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Keine Evidenz bei Covid-19

Was hinter dem Hype um Ivermectin steckt

Erzählungen zur vermeintlichen Wunderwaffe Ivermectin gegen Covid-19 geistern schon länger in den sozialen Medien herum. Eigentlich handelt es sich um ein Parasitenmittel. Experten warnen vor der eigenmächtigen Einnahme.
dpa
30.11.2021  16:00 Uhr
Wofür Ivermectin eigentlich eingesetzt wird

Wofür Ivermectin eigentlich eingesetzt wird

Bei Tieren wird Ivermectin in Form von Injektionen oder Pasten zur Behandlung bei Parasitenbefall verwendet. Hochkonzentrierte Dosen für große und schwere Lebewesen wie Kühe oder Pferde unterscheiden sich stark von denen, die für Menschen gedacht sind. Für diese sind in ganz bestimmten Dosierungen Ivermectin-Tabletten zur Behandlung einiger parasitärer Würmer oder Hautkrankheiten wie Rosazea zugelassen.

Nach Angaben auf dem Beipackzettel kann die Verwendung des Medikaments zu Lebererkrankungen, Blut im Urin, Übelkeit, Erbrechen, Zittern, Atembeschwerden, Hodenschmerzen, Gleichgewichtsstörungen oder Krampfanfällen kommen. Eine Überdosierung könne zu Koma oder Tod führen, schreiben die Experten der FDA.

Unseriöse Webseiten befeuern Ivermectin-Hype 

Impfgegner sehen in dem Medikament schon länger ein Wundermittel in der Corona-Pandemie. In Österreich zum Beispiel, wo etwa Politiker der rechtspopulistischen FPÖ Ivermectin immer wieder anpreisen, wurde zeitweise von einem Run auf Apotheken berichtet. Ende August wiesen Experten der US-Gesundheitsbehörde CDC auf immer mehr Anrufe bei Giftnotrufzentralen nach der Einnahme von Ivermectin hin. Der Behörde zufolge gibt es Daten, wonach die Zahl der Verschreibungen in US-Einzelhandelsapotheken von im Schnitt 3900 pro Woche vor Beginn der Pandemie auf knapp 90.000 Mitte August anstieg.

Angefeuert wird der Hype vor allem von unseriösen Seiten im Internet, die zuweilen auf vermeintlich vielversprechende Studienergebnisse im Zusammenhang mit Ivermectin verweisen. Vor allem positive Ergebnisse kleinerer Studien veranlassen Lobbygruppen dazu, den Einsatz als Covid-Medikament zu fordern.

Es stimmt, dass es einzelne Erhebungen gibt, die einen angeblichen Nutzen zeigen. Dabei muss man die einzelnen Untersuchungen aber genauer betrachten. Zum Beispiel hieß es im Juni etwa von der Universität Oxford, Ivermectin habe in kleinen Laborstudien vielversprechende Ergebnisse erzielt. Eine frühe Verabreichung reduziere die Viruslast und die Dauer der Symptome bei einigen Patienten mit leichter Erkrankung, so die damalige Annahme. Doch seinerzeit wurde bereits eingeschränkt: Da es nur wenige Belege aus kontrollierten Studien gebe, solle Ivermectin in eine großangelegte Erhebung einbezogen werden, um Aussagekraft zu erhalten. Soll heißen: Beweiskraft eher überschaubar.

Bereits im April 2020 wiederum wie eine australische Laborstudie darauf hin, dass Ivermectin in Zellkulturen die SARS-CoV-2-Vermehrung hemmen könnte. Doch Forscher etwa der Donau-Universität im österreichischen Krems ordneten die Ergebnisse ein: »Die dabei verwendete Dosis lag jedoch weit über jener, die für Menschen als unbedenklich gilt.«

Gerade wegen solch diffuser Lagen gibt es sogenannte Meta-Analysen, die Einzeluntersuchungen zusammenfassen. Bisher kommt keine dieser zuverlässigen Übersichtsstudien zu der Erkenntnis, dass bei Ivermectin ein Nutzen gegen Covid-19 erkennbar ist. Und darauf beziehen sich die Festlegungen unter anderem von RKI, WHO und EMA.

»Es gibt keine aussagekräftige Evidenz für die Anwendung von Ivermectin bei SARS-CoV-2.«
Ivermectin-Hersteller MSD (Merck Sharp & Dohme)

Angeblich gute Erfahrungen im Ausland: Häufig verweisen Ivermectin-Anhänger auch auf Länder wie Indien oder Japan, wo das Mittel angeblich geholfen haben soll, die Pandemie einzudämmen. Dabei hat die Regierung in Neu-Delhi schon längst wieder Abstand von dem Medikament genommen, unter anderem wegen des »hohen Risikos der Einseitigkeit in vielen Studien«. Auch die Behauptung, Tokio setze mittlerweile anstatt auf die Impfung auf Ivermectin, ist frei erfunden. Auf der Liste der in Japan gegen Corona zugelassenen Arznei taucht das Mittel gar nicht auf.

In Österreich spricht sich sogar der Hersteller MSD (Merck Sharp & Dohme) gegen eine eigenmächtige Einnahme aus: »Es gibt keine aussagekräftige Evidenz für die Anwendung von Ivermectin bei SARS-CoV-2«, teilte das Unternehmen jüngst mit. Der Virologe Christoph Steininger von der Medizinischen Universität Wien rät »dringend« von einer Covid-19-Behandlung mit Ivermectin ab: »Zusätzlich zur fehlenden Zulassung und Wirkung [ist] die Möglichkeit schwerer Nebenwirkungen zu bedenken.«

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