Was bekommt mir nicht? |
Nicht mehr allzu lange, dann haben Erdbeeren wieder Saison. Aber nicht jedem Menschen bekommen die Früchtchen – oder überhaupt Obst. / © Adobe Stock/Olesia Bilkei
Obst gilt als gesund. Doch der darin enthaltene Fruchtzucker kann einigen Menschen Probleme bereiten – jedenfalls wenn es zu viel davon gibt. Grund: Bei der Verdauung muss ein spezieller Transporter, Experten sprechen von GLUT-5, den Fruchtzucker vom Dünndarm in den Körper bringen. Doch die Kapazitäten des Transporters sind begrenzt. Gelangt der Fruchtzucker weiter in den Dickdarm, wird er von den dort lebenden Bakterien verarbeitet. Das führt zu Bauchschmerzen und Durchfall.
Wer ist betroffen? Von einer Fructose-Malabsorption sprechen Experten, wenn der Körper auf weniger als 25 Gramm Fruktose – auf einmal aufgenommen – empfindlich reagiert. Etwa jeder dritte Erwachsene und zwei von drei Kindern gehören in diese Gruppe. Zum Vergleich: Ein halber Liter Apfelsaft enthält 32 Gramm.
Wie stellt man das fest? Besteht ein Verdacht auf Fructose-Malabsorption empfiehlt sich eine Diagnose beim Facharzt. Ein Ernährungssymptom-Tagebuch reicht in der Regel zur Abklärung. Ein ergänzender sogenannter H2-Atemtest fällt in vielen Fällen jedoch falsch positiv aus. Mittels dreistufiger Ernährungstherapie lässt sich dann individuell abklären, wie viel Fructose man noch gut verträgt: zwei Wochen Verzicht auf Fruchtzucker mit anschließender sechswöchiger Testphase, welche Lebensmittel vertragen werden, übergehend in eine individuelle Dauerernährung.
Was kann man essen? Grundsätzlich gilt: So wenig wie möglich Nahrungsmittel aus dem Speiseplan streichen. Keinesfalls sollten Menschen ohne Diagnose generell auf Obst verzichten. Außerdem gilt es zu beachten, dass Fructose auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln wie Smoothies, Joghurts, Eiscreme, Back- und Süßwaren sowie Softdrinks steckt. Auf der Packung verbirgt er sich oft hinter Angaben wie Invertzucker, Maissirup, Fructosesirup oder Fruchtsüße. Übrigens: Auch den Zuckeraustauschstoff Sorbit vertragen die meisten Menschen mit Fructose-Malabsorption nicht.
Die Fructose-Malabsorption darf nicht mit der hereditären Fructose-Intoleranz verwechselt werden. Diese betrifft nur sehr wenige Menschen (1:20.000) und führt bereits im Säuglingsalter zu schweren Symptomen und Leberschäden.
Milch und viele daraus hergestellte Produkte enthalten Milchzucker. Gelangt dieser unverdaut in den Dickdarm, verstoffwechseln ihn die dort ansässigen Bakterien. Völlegefühl, Blähungen und Durchfall gehören zu den häufigsten Symptomen.
Wer ist betroffen? Etwa 15 bis 20 Prozent der Deutschen vertragen im Erwachsenenalter kaum noch Milch. Die Menge oder Aktivität des Enzyms Lactase, das Milchzucker spaltet, nimmt bei ihnen mit den Jahren ab.
Wie stellt man das fest? Zur Diagnose dienen ein Ernährungssymptom-Tagebuch und ein sogenannter H2-Atemtest. Es folgt am besten eine dreistufige Ernährungstherapie (siehe Fructose-Malabsorption).
Was kann man essen? Menschen mit Lactose-Unverträglichkeit vertragen meistens noch etwas Lactose. Kleine Mengen, wie ein Schluck Milch im Kaffee, machen in der Regel keine Probleme. Generell gilt es jedoch, den Milchzucker in der Nahrung zu reduzieren. Sauermilchprodukte sowie Hart- und Weichkäse enthalten übrigens kaum Milchzucker. Dagegen steckt in verarbeiteten Lebensmitteln wie Süßspeisen, Salatsoßen, Fertiggerichten oder Tütensuppen zum Teil mehr davon als erwartet.
Eiweißbausteine von heimischem Getreide wie Gluten sowie andere Inhaltsstoffe können verschiedene unerwünschte Reaktionen auslösen. Dazu gehören unterschiedlich starke Magen-Darm-Beschwerden, aber auch Hautausschläge oder Asthma.
Wer ist betroffen? Laut aktuellen Schätzungen reagieren mehr als 10 Prozent der Bevölkerung auf Weizen beziehungsweise andere heimische Getreidesorten. Dahinter stecken ganz verschiedene Krankheitsbilder: Bei der Zöliakie (unter 1 Prozent) reagieren Betroffene auf den Eiweißstoff Gluten mit starken Entzündungen der Darmschleimhaut. Die Weizenallergie (etwa 1 Prozent) sorgt für Magen-Darm-Beschwerden, Ausschläge oder Juckreiz. Die atypische Weizenallergie (etwa 5 Prozent) äußert sich etwa durch zeitlich verzögerte Bauchbeschwerden. Bei der sogenannten Weizensensitivität (bis zu 5 Prozent) stehen sogenannte Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) im Verdacht, Probleme wie Durchfall, Kopfschmerzen und Antriebslosigkeit auszulösen. ATI stecken auch in anderen heimischen Getreidesorten.
Wie stellt man das fest? Eine Diagnose muss beim Facharzt erfolgen und umfasst je nach Krankheitsbild unterschiedliche Laborwerte sowie die sorgfältige Auswertung eines Ernährungssymptom-Tagebuchs.
Was kann man essen? Je nach Ursache der Beschwerden müssen heimische Getreidesorten ganz vom Speiseplan gestrichen oder nur teilweise reduziert werden. Kein Gluten enthalten beispielsweise Reis, Mais, Hirse oder Buchweizen. Experten empfehlen eine genaue Abklärung der Beschwerden. Sie raten dringend ab, Lebensmittel auf Verdacht wegzulassen. Dies schränkt nicht nur die Lebensqualität ein, sondern kann auf Dauer zu Mangelzuständen führen. Eine gute Ernährungsberatung hilft hier weiter.
Bei Histamin handelt es sich um den Stoff, der allergische Reaktionen im Körper vermittelt. Von einer Unverträglichkeit spricht man, wenn über die Nahrung aufgenommenes Histamin zu allergieartigen Symptomen wie laufender Nase, Hautausschlag, Durchfall oder Atemnot führt. Fachärzte hegen jedoch starke Zweifel daran, dass über die Nahrung aufgenommenes Histamin diese Reaktionen verursacht.
Wer ist betroffen? Viele Menschen vermuten hinter Unverträglichkeitsreaktionen Histamin als Auslöser. In Studien ließ sich der kausale Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Histamin und dem Auftreten verschiedener Symptome jedoch nicht eindeutig nachweisen.
Wie stellt man das fest? Allergologische Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beschreiben in einer aktuellen Leitlinie ausführlich, wie Ärzte bei einem Verdacht auf Histamin-Unverträglichkeit am besten vorgehen. Dazu gehört zunächst der Ausschluss vieler anderer möglicher Krankheitsbilder. Eine dreistufige Ernährungsumstellung unter fachlicher Betreuung gibt oft weitere Hinweise. Bleibt der Verdacht einer Überreaktion auf Histamin, kann in speziellen Kliniken mittels Provokation festgestellt werden, welche Menge Betroffene noch vertragen.
Was kann man essen? Histamin steckt in vielen Lebensmitteln. Besteht nur ein Verdacht auf Histamin-Unverträglichkeit, verzichten (vermeintlich) Betroffene oft grundlos auf vieles. Eine Abklärung durch Fachärzte und Ernährungstherapeuten ist unbedingt angeraten.