Was empfehlen bei Spannungskopfschmerz? |
Juliane Brüggen |
11.06.2024 16:00 Uhr |
Frauen sind häufiger von Kopfschmerzen des Spannungstyps betroffen als Männer. / Foto: Getty Images/Westend61
Viele Menschen kennen Kopfschmerzen vom Spannungstyp – wie ein zu enger Helm, dumpf-drückend, den ganzen Kopf betreffend. Anders als bei Migräne fehlen oftmals vegetative Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit oder sie sind nur gering ausgeprägt. Der neuen Leitlinie zufolge sind weniger Menschen betroffen als in früheren Studien angenommen: Nach stringenter Anwendung der aktuellen Diagnose-Kriterien (ICHD-3) liege die 1-Jahres-Prävalenz in Deutschland bei 10,3 Prozent bei Frauen und 6,5 Prozent bei Männern. Am häufigsten trete die Erkrankung um das 40. Lebensjahr auf.
Man unterscheidet den episodischen Spannungskopfschmerz, der selten oder häufig auftreten kann, von einer chronischen Verlaufsform. Chronisch heißt, dass die Kopfschmerzen seit mindestens drei Monaten an mindestens 15 Tagen pro Monat auftreten. Fatigue, Unfähigkeit zur Entspannung nach der Arbeit und Schlafmangel können das Auftreten begünstigen.
In der Akuttherapie bleiben die klassischen Analgetika Paracetamol, Acetylsalicylsäure und Ibuprofen die Mittel der ersten Wahl. Ihre Einnahme sollte allerdings bei Kombinationspräparaten auf maximal 10 Tage pro Monat und bei Monopräparaten auf maximal 15 Tage pro Monat beschränkt bleiben. Ansonsten besteht die Gefahr eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes.
Zwar waren Kombinationspräparate mit Analgetika und Koffein in Studien wirksamer als Monopräparate. Die Leitlinienautoren raten allerdings zu einem zurückhaltenden Einsatz, da sie ein höheres Nebenwirkungspotenzial aufweisen. Erst wenn die Einzelsubstanzen nicht ausreichend wirken, soll auf die koffeinhaltigen Präparate zurückgegriffen werden.
In der vorherigen Version der Leitlinie waren neben dem Kopfschmerz des Spannungstyps andere »chronische tägliche Kopfschmerzen« thematisiert. Dazu zählten die chronische Migräne, die Hemicrania continua, der Münzkopfschmerz und der neu aufgetretene tägliche anhaltende Kopfschmerz. Mittlerweile hat sich die Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft geändert (ICHD-3): Der übergeordnete Begriff »chronische tägliche Kopfschmerzen« ist entfallen. Daher werden die verschiedenen Kopfschmerzarten zukünftig in separaten Leitlinien behandelt.