Was Kontaktlinsenträger beachten sollten |
Verena Schmidt |
17.04.2025 08:30 Uhr |
Mit der richtigen Pflege können Allergiker ihre Kontaktlinsen auch in der Pollenzeit einsetzen. / © Getty Images/yacobchuk
In Deutschland leidet rund jeder fünfte Erwachsene unter Heuschnupfen. Besonders den Augen spielt die Pollenzeit jetzt übel mit: Sie jucken, brennen, tränen, schwellen an und/oder sind extrem trocken. Aber nicht nur Pollen können Auslöser für gereizte Augen sein, auch Allergien gegen Hausstaubmilben, Tierhaare oder Nahrungsmittel können hinter entsprechenden Beschwerden stecken. Bei Kontaktlinsenträgern seien außerdem allergische Reaktionen auf Kontaktlinsenpflegemittel oder durch Ablagerungen auf den Linsen möglich, erklärt das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) auf seiner Website. Der Verein betreibt seit 1949 Aufklärungsarbeit rund um gutes Sehen mit Brille und Kontaktlinsen.
Egal, welcher Auslöser dahintersteckt: Allergische Reaktionen vermindern die Qualität des Tränenfilms. Die Linse »schwimme« dann nicht mehr gut auf den Augen, so das KGS. Zudem könne sich die Bindehaut auf dem Auge und unter den Augenlidern röten und teils stark anschwellen. Auch die Form der Hornhaut könne sich leicht verändern. »Das alles führt dazu, dass die Linse – egal ob hart oder weich – unangenehm ist, schlecht sitzt und man auch schlecht sieht«, fasst das KGS zusammen. Wer unter stark ausgeprägten Symptomen leidet, sollte vorerst auf das Tragen der Kontaktlinsen verzichten.
Die Experten des KGS betonen: Die Augen zu reiben, ist tabu. Das reizt die Bindehaut noch mehr. Besser sei der Einsatz von Tränenersatzmitteln oder eine Kontaktlinsenpause einzulegen. Um vorbereitet zu sein, sollten Pollenallergiker neben befeuchtenden Tropfen in der Pollensaison stets eine Brille dabei haben sowie einen sauberen Linsenbehälter und eine kleine Flasche Aufbewahrungslösung oder Einzeldosen isotoner Kochsalzlösung, um die Kontaktlinsen zu lagern und zu reinigen, rät das KGS.
Befeuchtende Augentropfen, zum Beispiel Tränenersatzmittel mit dem Klassiker Hyaluronsäure, Polymeren wie Povidon oder Cellulose-Derivaten wie Hypromellose, können in der Regel auch von Kontaktlinsenträgern ohne Bedenken angewendet werden. Im Zweifel gilt: einfach in der Packungsbeilage nachschauen. Kontaktlinsenträger sollten unbedingt darauf achten, konservierungsmittelfreie Präparate auszuwählen.
Vorsicht ist bei der Anwendung arzneistoffhaltiger Augentropfen geboten: Inhaltsstoffe können sich an oder in den Kontaktlinsen anreichern. Die Wirkstoffe kämen dann nicht mehr in der gewünschten Dosis im Auge an oder würden immer noch abgegeben, wenn es nicht mehr nötig ist, warnt das KGS. Daher sollte man nach dem Einträufeln der Augentropfen in das Auge etwas warten, bis die Kontaktlinsen eingesetzt werden – mindestens 15, besser 20 bis 30 Minuten, rät das KGS. Oder man steigt während der Anwendung der Augentropfen auf die Brille um und verzichtet kurzzeitig auf die Haftschalen.
Antiallergische Augentropfen mit Azelastin und Ketotifen sowie der prophylaktisch wirksamen Cromoglicinsäure stehen in Einzeldosen-Ophthiolen beziehungsweise teils auch im COMOD-System in unkonservierter Formulierung zur Verfügung. Der Wirkstoff Levocabastin ist allerdings nur in konservierten Mehrdosenbehältnissen auf dem Markt. Das enthaltene Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid kann zwar die Penetration bestimmter Wirkstoffe ins Auge verbessern, aber auch die Stabilität des Tränenfilms verringern und die Augen austrocknen. Benzalkoniumchlorid kann sich außerdem an weichen Kontaktlinsen anlagern – Kontaktlinsenträger sollten daher besser darauf verzichten.
Als Alternative zu Augentropfen können vor allem bei vielfältigen oder stärkeren Beschwerden auch systemische Antiallergika eingenommen werden. Doch Vorsicht: Gerade Antihistaminika der ersten Generation wie Diphenhydramin oder Doxylamin können anticholinerge Nebenwirkungen hervorrufen, die Augen also zusätzlich austrocknen. Moderne Antihistaminika der zweiten Generation wie Cetirizin, Levocetirizin, Loratadin, Desloratadin und Bilastin sollten bevorzugt werden, sie lösen kaum anticholinerge Nebenwirkungen aus.
Wer harte Kontaktlinsen trägt, ist in der Allergiezeit im Vorteil, denn Ablagerungen – auch Pollen – haften auf der Oberfläche formstabiler Linsen weniger gut als auf der weicher Kontaktlinsen. Das KGS rät Trägern von weichen Kontaktlinsen, in der Pollenzeit möglichst auf Tageslinsen umzusteigen. Diese werden nur einen Tag getragen und abends entsorgt; am nächsten Morgen werden dann frische, saubere Linsen eingesetzt. Wer weiche Monats- oder Jahreslinsen verwendet, sollte in der Pollenzeit mehr denn je auf eine ordentliche Reinigung und Pflege setzen. Die Linsen sollten häufiger mit einem geeigneten Pflegemittel gereinigt und anschließend abgespült werden.
Sowohl für weiche als auch formstabile Kontaktlinsen könnten zur Desinfektion und Pflege laut des KGS Peroxidsysteme verwendet werden. Das enthaltene Wasserstoffperoxid desinfiziere besonders gründlich. »Peroxidsysteme enthalten nach der Neutralisation im Gegensatz zu vielen All-in-one-Lösungen auch keine Konservierungsmittel, die Allergiker teilweise nicht vertragen«, heißt es vonseiten des KGS. Wer bei All-in-one-Systemen bleiben möchte, sollte darauf achten, dass diese möglichst konservierungsmittelfrei sind.
Nach dem Tragen sollten die Kontaktlinsen mit einem geeigneten Pflegemittel mechanisch durch das Reiben mit einem Finger in der Handinnenfläche von Ablagerungen befreit werden. Hilfreich sind laut KGS außerdem Zwischenreinigungen und anschließendes Abspülen mit Kochsalzlösung. Gegebenenfalls können auch regelmäßig Proteinentfernungstabletten eingesetzt werden.