verstreichen lassen und sich dann Hilfe von außen gesucht. Die Lösung habe er schließlich in einer Teamsoftware (apocollect) gefunden, die geholfen hat, bestimmte Bereiche an das Team zu verteilen. Seine Apotheke habe nun Ressorts, in denen sich die Mitarbeiter je nach Stärken oder Interessen einbringen können. »Das ist für das ganze Team ein unglaublicher Schub gewesen, da die Mitarbeiter ihren Interessen gemäß eingesetzt werden«, sagte er.

Dorothe Göllmann, PTA in der Elisana Apotheke Gelsenkirchen, berichtete, dass sie in zwei Ressorts arbeite: Hilfsmittel und Retaxationen. »Wir suchen uns die Aufgaben im Prinzip selber. Es geht um die Umsetzung von neuer Gesetzgebung, wie müssen wir neu abrechnen«, erklärte sie. Das Arbeiten laufe meist vollkommen eigenverantwortlich, nur bei bestimmten Aufgaben müsse noch der Chef entscheiden, zum Beispiel, wenn es um die Außenwirkung gehe wie bei neuen Kundenflyern zum Auslegen.

Für Göllmann ist außerdem die Vernetzung der verschiedenen Standorte durch das Intranet wichtig: »Jeder kann miteinander kommunizieren.« Das sei besonders relevant für die Kolleginnen und Kollegen, die unterschiedliche Arbeitszeiten haben oder an einem anderen Standort sind.

Nattler betonte, dass dadurch, dass alle fachlichen Informationen im Intranet abgelegt seien, mehr Zeit für persönliche Gespräche bleibe. Man könne mehr Zeit darauf verwenden, andere Fragen zu besprechen wie »Wie nehmen die Kunden etwas an? Was stört das Team? Wie geht man mit einer neuen Verordnung um?«

Mehr Selbstverantwortung, schönerer Arbeitsplatz?

Das selbstverantwortliche Arbeiten in den Ressorts ist PTA Göllmann zufolge gut akzeptiert. Jeder wisse, wer anzusprechen sei, wenn eine Frage auftaucht. Das gehe schneller, als auf den Chef zu warten. Auf die Frage, ob die Freiheit, selbst Entscheidungen zu treffen, einen schönen Arbeitsplatz ausmacht, antwortete sie mit einem klaren Ja: »Das macht viel mehr Spaß zur Arbeit zu gehen, wenn ich weiß – das, was ich da tue, wird wertgeschätzt und ich kann mich selber fordern oder auch fördern, indem ich sage, ich möchte mich in die Richtung weiterbilden.« Nach einer Fortbildung entstehe sofort der Austausch im Team und andere lernten dadurch, dass das Wissen weitergegeben werde. Spaß an der Arbeit übertrage sich zudem auf die Kunden, die merken, dass in dieser Apotheke gerne gearbeitet werde.

Für die PKA der Runde, Anja Löst, ist besonders wichtig, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren und zu wissen, was die Ziele sind. Erfahren könne sie diese beispielsweise durch Feedbackgespräche, Kontakt mit der Chefin, Eigenanfragen nach dem Ende von Projekten oder bei Sortimentsänderungen. Das fördere wiederum Eigeninitiative bei den anderen PKA. »Ich will nicht nur zur Arbeit gehen, alles abarbeiten und wieder nach Hause. Mich motiviert es extrem, zu wissen, auf mich wartet eine Aufgabe, das Team, neue Projekte der Apotheke oder eine komplett neue Sortimentsentscheidung.«

Mögliche Fallstricke

Probleme gebe es bei allem Neuem, sagte Apothekeninhaber Nattler, gefragt nach den negativen Seiten des Führens auf Augenhöhe. Eine Herausforderung sei, »dass man im Kopf weiß, wenn man etwas abgibt – eine Aufgabe –, dass es dann erledigt wird, aber anders, als wenn man es selbst gemacht hätte.« Diese Haltung müsse man aber in etwas Positives verwandeln, da Aufgaben nicht nur anders, sondern häufig auch schneller und besser gemacht werden, wenn man sie abgibt.

Apothekerin Ina Luca ergänzte, »dass man sich auch gemeinsam irren darf.« Erst wenn man etwas ausprobiert habe, zum Beispiel eine Kundenaktion, könne man sagen, ob es einem wirklichen Spaß macht. Es sei in Ordnung, zu sagen, dass einem etwas nicht liegt oder nicht gefallen hat. In der Regel finde sich jemand für jede Aufgabe. »Manchmal muss man zurückrudern, aber gemeinsam und mit der Erkenntnis, dass jemand in einem anderen Gebiet besser performen kann.«

Es sei unter Umständen auch eine Herausforderung für die Mitarbeiter, selbständig zu arbeiten bis hin zur Überforderung. Der Chef könne nur die Rahmenbedingungen schaffen, es dürfe jedoch nicht an Eigeninitiative und Aktionismus fehlen. Es gebe natürlich auch Menschen, die das nicht möchten.

Fazit: Vorteile des Führens auf Augenhöhe

Für Luca liegen die größten Vorteile des Führens auf Augenhöhe im Zufriedenheitsgrad der Mitarbeiter, der zu einer guten »Performance« und einem geringen Krankenstand führe. »Ich habe den großen Vorteil als Apothekenleitung, dass ich mich auf meine Mitarbeiter wirklich verlassen kann.« Die leitende PKA Löst ergänzt, dass sich die Mitarbeiter zudem mehr trauen, etwas auszuprobieren und mehr Wachstum entstehe. »Das bringt Inspiration in die Apotheke.«

Neben mehr Zufriedenheit gebe der Führungsstil auf Augenhöhe auch mentale Ruhe und Souveränität, sowie organisatorische Ruhe, resümiert Nattler. Das Schlusswort hat PTA Göllmann: Für sie liege der Vorteil ebenfalls in der Zufriedenheit und in der Freude zur Arbeit zu gehen, »weil man merkt, dass man etwas bewegen und das Unternehmen mit voranbringen kann.«

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