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»Mykotherapie«

Was können Heilpilze?

Die sogenannte Mykotherapie, also die Anwendung von sogenannten Heil- oder Vitalpilzen als Naturmedizin, hat ihren Ursprung in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Auch hierzulande boomt das Angebot entsprechender Produkte, insbesondere im Internet. Der Wissensstand zu Heilpilzen ist jedoch mehr als lückenhaft. Aussagekräftige klinische Studien fehlen ganz. Experten warnen daher vor der unkritischen Anwendung. 
Katja Egermeier
22.10.2021  15:30 Uhr

Bei einer »Mykotherapie« werden vorzugsweise aus Großpilzen gewonnene Extrakte zur Prävention oder als unterstützende beziehungsweise alleinige Therapie angewendet – bislang jedoch ohne hinreichende wissenschaftliche Basis. Die sogenannten Vital-, Heil- oder Medizinalpilze sind in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen, sondern meist in Form von Extrakten in Kapseln, Tabletten oder Pulver als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Somit sind diese Produkte beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zwar registriert, die strengen Prüfungskriterien wie Arzneimittel erfüllen sie jedoch nicht. Es ist weder ein Wirksamkeitsnachweis durch klinische Studien erforderlich, noch findet eine Kontrolle im Sinne einer staatlichen Zulassung statt.

(Neben-)Wirkungen unerforscht

Hinweise auf positive medizinische Wirkungen insbesondere einzelner Inhaltsstoffe, zu denen unter anderem Beta-Glucane, Lektine, Ergosterol oder Aminosäuren wie Arginin zählen, seien zwar zu erkennen, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) in einer Stellungnahme des Fachausschusses »Pilzverwertung und Toxikologie«. Das möglicherweise zukünftig umsetzbare medizinische Potenzial der Pilze könne jedoch nicht genutzt werden, da es bislang an belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen über Wirkungen und Nebenwirkungen fehle. Die bisherigen positiven Daten beruhten nur auf In-vitro- und Tierversuchen sowie präklinischen und wenigen klinischen Studien beziehungsweise auf individuellen Erfahrungsberichten. Die DGfM hält daher weitere Forschungen, vor allem prospektive klinische Doppelblindstudien, die einer evidenzbasierten Medizin genügen, für erforderlich.

Als bedenklich stuft die DGfM ein Einsatz von Vitalpilzen vor allem mit Blick auf die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten ein. Das könne zu unerwünschten Wechselwirkungen führen, zumal die Inhaltsstoffe der Pilze zumeist weitgehend unbekannt sind. Eine »Mykotherapie« sollte daher stets nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Was die üblichen Speisepilze angehe, von denen ebenfalls einige in die Kategorie »Heilpilze« fallen, sieht die DGfM keine Bedenken. Ihr Verzehr trage vielmehr zu einer ausgewogenen, abwechslungsreichen und auch gesunden Ernährung bei.

Verunreinigungen nicht selten

Sehr kritisch äußert sich auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hinsichtlich der Vermarktung von Vitalpilzen. Sie weist auf ihrer Webseite darauf hin, dass es sich bei dem Begriff »Vitalpilz« schlichtweg um einen Marketingbegriff handelt, zumal Wirkungen, die isolierte Inhaltstoffe im Reagenzglas oder Tierversuch zeigen, nicht einfach auf den Menschen übertragbar sind. Viele Menschen hielten Heilpilze jedoch schon aufgrund des Namens, aber auch wegen der häufig arzneiähnlichen Aufmachung und Berichterstattung für seriöse Arzneimittel.

Zudem könnten Heilpilze giftige oder ungenießbare Substanzen enthalten, teils auch abhängig von der Zubereitung. Würden die Pilze oder Pilzprodukte unsachgemäß gelagert, was bereits beim Hersteller oder Händler der Fall sein kann, können sie dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zufolge mit Schimmelpilzgiften kontaminiert sein. Auch würden Heilpilzprodukte häufig aus Ländern importiert, in denen es keine sorgfältige Kontrolle der Produktqualität oder -sicherheit gebe. Verunreinigungen mit giftigen Stoffen wie zum Beispiel Schwermetallen seien oftmals nicht auszuschließen. Analysen hätten auch gezeigt, dass häufig andere Substanzen oder Pilzextrakte als deklariert in den Produkten eingesetzt wurden.

Heilpilze und Krebs

Auch Krebspatienten dürften bei der Suche nach ergänzenden oder alternativen Behandlungsmethoden auf das Thema Heilpilze stoßen. Vor allem von Shiitake-Pilzen erhoffen sie sich oftmals Hilfe. Dieser »Heilpilz« hat jedoch in der Krebsbehandlung in Deutschland ebenso wenig einen Stellenwert wie andere Pilzarten, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) bereits im Jahr 2014 deutlich gemacht hat. Zwar gebe es Studien an Zelllinien und Tieren, die auf eine Wirkung von Inhaltsstoffen des Pilzes gegen Krebszellen hinweisen. Auch lassen erste Untersuchungen an einer sehr kleinen Zahl von Krebspatientenbei bestimmten Tumorarten positive Wirkungen auf die Lebensqualität vermuten. Doch auch hier gelte: Die Aussagekraft der Studien ist gering. Zudem sei unklar, welchen Inhaltsstoffen welche Effekte zuzuschreiben sind und auch ob diese nur in ihrer Gesamtheit auftreten.

Ob gekocht oder gebraten: Wenige Stunden nach dem Verzehr von Shiitake-Pilzen kann es zudem – wenn auch selten – laut DKFZ zu einer sogenannten Shiitake-Dermatitis als Hautausschlag kommen, der sich in stark juckenden, striemenartigen Rötungen am Körper äußert und bis zu acht Wochen bestehen bleiben kann. Das DKFZ spricht von einer schwerwiegenden Nebenwirkung, für die schon der bloße Hautkontakt mit den Pilzen genüge.

Pilzart
deutsche Bezeichnung
»Vitalpilz«
japanische/chinesische Namen
Produktbezeichnung
• Mandelpilz • Agaricus ABM
• Sonnenpilz
• Himematsutake
• Waldohr/Chinesische Morchel/Mu-err • Auricularia
• Mu err
• Kikuurage
• Schopftintling/Spargelpilz • Coprinus
• Samtfußrübling • Enoki
• Enokitake
• Glänzender Lackporling • Reishi
• Ling Zhi
• Klapperschwamm • Maitake
• Huishuhua
• Igelstachelbart • Hericium
• Shishigashira
• Yamabushitake
• Shiitake • Shiitake
• Shiang Ku
• Austernseitling • Austernpilz
• Ping Gu
• Hiratake
• Schmetterlingsporling/ Schmetterlingstramete • Coriolus
• Yun Zhi
• Kawaratake
»Heilpilze« und ihre Produktbezeichnungen
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