Was der Nutri-Score bringt – und was nicht |
Grundsätzlich befürwortet Valet aber das System, dessen Einführung ihm sogar zu langsam vorangeht. Von 1451 untersuchten Lebensmitteln sind rund 40 Prozent mit der Lebensmittelampel ausgezeichnet gewesen, wie eine bundesweite Analyse der Verbraucherzentralen zeigt. Das seien sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. »Wir fordern in Sachen Nutri-Score mehr Tempo von der Lebensmittelindustrie«, sagt Valet
Der Nutri-Score funktioniert umso besser, auf je mehr Produkten er zu finden ist. Laut Verbraucherzentralen sind Pizzen mit 70 Prozent der untersuchten Produkte besonders häufig gekennzeichnet, Cerealien und Milchprodukte mit jeweils 28 Prozent eher selten. »Bei Eigenmarken des Handels stellen wir einen stetigen Zuwachs fest. Der Nutri-Score entfaltet sein volles Potenzial aber erst, wenn alle Produkte miteinander vergleichbar sind«, sagt Valet.
Noch ist unklar, wie groß dieses Potenzial überhaupt wäre. Laut Nutri-Score-Experte Merz gibt es keine begleitende Studie, die den Einfluss des Nutri-Scores auf das Einkaufsverhalten in Deutschland untersucht. Auch ob Hersteller durch das Ampelsystem motiviert werden, ihre Rezepturen zu überarbeiten, ist wenig bekannt.
Die Regeln, nach denen verpackte Lebensmittel in die Kategorien A bis E eingruppiert werden, werden bald aktualisiert. Das dürfte auch einige Produkte betreffen, die derzeit noch sehr gut wegkommen: So kann man im Supermarkt unter anderem Frühstückscerealien mit Schoko, Weizenspaghetti, Tiefkühl-Spinatpizza und Tortilla-Chips mit dunkelgrünem A finden. »Das sind Stolpersteine, die wir im Rahmen überarbeiteter Regeln zumindest größtenteils aus dem Weg räumen konnten«, sagt Merz. Insbesondere die strengeren Regeln bei Zucker gehen aber Verbraucherschützern noch nicht weit genug.
Unter den Herstellern, die beim Nutri-Score mitmachen, sind einige Schwergewichte, darunter Danone, Nestlé und Dr. Oetker. Doch nicht alle machen mit, wie Peter Loosen, Geschäftsführer und Leiter des Brüsseler Büros des Lebensmittelverbands Deutschland, sagt. Die Einführung der Lebensmittelampel bei einer Marke sei aufgrund zahlreicher Regularien vergleichsweise aufwendig und teuer. Zudem ständen Firmen, deren Produkte tendenziell schlechtere Bewertungen bekämen, dem Score skeptischer gegenüber. Einige Unternehmen dürften auch abwarten, bis die überarbeitete Berechnungsgrundlage in Kraft ist, um Doppelarbeit zu vermeiden.