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Reine Kopfsache 

Was nützen Nahrungsergänzungsmittel wirklich?

Bringt die regelmäßige Einnahme von Multivitamin- und Mineralstoff-Präparaten einen Nutzen für die Gesundheit? Ein Forscherkonsortium kommt nun zu dem Ergebnis, dass sich ein Nutzen nicht objektiv nachweisen lässt, obwohl er subjektiv wahrgenommen wird. Denn offensichtlich ist die Einnahme von Supplementen stark mit positiven Erwartungen an die Wirksamkeit verknüpft.
Theo Dingermann
13.11.2020  14:30 Uhr

Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln behauptet sich stabil als ein milliardenschweres Segment unseres Gesundheitssystems, obwohl es kaum Evidenz für irgendeinen Nutzen der Einnahme dieser Zusatzstoffe gibt. Die Validität dieses Urteils wurde nun ein weiteres Mal auf die Probe gestellt. Ein Konsortium von Wissenschaftlern teils sehr prominenter akademischer Institutionen an der Ostküste der USA ist der Frage noch einmal nachgegangen. Die Ergebnisse wurden nun im British Medical Journal (BMJ) publiziert.

Die Studie stützt sich auf die Informationen aus einer großen, landesweit repräsentativen Stichprobe, bei der 21.603 erwachsene US-Amerikaner im Rahmen der jährlichen nationalen Gesundheitsumfrage 2012 hinsichtlich ihres Einsatzes von Komplementärmedizin befragt worden waren. Dabei werden die Probanden um Auskunft gebeten, wie sie subjektiv ihre Gesundheit beurteilen.

Konkret wurden die Probanden danach befragt, wie stark sie bei den täglichen Routineaktivitäten auf zusätzliche Hilfsmittel angewiesen sind. Ferner bat man sie um Auskunft zur Vorgeschichte von zehn möglichen Langzeiterkrankungen wie Bluthochdruck, Asthma, Diabetes und Arthritis. Und sie wurden zum Auftreten von 19 häufig aufgetretenen Gesundheitsproblemen in den vorangegangenen 12 Monaten befragt, darunter Infektionen, Gedächtnisverlust, neurologische und muskuloskelettale Probleme, sowie zum Grad psychischer Belastungen gemessen an einer validierten Skala.

Etwa 4933 der Befragten gaben an, regelmäßig Multivitamin-/Mineralstoffpräparate einzunehmen; 16.670 der Befragte gaben an, dass sie dies nicht tun.

Wer supplementiert, dem geht es subjektiv besser

Es zeigte sich, dass diejenigen, die regelmäßig Ergänzungsmittel einnahmen, signifikant älter waren und ein höheres Haushaltseinkommen hatten als diejenigen, die keine Multivitamin-/Mineralienpräparate einnahmen. Unter den Konsumenten der Ergänzungsmittel war der Anteil der Frauen höher als unter den Nichtkonsumenten. Zudem hatten mehr der Konsumenten einen College-Abschluss, waren verheiratet und krankenversichert.

Regelmäßige Konsumenten von Nahrungsergänzungsmittel berichteten über einen um 30 Prozent besseren Gesamtgesundheitszustand im Vergleich zu denjenigen, die keine Multivitamin-/Mineralstoffpräparate einnahmen. Allerdings ließ sich das mit den abgefragten Angaben zur Gesundheit nicht korrelieren.

Daraus schließen die Wissenschaftler, dass sich offensichtlich der Nutzen einer Einnahme von Supplementen rein mental auswirkt, ohne objektiv messbare somatische Effekte zu induzieren. Tatsächlich scheinen sich die Konsumenten einen Nutzen aufgrund positiver Erwartungen an die Wirksamkeit nur einzubilden, so die Wissenschaftler.

Bedingte Aussagekraft

Die Autoren sehen ihre Studie durchaus selbstkritisch. Denn es handelt sich hier um eine Beobachtungsstudie, bei der zudem der Gesundheitszustand der Befragten durch subjektive Wahrnehmung eingeschätzt wurde. Und dennoch wird wegen des Fehlens jeglicher Unterschiede in den objektiv messbaren Gesundheitsdaten das Gesamtresultat als relevant bewertet.

Die Forscher erklären dies damit, dass die Konsumenten von Nahrungsergänzungsmitteln entweder fest glauben, dass die von ihnen eingenommenen Mittel wirken müssen oder dass diese Leute einfach von Natur aus eine positivere Einstellung zu ihrer Gesundheit haben, unabhängig davon, ob sie Supplemente nehmen oder nicht.

So scheint diese Studie auch wieder einmal »die Macht eines positiven Denkens« im Zusammenhang mit einer Verbesserung ganz unterschiedlicher Gesundheitszustände zu belegen, resümieren die Forscher. Und sie folgern weiter, dass die Wirkung positiver Erwartungen dann noch einmal stärker ausgeprägt zu sein, wenn es sich um »besorgte Gesunde« handelt, die sich mit Supplementen versorgen.

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