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Was es bedeutet, HIV-positiv zu sein

Eine HIV-Infektion ist in der heutigen Zeit gut behandelbar, wenn auch nicht heilbar. Anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember klärt Holger Wicht von der Deutschen Aidshilfe über das Leben mit der Infektion auf. 
AutorKontaktdpa
Datum 01.12.2025  10:00 Uhr

Eine Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) ist nicht mehr die tödliche Infektion, die sie in den Achtziger- und Neunzigerjahren war. Für Betroffene gibt es längst Behandlungsmöglichkeiten, sodass Aids gar nicht erst ausbricht. Sich nach ungeschütztem Sex zu infizieren, dürfte für viele Menschen trotzdem ein Schreckensszenario sein.

Holger Wicht ist Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe und klärt im Interview darüber auf, was es 2025 bedeutet, HIV-positiv zu sein und warum und wie man sich auch heute vor einer Infektion schützen sollte.

Herr Wicht, muss man 2025 eigentlich noch Angst vor HIV haben?

Holger Wicht: Eine große Angst oder Panik, wie es sie früher gab, ist heute nicht mehr angezeigt. Denn HIV ist nicht mehr diese tödliche Infektion, die innerhalb von einigen Jahren zu Aids und dann in aller Regel zum Tod führte. Mit HIV kann man heute gut leben, bei normaler Lebenserwartung.

Seit 1996 gibt es wirksame Therapien gegen HIV und seitdem haben sich die Medikamente enorm verbessert und sind jetzt auch schonend, zeigen also kaum Nebenwirkungen. Sie unterbinden die Vermehrung von HIV im Körper so weit, dass das Virus im Blut nicht mehr nachweisbar ist und kaum noch Schaden anrichten kann.

Das heißt, es ist auch nicht mehr übertragbar über Körperflüssigkeiten wie Sperma und die Schleimhäute. Eine sexuelle Übertragung ist also ausgeschlossen. Bei einer Geburt liegt das Risiko einer Übertragung bei unter einem Prozent. Menschen mit HIV können also in jeder Hinsicht leben wie andere auch, das schließt Sexualität und das natürliche Zeugen und Gebären von Kindern mit ein.

Auf eine Infektion anlegen sollte man es aber vermutlich trotzdem nicht?

Wicht: Natürlich ist es weiterhin sinnvoll, sich vor HIV zu schützen. Ein gewisses Maß an Angst oder ein Gefühl der Bedrohung hat daher auch eine Schutzfunktion. Denn es ist immer noch eine chronische Erkrankung, die im Moment nicht heilbar ist. Das Immunsystem von Betroffenen ist im Hintergrund leicht aktiviert, weil einzelne Viruszellen in sogenannten Reservoirs weiterbestehen. Damit die sich nicht wieder von Neuem vermehren, muss man sein Leben lang mit den Medikamenten sozusagen den Deckel draufhalten.

Und eine Infektion hat natürlich soziale Folgen. Menschen mit HIV müssen sich mit der Frage beschäftigen: Teile ich das mit meinem Umfeld oder behalte ich es für mich? Im Falle einer Mitteilung erleben HIV-positive Menschen leider immer noch Diskriminierung.

Viele Menschen haben nach wie vor Berührungsängste gegenüber Menschen mit HIV, würden zum Beispiel nicht aus dem gleichen Glas trinken, nicht die gleiche Toilette benutzen oder sich kein Küsschen auf die Wange geben lassen. Dabei sind das Situationen, in denen eine Übertragung völlig ausgeschlossen ist, selbst ohne Therapie.

Was raten Sie Menschen, die sich vor HIV schützen wollen?

Wicht: Wir sprechen heute von Safer Sex 3.0, weil es drei Wege gibt, sich beim Sex vor einer Infektion zu schützen. Das eine ist der erwähnte Schutz durch Therapie: Wenn mein Partner oder meine Partnerin HIV-positiv ist, gibt es unter Therapie kein Ansteckungsrisiko. Man muss der anderen Person dafür natürlich vertrauen, aber in einer festen Partnerschaft ist das meistens nach einiger Zeit gut möglich.

Wenn ich nun aber Sex mit mir unbekannten Menschen habe und die Partner häufig wechsle, ist Schutz natürlich besonders wichtig. Das gilt gerade in den Gruppen, in denen HIV häufiger als bei anderen vorkommt, nämlich Männer, die Sex mit Männern haben, intravenös Drogen konsumierende Menschen und Menschen aus Ländern, in denen HIV häufig ist. Die Wahrscheinlichkeit, auf einen positiven Partner oder eine positive Partnerin zu stoßen, ist dann einfach höher. Und dann weiß ich nicht, ob die andere Person HIV-positiv ist und unter Therapie.

Es gibt aber zwei zuverlässige Möglichkeiten, sich zu schützen. Das eine ist das gute alte Kondom. Und dazugekommen ist vor einigen Jahren die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe, kurz PrEP, für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko. Das ist eine medikamentöse Vorsorge, die Menschen ohne HIV einnehmen, um sich vor einer Infektion zu schützen. Beides muss aber korrekt angewandt werden. Wer mit Kondomen gut zurechtkommt, hat damit einen zuverlässigen Schutz. Wer damit eher Probleme hat, es zum Beispiel nicht gut übergerollt bekommt oder nach dem Trinken mal vergisst, kann über die PrEP nachdenken. Die Aidshilfe berät telefonisch und online dazu, wie man eine betreuende Arztpraxis finden kann.

Den besonders betroffenen Gruppen empfehlen wir außerdem, sich routinemäßig einmal im Jahr auf HIV testen zu lassen, unabhängig von sexuellen Erlebnissen und Schutzverhalten. Aber auch bei allen anderen gilt: Wenn es ein Übertragungsrisiko gab, lieber einmal mehr testen, als zu lange zu warten.

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