Was eine Zuckersteuer bewirken würde |
Bei beiden Besteuerungsvarianten gäbe es der Rechnung des Teams zufolge deutlich weniger Fälle von Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders groß seien die zu erwartenden Effekte bei Diabetes Typ 2: »Durch eine Besteuerung würden unseren Modellen zufolge innerhalb der nächsten 20 Jahre bis zu 244.100 Menschen später oder gar nicht an Typ-2-Diabetes erkranken«, erläuterte der Erstautor der Studie, Karl Emmert-Fees.
Mit einer Abgabe auf gezuckerte Getränke würden also weniger Behandlungen nötig, die Kosten durch Krankheitstage und Arbeitsunfähigkeit sänken ebenfalls. Für den Zeitraum 2023 bis 2043 hat das Team bei einer gestaffelten Herstellerabgabe volkswirtschaftliche Einsparungen von rund 16 Milliarden Euro errechnet, davon etwa 4 Milliarden Euro an Gesundheitskosten. »Bei einer 20-prozentigen Steuer wären es immerhin insgesamt noch etwa 9,5 Milliarden Euro.«
Hinzu kommt: Bei den Berechnungen wurden Menschen unter 30 Jahren nicht berücksichtigt, weil die meisten der modellierten Erkrankungen vor allem in der zweiten Lebenshälfte auftreten. Allerdings sei der Softdrink-Konsum im Teenageralter am höchsten, erläuterte Emmert-Fees. »Dementsprechend wäre die durchschnittliche Reduktion des Zuckerkonsums noch drastischer und der positive gesundheitliche Effekt noch größer, wenn wir jüngere Menschen mitberücksichtigen würden.«
»Die Einführung einer Zuckersteuer ist wirksam und der deutschen Politik zu empfehlen«, erklärte Michael Stolpe vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel zu den aktuellen Ergebnissen. »Auch Werbeverbote, wie sie für Zigaretten eingeführt wurden, könnten helfen, den Zuckerkonsum zu verringern.« Ergänzend sei eine verstärkte Aufklärung unter Kindern und Jugendlichen sinnvoll, sagte der Leiter des Projektbereichs Globale Gesundheitsökonomie, der selbst nicht an der Studie beteiligt war. »Junge Menschen, insbesondere junge Männer, konsumieren in viel größerem Maße zuckerhaltige Getränke als ältere Menschen.« Ihre langfristige Gesundheit profitierte daher am meisten von Maßnahmen zur Verringerung des Zuckerkonsums.
Auch Falk Schwendicke von der Charité in Berlin hält die Besteuerung zuckergesüßter Getränke aus gesundheitspolitischer und ökonomischer Sicht für sehr sinnvoll. »Die berechneten Kosteneinsparungen sowie gesundheitlichen Gewinne sind beachtlich.« Gerade sonst nicht gut erreichbare Bevölkerungsgruppen könnten damit in ihrem Verhalten positiv beeinflusst werden.