PTA-Forum online
Nächtliches Konzert

Was hilft gegen das Schnarchen?

Es sägt, knattert und kracht. Schnarchen stört und belastet vor allem den Bettnachbarn. Gesundheitliche Gefahren birgt es jedoch in den seltensten Fällen. Dennoch sollten Betroffene und ihre Angehörigen ernst genommen und ihnen entsprechende Therapiemöglichkeiten angeboten werden – auch um bedenkliche Begleiterkrankungen auszuschließen.
Michelle Haß
24.11.2020  12:00 Uhr

Im Schlaf kommt der Körper zur Ruhe, der Atem fließt langsamer und all seine Muskeln entspannen sich – auch die im Mund- und Rachenraum. Dass die Entspannung in manchen Fällen bis hin zu lauten Schlafgeräuschen führen kann, ergibt sich aus einfachen Regeln der Physik: Das erschlaffte Gewebe verengt die Atemwege und der Atem kann nicht mehr frei fließen. Wenn die gleiche Menge Luft durch eine kleinere Öffnung muss, steigt der Druck, und die Atemgeräusche werden lauter. Gleichzeitig verliert das Gewebe seine Form und kann leichter beziehungsweise vermehrt im Atemstrom vibrieren.

Wie viele Menschen die lauten Sägegeräusche nachts von sich geben, lässt sich nur schwer ermitteln. Epidemiologische Studien zur Häufigkeit sind vergleichsweise selten und die Zahlen nicht eindeutig. Auf ihrer Website schreibt die Initiative »Deutschland schläft gesund« (DSG), dass rund 60 Prozent der Männer und 41 Prozent der Frauen schnarchen. Dabei bezieht sie sich auf Daten der »Associated Professional Sleep Societies« aus dem Jahr 2008.

Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass der Anteil derer, die schnarchen, mit zunehmenden Alter steigt. Frauen scheinen bis zum Beginn die Wechseljahre weniger häufig betroffen zu sein als Männer. Danach nimmt die Zahl zu. Als Ursache wird die verminderte Östrogenausschüttung in der Menopause diskutiert. Das Hormon hat eine straffende Wirkung auf das Bindegewebe. Ist es jedoch nur noch in geringen Mengen vorhanden, steigt die Wahrscheinlichkeit, zu schnarchen.

Nervliche Belastung

In den meisten Fällen ist Schnarchen harmlos und hat keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen. Dafür leiden die Bettnachbarn häufig umso mehr. Dass Schnarchen Beziehungen stark belasten kann, zeigt auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa, die von der DSG in Auftrag gegeben wurde. Darin geben 74 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer an, dass ihr Partner oder ihre Partnerin schnarcht. Zwei Drittel fühlen sich dadurch in ihrer Nachtruhe gestört. Nicht selten sind es die Mitschläfer, die die Betroffenen auf die störenden Geräusche aufmerksam machen – auch nachts. Von Anstoßen (45 Prozent der Betroffenen), Umdrehen (21 Prozent) bis Aufwecken (11 Prozent) gibt es verschiedene Lösungsansätze. Die Folge: Beide sind genervt, der Stresspegel steigt und beide finden keinen erholsamen Schlaf. Wird der Schlaf dauerhaft gestört, kann sich dies im Gegensatz zum Schnarchen jedoch sehr wohl negativ auf die Gesundheit auswirken. Aus diesem Grund sollten Betroffene ernst genommen werden, wenn sie eine Therapie wünschen.

Auch die aktuelle S3-Leitlinie »Diagnostik und Therapie des Schnarchens« weist darauf hin, dass Schnarchen nach derzeitigem Wissensstand keine gesundheitliche Gefährdung mit sich bringt und daher keine medizinische Notwendigkeit zur Behandlung besteht. Dennoch sollte sie erfolgen, wenn von Seiten des Patienten ein Therapiewunsch besteht.

Konservative Verfahren

Leidgeplagten können PTA und Apotheker eine Reihe allgemeiner Verhaltensänderungen empfehlen. Hierzu zählen unter anderem Vermeidung von Schlafmitteln oder einer abendlichen Alkoholeinnahme, eine Tabakentwöhnung bei Rauchern sowie die Einhaltung eines stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus mit entsprechender Schlafhygiene. Auch wenn überzeugende klinische Studien für die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zur Verbesserung des Schnarchens derzeit nicht vorliegen, so könnten diese Empfehlungen jedoch aus schlafmedizinischer Sicht Unterstützung finden, so die Experten in der Leitlinie. Dass eine Vermeidung der Rückenlage und das Höherlagern des Oberkörpers nachweislich das Schnarchen reduzieren, ist bisher ebenfalls nicht eindeutig nachgewiesen worden. Dennoch können PTA und Apotheker diese Tipps mit auf den Weg geben. Doch Vorsicht: Kopf nicht zu hoch lagern, damit das Kinn nicht Richtung Brust gedrückt wird und der Atem frei fließen kann. Eine klare Soll-Empfehlung geben die Experten hingegen zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht.

Ist die Nasenatmung behindert, können in bestimmten Fällen sogenannte Nasendilatatoren für einen freieren Atem sorgen und so die Ausprägung des Schnarchens vermindern. Hierzu stehen Pflaster beziehungsweise Nasenstripes (wie Otriven® Nasenstripes), die äußerlich angewendet werden, oder Nasenklammern (wie Nozovent® Nasenklammer), die in die Nase eingebracht werden, zur Verfügung.

Explizit gegen eine Anwendung sprechen sich die Experten zu Schnarch-lindernden Rachensprays aus. Überzeugende Studien zur Wirksamkeit dieser lokalen Anwendung lägen nicht vor. Bestimmte Patienten, etwa die aufgrund einer zurückfallenden Zunge schnarchen und deswegen sogar unter wiederholten Atemaussetzern leiden, können mit einer Bissschiene erfolgreich behandelt werden. Diese sogenannte Unterkiefer-Protursionsschiene ist seit neuestem Kassenleistung, sofern eine Überdrucktherapie mit Atemmaske nicht erfolgreich eingesetzt werden kann.  Die Schiene schiebt den Unterkiefer leicht nach vorn, vergrößert den Raum im Rachen, sodass der Atem besser fließen kann. Außerdem strafft sie das Gewebe im Rachenraum und verhindert so, dass die Zunge zurückfällt.

Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können unter Umständen operative Eingriffe in Erwägung gezogen werden. So etwa, wenn eine verkrümmte Nasenscheidewand die Atmung behindert. Die Leitlinienautoren betonen jedoch, wie wichtig es ist, die Indikation zu invasiven Maßnahmen streng zu stellen.

Schnarchen, Atemaussetzer und Schlafapnoe

Fühlen sich Schnarcher morgens trotz ausreichendem Schlaf nicht erholt oder treten neben den nächtlichen Schlafgeräuschen weitere Probleme wie Durchschlafstörungen auf, sollten Betroffene in jedem Fall medizinischen Rat einholen. Der Arzt kann abklären, ob das Schnarchen unbedenklich ist oder weitere Erkrankungen wie schlafbezogene Atemstörungen vorliegen. Hierbei entspannt sich die Muskulatur der oberen Atemwege so sehr, dass sie in sich zusammenfällt und die Atemwege stark verengt. Die Atmung wird dadurch nicht nur wie beim Schnarchen behindert, sondern setzt kurzweilig vollständig aus. Geschieht das nur gelegentlich, ist das weniger bedenklich, doch in schweren Fällen kann der Atem bis zu 30-mal in der Stunde stocken. Bei einem Atemstillstand von länger als 10 Sekunden sprechen Mediziner von einer obstruktiven Schlafapnoe.

Diese ist klar vom »normalen« Schnarchen abzugrenzen und kann schwere gesundheitliche Folgen mit sich bringen. Die ständigen Atemaussetzer lassen den Sauerstoffgehalt im Blut sinken, der Kohlendioxidgehalt steigt an. Dadurch gerät der Körper in Alarmbereitschaft und gibt das Signal »Aufwachen«. Der Schlaf wird unterbrochen, die Muskeln spannen sich wieder an und der Atem kann frei fließen. Fatalerweise bemerken Apnoiker diese Unterbrechung häufig gar nicht, sondern leiden vielmehr an den Folgen des fehlenden Tiefschlafs. Sie finden keine Erholung, sind am nächsten Tag müde und gereizt, haben Konzentrationsprobleme oder schlafen spontan ein. Langfristig haben sie zudem ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Diabetes und eine Reihe anderer Erkrankungen, die durch dauerhaften Stress verursacht werden können.

Eine Schlafapnoe ist deshalb unbedingt zu behandeln. Hierfür stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Der Goldstandard ist die sogenannte Überdruckbeatmung, bei der eine Atemmaske dem Patienten im Schlaf Raumluft mit einem leichten Überdruck zuführt. Dadurch können die oberen Atemwege offengehalten werden, und die Atemstillstände verschwinden.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa