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Interview

Was macht eine PTA auf Station?

In vielen Kliniken sind bereits Apotheker auf Stationen tätig und tragen zur Arzneimitteltherapiesicherheit bei. Von »PTA auf Station« hört man jedoch eher seltener. Genau diesen Weg ist das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier gegangen – ein Erfolgskonzept?
AutorKontaktJuliane Brüggen
Datum 31.07.2025  12:00 Uhr

Mittlerweile sind zwei Stellen etabliert, eine PTA auf Station und eine PTA in der Notaufnahme, wie Patrick Lehmann, Leiter der Krankenhausapotheke, berichtet. Eine weitere Stelle soll im Herzzentrum entstehen und auch für die derzeit in baulicher Erweiterung befindliche Intensivstation ist pharmazeutisch-technische Unterstützung geplant. Das zeigt: Das Konzept macht Schule. Im Gespräch mit PTA-Forum erzählt er – nach einem Jahr Erfahrung – zusammen mit Simone Kröschel, die als PTA auf einer Station arbeitet, was das Konzept und die Arbeit ausmacht.

PTA-Forum: Herr Lehmann, wie kam es dazu, PTA auf der Station einzusetzen?

Lehmann: Ich hatte den Wunsch, mehr pharmazeutisches Personal in die Stationen zu bekommen. Typischerweise denkt man an Apotheker auf Station. Ich hatte aber bei einer vorherigen Tätigkeit, wo ich selbst Stationsapotheker war, die Chance zu erleben, wie man den Beruf der PTA in diesem Setting einsetzen kann. Allerdings war das Spektrum der Tätigkeiten dort eher begrenzt. Ich war schon immer der Ansicht, dass PTA deutlich mehr erreichen können, auch in Zusammenarbeit mit den Patienten.

Es gab dann hier eine Station, wo wir den Bedarf sahen, und damit die Chance, es umzusetzen – eine PTA einzustellen, die sich mit den Arzneimitteln befasst und akute logistische Probleme in den Griff bekommt. Dann haben wir weitergedacht: Dass man dort auch in die Visitenbegleitung geht, die Patienten kennt, die Medikationen kennt, uns als Stationsapotheker zuarbeitet. Das wurde als Hilfsmaßnahme für diese Station als wertvoll gesehen. Wir freuen uns, dass wir das Konzept umsetzen konnten.

PTA-Forum: Wie sieht das Konzept genau aus?

Lehmann: Es wird mit den Pflegeleitenden grundsätzlich gesprochen, was sie sich vorstellen, welche Tätigkeiten helfend übernommen werden sollen. Von daher ist das Tätigkeitsfeld von Frau Kröschel etwas anders als das, was die Kollegin im Notfallzentrum macht. Und auch das, was wir jetzt für das Herzzentrum planen, sieht wieder etwas anders aus. Wir orientieren uns da sehr am Bedarf, aber im Grundsatz sind fachliche und logistische Unterstützung das Kernelement.

Das fängt an bei: wie ordne ich die Arzneimittel sinnvoll im Schrank an, wie ordne ich das Stellverhalten, wie die BtM-Dokumentation. Und dann schaut sich die PTA die Medikation des Patienten an. Zum Beispiel: Ist die Aufnahmemedikation, die der Patient mitbringt, umgesetzt worden? Sind da Dosierungsfehler, auf die wir hinweisen müssen? Die Krönung des Ganzen ist es, mit dem Patienten zu sprechen, erklärungsbedürftige Arzneiformen zu veranschaulichen, die Medikationen zu erklären bevor der Patient entlassen wird, damit er auch im ambulanten Setting zurechtkommt.

PTA-Forum: Gibt es eine Weiterbildung für diese spezielle Tätigkeit für PTA?

Lehmann: Das gibt es tatsächlich nicht. Die ADKA [Anm. d. Red.: Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker] bietet eine Fachweiterbildung für das Thema PTA im Krankenhaus an, das geht in die Richtung, würde aber die Aspekte, die wir hier umsetzen, so nicht abbilden. Wir sind hier also ein bisschen selbstfindend. Wir versuchen pragmatisch das Bestmögliche umzusetzen, selbstverständlich im rechtlichen Rahmen.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wir eine Fachweiterbildung für PTA anstoßen und anbieten, um anderen Kolleginnen und Kollegen, die aus dem PTA-Beruf kommen, das nötige Handwerkszeug an die Hand zu geben.

PTA-Forum: Wie ist das auf der Station angekommen, dass eine PTA dazukommt?

Lehmann: Das brauchte eine gewisse Anlaufzeit, manche sind da sehr offen, manche eher nicht. Das ist dann unser Job, zu überzeugen, aber ich glaube so über das Jahr hinweg ist uns das ganz gut gelungen. Das Feedback ist durchweg positiv. Die Kolleginnen und Kollegen der Pflege und auch aus der Ärzteschaft sagen: Das hat die Station maximal vorangebracht. Und das Ganze hat im Haus Schule gemacht, wir erhalten mittlerweile Anfragen von anderen Stationen und Bereichen.

PTA-Forum: Welche Vorteile hat es aus Ihrer Sicht, PTA auf Stationen zu haben?

Lehmann: Die Pflege wird mit den Arbeiten entlastet, die für sie ohnehin eher »nervig« sind. Alles, was den Umgang mit Medikamenten angeht, ist für sie oftmals leider eher eine Art »Beiwerk«, für uns ist es Herzblut. Beide Disziplinen lernen unheimlich viel voneinander.

Es ist auch gelungen, ein ganz anderes Verständnis für Arzneimittel auf der Station zu erwirken. Und auch die Patienten sind dankbar dafür, einen Ansprechpartner zu haben, der vielleicht noch mal die Medikation erläutert, ein neues Dosieraerosol erklärt. Das ist ein großer Benefit.

Kröschel: Das Verhältnis von Station zu Apotheke hat sich zum Positiven gewendet, weil ich viel abnehme, was den Kontakt mit der Krankenhausapotheke angeht. Auch umgekehrt funktioniert es. So wird dann vieles schon am selben Tag geklärt.  Auch die Aufnahme der Medikation von Neupatienten erfolgt direkt nach der Hausliste. Der Arzt kann direkt in die Anamnese gehen und muss nicht überlegen, was vorrätig ist. Die Pflege hat auch erkannt: Bevor man irgendwelche Bücher, Fachinfos, Beipackzettel auspackt, kann man mich fragen.

PTA-Forum: Frau Kröschel, wie sind Sie PTA auf Station geworden?

Kröschel: Ich war 12 Jahre in der öffentlichen Apotheke tätig nach der Ausbildung. Dann kam eine ehemalige Arbeitskollegin zu mir und hat gesagt: »Schau mal, die suchen PTA im Notfallzentrum, wäre das nicht was für dich?« Weil ich FSJ im Rettungsdienst gemacht habe. Dann die erste Kontaktaufnahme mit Herrn Lehmann telefonisch, beworben, eingeladen, hospitiert und letztendlich dann auf Station gelandet.

PTA-Forum: Was ist das für eine Station?

Kröschel: Das ist eine Wahlleistungsstation, hier sind verschiedene Fakultäten vertreten: Chirurgie, Gastroenterologie, Rheumatologie, Nephrologie, Pulmologie und dann noch verschiedene andere Fakultäten, etwa urologisch oder auch neurologisch.

Lehmann: Das ist ein ganz breites Feld auf der Station von Frau Kröschel. Da kommt von Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion über Patienten mit fortgeschrittener COPD bis hin zu onkologischen Patienten alles zusammen. Von daher ist das ein abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld, wo es echt nicht langweilig wird und es immer neue Herausforderungen gibt.

PTA-Forum: Welche Aufgaben übernehmen Sie genau?

Kröschel: Das ist einiges. Etwa die Logistik der Arzneimittelschränke, die monatliche Verfallskontrolle, BtM-Kontrolle und die Betreuung bei einer Bestellung. Dann die Erfassung der Medikationen: Ich betreue morgens die stationären Aufnahmen, da laufe ich komplett mit. Pharmazeutisch erfasse ich alles von Medikationsplan über Nahrungsergänzungsmittel bis hin zur Selbstmedikation, und habe dann auch den Patienten das erste Mal gesehen.

Ich bin auch für alles, was ärztlicherseits gefragt wird, da, wenn zum Beispiel eine Medikation nach der Erfassung unklar ist. Da erfolgt dann direkt eine Rücksprache, so dass es ausgemerzt ist. Dann natürlich die Patientensicherheit. Bei unklaren Verordnungen oder wenn ich nicht mehr weiterkomme, habe ich ein Telefon. Die Apotheker sind immer zu erreichen.

Ich bin außerdem immer anwesend für die Pflege bei Fragen, zum Beispiel bei Rekonstitution, Antibiosen, richtiges Lösungsmittel oder Verabreichung von Tabletten. Vor der Visite, an der die Stationsapothekerin teilnimmt, schaue ich mit ihr gemeinsam den Patienten an: Labor, Medikamente. Ich habe die Personen ja meistens jeden Tag vor mir und kann Feedback geben, wie der Verlauf auf der Station ist.

Lehmann: Der große Benefit ist, Frau Kröschel sieht die Patienten durchgängig. Sie bekommt mit, welche Anordnungen getroffen wurden, die vielleicht noch nicht im System stehen. Sie ist ein ganz wertvolles Bindeglied in die Richtung.

PTA-Forum: Und wie sieht so ein typischer Tag bei Ihnen aus? Oder ist jeder Tag anders?

Kröschel: Ja, jeder Tag ist anders. Wenn man eine Struktur erwartet, kann ich das direkt verneinen. Strukturiert sind einzig die stationären Aufnahmen, der Rest kommt, je nachdem, was ansteht oder sich ergibt.

PTA-Forum: Wie unterscheidet sich der Patientenkontakt und die Arbeitszeit im Vergleich mit der öffentlichen Apotheke?

Kröschel: Man hat mehr Zeit für den einzelnen Patienten. Es ist ja häufig in der öffentlichen Apotheke wie am Fließband. Auch die Arbeitszeit unterscheidet sich: Ich arbeite hier Montag bis Freitag von 7.30 Uhr bis circa 16 Uhr. Das Mehr an Freizeit ist Gold wert.

PTA-Forum: Das Berufsfeld könnte für viele PTA interessant sein. Was braucht man, um als PTA auf Station zu arbeiten?

Kröschel: Wichtig ist Eigeninitiative. Man arbeitet auf der Station selbständig. Außerdem braucht man ab und an Durchsetzungsvermögen, zudem diplomatisches Geschick, Empathie und die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Auch eine strukturierte Arbeitsweise ist von Vorteil. Hinzu kommt Offenheit gegenüber allen Berufsgruppen und man bringt am besten schon Berufserfahrung mit.

Lehmann: Das ist ein ganz wichtiger Punkt, PTA arbeiten mit den Ärzten auf Augenhöhe. Das hat man sonst glaube ich in der öffentlichen Apotheke selten, auch als Apotheker. Die Apotheke ist hier anerkannt für das, was sie tut am Haus und als Ansprechpartner da.

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